MuschelkapelleJahrhunderte altes Bodenmosaik aus Brühl wird aufgenommen

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Geraldine Krauthäuser (r.) und Christian Rubin lösen die alten Ziegelsteine aus dem Boden.

Geraldine Krauthäuser (r.) und Christian Rubin lösen die alten Ziegelsteine aus dem Boden.

Brühl – Die lauten Geräusche eines Bohrhammers hallen in der Muschelkapelle im Park von Schloss Falkenlust. Sobald sie verstummen, rumpelt es blechern. Dann erscheint Geraldine Krauthäuser mit einer Schubkarre, beladen mit altem Ziegelbruch, den sie vor der Kapelle auf einem Hänger abgekippt. Die Sanierungsarbeiten an der historischen Muschelkapelle, genauer gesagt am Boden der Kapelle, sind in vollem Gange.

Jahrelang haben sich die Planer der Schlossverwaltung mit dem Restauratorenteams Kartäuserhof aus Köln besprochen und ein Konzept erstellt, wie der Boden der Muschelkapelle abgedichtet und anschließend wieder in seiner Pracht hergestellt werden kann.

Aus der Zeit des Kurfürsten

Vor einer Woche haben die Sanierungsarbeiten des ersten Bauabschnitts begonnen. In Feinarbeit hat das Restauratorenteam mit der Leiterin Geraldine Krauthäuser und den Restauratoren Anja Raetz und Christian Rubin das kunstvoll gestaltete Bodenmosaik von der rund acht Quadratmeter großen Fläche aufgenommen, die sich rechts am Eingang der Muschelkapelle befindet. Blaue Glasperlen, die zum Teil aus der Zeit von Kurfürst Clemens August, zum Teil aber auch von Reparaturarbeiten der 1960er-Jahre stammen, wurden aus dem passend eingefärbten Mörtel gelöst und gesäubert.

Ebenso wurde mit den hellen Kieseln und dunklen und roten Steinen umgegangen, die zwischen 1730 und 1740 zu dem kunstvollen Bodenmosaik zusammengefügt worden sind. Mit Pergamentpapier haben die Restauratoren im Vorfeld die einzelnen Muster nachgezeichnet, damit am Ende der Abdichtungsarbeiten die Steine wieder an ihren alten Platz kommen.

Boden abgedichtet

Derzeit wird die darunter liegende Ziegelschicht mit dem Kalkmörtel entfernt. „Dabei gehen wir bis zum Fundament“, erklärt Geraldine Krauthäuser. „Danach tragen wir eine neue Tragschicht aus Einkornmörtel auf.“ Anschließend soll das Mosaik in Feinarbeit wieder aufgebaut werden. Dieses Verfahren wurde in einem Referenzfeld in der Kapelle ausprobiert. „Da konnten wir erkennen, dass durch diese Bauweise der Boden abgedichtet ist“, erklärt Ulrike Thormann von der Schlossverwaltung. „Bislang haben sich dort noch keine Salzkristalle gebildet.“

Die Muschelkapelle steht im lauschigen Park des Jagdschlosses.

Die Muschelkapelle steht im lauschigen Park des Jagdschlosses.

Um die fehlenden Steine und Glasperlen, die im Laufe der Jahrzehnte verschwunden sind, haben sich die Restauratoren gekümmert. Eine Kölner Glasperlenwerkstatt wird 2000 blaue Perlen nach historischem Verfahren herstellen. Rund 4000 Perlen, die bei Restaurierungsarbeiten in den 1970er- Jahren verlegt wurden, werden mattiert. Die Sanierung des Kapellenbodens kostet insgesamt rund 300.000 Euro.

Technickerin erläutert Projekt

Frau Thormann, weshalb ist die Sanierung des Bodens der Muschelkapelle notwendig?

Wir haben dort Anfang der 1990er-Jahre massive Versalzungsschäden festgestellt. Diese führen dazu, dass das Oberflächenmaterial zerstört wird. Diese Schäden werden behoben, und neue Schäden sollen verhindert werden.

Die beiden Schlösser Augustusburg und Falkenlust werden sukzessive saniert, wobei diese Arbeiten nahezu abgeschlossen sind. Gehören die Arbeiten an der Muschelkapelle zu der Gesamtmaßnahme?

Nein, die Muschelkapelle ist eigenständig zu betrachten. Für Schloss Falkenlust gab es ein Komplettpaket mit der Restaurierung sämtlicher Innenräume und der Außenhaut von Schloss Falkenlust. Die Muschelkapelle hat aber eine vielfältige Problemstellung, deshalb brauchte man eine lange Vorbereitungszeit. Daher konnten wir diese Arbeiten nicht in das Großkonzept mit einbinden. Wir haben mit den ersten Untersuchungen an der Muschelkapelle Anfang der 1990er-Jahre begonnen. Und es hat bis 2011 gedauert, bis wir entsprechende Gutachten und Untersuchungen soweit abgeschlossen hatten, dass ein wirklich belastbares und vernünftiges Konzept erstellt werden konnte.

Was wird sich den Besuchern der Schlösser und der Muschelkapelle bieten, wenn die Sanierung abgeschlossen ist?

Die Muschelkapelle ist nicht in die museale Nutzung eingebunden. Wir werden sicherlich, wenn es die Witterungsverhältnisse zulassen, die Türen öffnen. Aber die Gittertüren werden geschlossen gehalten, so dass man nur von außen einen Blick nach innen in den Raum hineinwerfen kann. Die Muschelkapelle ist aufgrund ihrer Ausstattung nicht für einen Besuch von mehreren Menschen geeignet. Wir sanieren nah an der Altsubstanz. Und wir versuchen auch, so viel wie möglich von der barocken Substanz und von der barocken Ausführungstechnik für die Nachwelt zu erhalten. Es geht nicht darum, alles neu zu machen. Wir möchten schon zeigen, wie früher gearbeitet wurde.

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