Interview mit Jörg HamelWarum man die Weihnachtsgeschenke im Rhein-Erft-Kreis kaufen soll

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Das Bild zeigt eine Fußgängerzone mit Weihnachtsbeleuchtung.

Das Weihnachtsgeschäft läuft für 75 Prozent der Händler schlechter als im Vorjahr.

Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands NRW erklärt, warum der lokale Kauf im Rhein-Erft-Kreis dem Internetkauf vorzuziehen ist.

Herr Hamel, was hat der Einzelhandel zu bieten, was das Internet nicht leisten kann?

Der Kunde kann das Produkt direkt mit nach Hause nehmen. Der große Unterschied ist aber, dass der Kunde die Waren anfassen, fühlen und auch ausprobieren kann. Das ist besonders bei technischen Geräten, wie zum Beispiel Fotoapparaten, sinnvoll. Aber auch bei Textilien zeigen sich Vorteile. Die kann man anprobieren und den Stoff anfassen – man muss die Ware nicht in mehreren Größen bestellen und anschließend zurückschicken, was auch nicht besonders nachhaltig ist.

Aber das reicht offenbar nicht. Muss der Einzelhandel noch mehr Service, wie zum Beispiel schöne Geschenkverpackungen zu Weihnachten oder einen Liefer-/Bring-Service, anbieten?

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Das machen schon viele Unternehmen. Ein guter Verkäufer oder eine gute Verkäuferin wird sagen, ob mir das Kleidungsstück steht. Oder er/sie empfiehlt mir eine Alternative. Ich bekomme als Kunde eine Entscheidungshilfe, mir werden die Vor- und Nachteile des Produkts aufgezeigt. All das ist mit Bewertungen aus dem Internet nicht vergleichbar. Bei der Vielfalt der Produkte ist es wichtig, dass da jemand ist, der eine Art Lotsenfunktion in diesem Wirrwarr übernimmt. Wir müssen dem Kunden eine individuelle Beratung bieten. Genau das macht den stationären Einzelhandel mit seinen gut ausgebildeten Mitarbeitenden aus. Ein guter Verkäufer ist besser als jede Internetseite.

Das Bild zeigt den Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nordrhein-Westfalen, Jörg Hamel.

Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Nordrhein-Westfalen, Jörg Hamel.

Warum sollte es den Kunden im Rhein-Erft-Kreis nicht egal sein, wenn sie im Internet einkaufen?

Handel ist mehr als Ware gegen Geld. Der Handel hat auch eine soziale Funktion. Zum einen ist es die Beratung, zum anderen ist Handel auch immer ein Treffpunkt für die Menschen. Und Treffpunkte sind auch die Innenstädte der Kommunen im Rhein-Erft-Kreis. Wenn man sieht, wie voll die Weihnachtsmärkte sind, da weiß man, dass die Menschen ein Gemeinschaftsleben haben wollen. Hier haben die Gastronomie und der Handel eine ganz wichtige Rolle und sind eng miteinander verknüpft. Das gilt es nicht nur zu erhalten, sondern vielmehr weiter auszubauen. Heute gibt es Geschäfte, die zum Beispiel sagen: Hier hast du einen Gutschein für ein Getränk nebenan im Café. Wir packen dir inzwischen die Ware als Geschenk ein. Daher ist es auch wichtig, diese Unternehmen zu unterstützen. Das macht man am allerbesten, indem man sie nutzt und dort einkauft.

Fehlt es den Innenstädten im Rhein-Erft-Kreis an genügend, kostenfreien Parkmöglichkeiten?

Parken ist immer ein Schlüsselthema. Es gibt eine gerade herausgegebene Studie von der RWTH-Aachen, die etwas Besonderes zutage gebracht hat. Geschäfte, die den Parkplatz vor der Tür haben, sind bei vielen Käufern gar nicht so beliebt. Auf der anderen Seite darf der Weg auch nicht zu lang sein. Städte wie zum Beispiel Brühl oder Frechen müssen sich die Frage stellen, wie sie den Weg vom Auto zum Geschäft attraktiv und interessant für die Menschen gestalten können. Die Qualität der Umgebung um die Geschäfte herum muss gesteigert werden.

Das Umfeld muss attraktiver gestaltet werden

Was muss denn passieren, damit die Innenstädte wieder belebter werden?

Das ist sehr schwierig zu sagen. Früher kauften die Menschen im Herbst warme Kleidung, weil sie wussten, dass bald der Winter kommt. Heute kaufen sie erst ein, wenn es draußen auch kalt ist. Die Planbarkeit von damals gibt es heute nicht mehr. Die Geschäftsleute können nicht mehr sagen, wann oder an welchen Tagen ihr Geschäft voll sein wird. Daher können sie auch nicht steuern, wann sie ihr Personal brauchen. Das ist ein Problem.

Was hören Sie von den Geschäftsleuten aus dem Rhein-Erft-Kreis, wie das Weihnachtsgeschäft bislang verlaufen ist?

Ich frage immer in der ganzen Region nach. Bislang haben mir etwa 75 Prozent der Händler gesagt, dass die Geschäfte schlechter laufen als im vergangenen Jahr.

Hand aufs Herz: Wie viele Weihnachtsgeschenke haben Sie dieses Jahr im Internet bestellt?

Keins, es ist ja auch immer schön, in Geschäfte zu gehen und persönlich bedient zu werden…

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