FallzahlenSchwere Vorwürfe gegen das Jugendamt in Hürth

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Symbolbild

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Hürth – Die Freien Wähler (FWH) erheben schwere Vorwürfe gegen das Hürther Jugendamt. FWH-Fraktionschef Kurt Martmann beklagt, dass das Amt über Jahre hinweg falsche Angaben zu den Fallzahlen im Allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) gemacht habe, „augenscheinlich, um Stellenaufstockungen durchzusetzen“.

Dem Jugendhilfeausschuss seien „mehrfach wahrheitswidrige Sitzungsprotokolle zugeleitet und in Ausschusssitzungen bewusst falsche Sachverhalte suggeriert worden“, sagt Martmann. Er hält dem ASD auch vor, Eltern unnötig frühzeitig in Verfahren zu drängen. Der Stadtverordnete hat Dienstaufsichtsbeschwerde bei Bürgermeister Dirk Breuer eingereicht. Außerdem verlangt er, dass der Rechnungsprüfungsausschuss sich mit den Vorwürfen befasst.

Martmann untermauert seine Vorwürfe mit einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Freien Wähler im Januar dieses Jahres im Finanzausschuss. Er verweist auf eine Zahl aus dem Jahr 2012. Damals habe das Jugendamt 221 Fälle von „Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung“ angegeben, tatsächlich seien es aber nachweislich nur 18 Fälle gewesen. „Wir fühlen uns von der Jugendamtsleitung manipuliert“, sagt Martmann.

Vorwurf zurückgewiesen

Der für das Jugendamt zuständige Beigeordnete Jens Menzel weist den Vorwurf, beim Allgemeinen Sozialen Dienst werde mit überhöhten Fallzahlen operiert, zurück. „Es kommt darauf an, ab wann man einen Fall als Fall betrachtet“, sagt der Beigeordnete. Nicht jedes Mal, wenn dem Jugendamt Hinweise auf eine Kindeswohlgefährdung gemeldet würden, werde auch tatsächlich eine Gefährdung festgestellt und eingegriffen. „Das Jugendamt wird tätig, sobald die Meldung uns erreicht“, erklärt Menzel. Damit entstehe Arbeitsaufwand, auch wenn das Amt am Ende keine Hilfen vermitteln oder anderweitig einschreiten müsse.

Bereits in der Januar-Sitzung des Jugendhilfeausschusses hatte Menzel eingeräumt, dass das Protokoll einer Sitzung im Juni 2015 fehlerhaft gewesen sei. So sei eine Anfrage der FWH, anders als im Protokoll vermerkt, nicht vollständig beantwortet worden. Die Verwaltung habe die Zahlen aber nachgeliefert. Der Beigeordnete kündigte an, die Jugendamtsleitung werde im Juni im Jugendhilfeausschuss umfangreich Stellung zu den Vorwürfen beziehen.

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