BarbarahofErfstädter Stadtrat lehnt Gewerbegebiet endgültig ab

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Ein Anschluss des neuen Industriegebiets an den Chemiepark Knapsack wird geprüft.

Ein Anschluss des neuen Industriegebiets an den Chemiepark Knapsack wird geprüft.

Erftstadt/Hürth – Rund 100 Hektar sollte das gemeinsame Industrie- und Gewerbegebiet Barbarahof der Städte Erftstadt und Hürth groß werden. Doch die Pläne hat der Rat der Stadt Erftstadt, auf deren Gebiet rund drei Viertel der Fläche liegt, in seiner letzten Sitzung des Jahres mit Stimmen von CDU und Grüne endgültig abgelehnt. Die Hürther indes wollen an dem Projekt festhalten.

Zuvor hatte Erftstadts Bürgermeister Volker Erner noch einmal stark für die Umsetzung geworben. „Wir würden damit eine riesige Chance vertun, solch ein Gebiet ausweisen zu können“, sagte er. Die Erftstädter Verwaltung geht davon aus, dass nach der Absage in einem Zeitraum von wenigstens 15 Jahren kein neues Gewerbegebiet im Stadtgebiet mehr erschlossen werden kann. So lange hat der Regionalplan Gültigkeit.

Indes kann Erftstadt sich über eine positive Entwicklung bei den Gewerbeflächen im Wirtschaftspark und in Friesheim freuen. Weitere Flächen würden langfristig benötigt. Erner betonte, dass die Stadt auch in der gemeinsamen Ausweisung mit Hürth die Planungshoheit für ihr Gebiet behalten würde.

Zwischen zwei Seen

Auch Gabi Molitor (FDP) sprach sich für das Gewerbegebiet aus. „Es geht darum, Perspektiven offen zu halten.“ Ähnlich argumentierte auch die SPD, die die Absage des Projektes bedauerte. Marion Sand, Fraktionsvorsitzende der Grünen betonte, dass ihre Partei aus Gründen des Naturschutzes gegen das neue Gebiet stimme. Es liegt im Naherholungsgebiet zwischen dem Zieselsmaarsee und dem Villesee. Klar gegen die Ansiedlung äußerte sich auch CDU-Parteichef Michael Schmalen. „Wir können den flammenden Appell der Bürgermeisters nicht nachvollziehen.“

Schmalen argumentierte, dass bei einer Rodung von Bäumen großer Bürgerprotest zu erwarten sei und befürchtet zudem einen Anstieg des Lkw-Verkehrs in dem Gebiet. „Dieser wäre von der vorhandenen Infrastruktur nicht aufzunehmen.“ Zudem würde die Industrie zu nah an die Höfe im Weiler Brüggen heranrücken. Die Landwirte dort seien bereits wegen eines Tagebaus umgesiedelt worden und dürften nicht noch mehr belastet werden. Seine Fraktion glaube auch schlicht nicht an eine erfolgreiche Umsetzung des Industriegebietes.

Unterdessen halten die Hürther nach Auskunft von Bürgermeister Dirk Breuer an der Entwicklung eines interkommunalen Industriegebiets fest, an dem die Städte Wesseling und Brühl beteiligt werden sollen. Beide Nachbarkommunen haben zwar keine Flächen in dem Plangebiet, könnten aber den erforderlichen landesplanerischen Bedarf an Industrieflächen in die Kooperation mit einbringen, den sie auf eigenem Stadtgebiet nicht decken können.

Der Hürther Stadtrat hatte die Verwaltung im November einstimmig beauftragt, gemeinsam mit den Kommunen Brühl, Erftstadt und Wesseling darauf hinzuwirken, dass das Gebiet um den Barbarahof als interkommunale Entwicklungsfläche ins Gewerbeflächenkonzept des Rhein-Erft-Kreises aufgenommen wird. „Die Fläche ist zwar nicht mehr so groß, wenn die Erftstädter nicht mitmachen. Aber wir werden alles daran setzen, das Industriegebiet zu entwickeln“, kündigte Rüdiger Winkler, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Hürther Stadtrat, an. Angesichts knapper Gewerbeflächen müssten alle Chancen genutzt werden, neue Gewerbegebiete zu erschließen.

Unterdessen soll auch geprüft werden, ob das potenzielle Industriegebiet um weitere Flächen nach Norden in Richtung Knapsacker Hügel ausgeweitet und damit an das dortige Industriegebiet angebunden werden kann. Damit könnte auch einem Einwand der Bezirksregierung begegnet werden, laut Angaben der Hürther Verwaltung signalisiert habe, dass sie die ursprünglich angedachte Fläche aus regionalplanerischer Sicht für eher nicht geeignet halte, weil es sich um einen neuen Siedlungsansatz handele, der den Zielen der Regional- und Landesplanung entgegenstehe.

Bei einer Anbindung an den Chemiepark Knapsack würde es sich dagegen um die Fortführung eines bestehenden Siedlungsansatzes handeln.

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