WeltmarktführerHürther Unternehmen baut Verpackungsmaschinen für Schokohasen

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Eine Frau steht vor einer großen Maschine und zeigt jeweils einen Schokohasen mit und ohne Einwicklung.

Vorher-nachher: Geschäftsführerin Tina Gerfer zeigt einen Schokohasen, wie er in die Maschine hineinkommt und wie er fertig „angezogen“ wieder herauskommt.

Ein Hürther Unternehmen ist Weltmarktführer bei der Herstellung von Spezialmaschinen zur Verpackung von Osterhasen und Nikoläusen aus Schokolade.

Es gibt sie sitzend oder stehend, mit zwei aufgestellten oder einem abgeknickten Ohr, violett oder goldfarben – aber eines haben die meisten Osterhasen aus Schokolade gemeinsam: Sie werden auf vollautomatischen Verpackungsmaschinen eingewickelt, die in Hürth konstruiert, montiert und vertrieben werden.

Die Maschinenfabrik Wilhelm Rasch im Gewerbegebiet Efferen ist nach Angaben von Geschäftsführerin Tina Gerfer Weltmarktführer bei maßgeschneiderten Spezialmaschinen zur Verpackung von Süßwaren wie Osterhasen, aber auch anderen „Hohlkörpern“ aus Schokolade wie Nikoläusen oder Schnapspralinen.

Hürther Unternehmen ist Weltmarktführer in seiner Nische

„Bei den großen Hohlfiguren kommen wir auf einen Marktanteil von 90 Prozent“, berichtet Gerfer. Es gibt kaum einen Osterhasen oder Weihnachtsmann, der nicht auf einer Maschine aus ihrem Unternehmen „angezogen“ worden sei. Schokoeier verpacken könnten viele, so die 56-jährige Geschäftsführerin. „Wir haben uns spezialisiert auf alles, was hohl und empfindlich ist. Wo wir auch richtig gut sind: bei flüssig gefüllten Pralinen.“

Die Herausforderung beim Einpacken besteht darin, dass der Maßanzug aus bunt bedruckter, dünner Alufolie überall gut sitzen muss bei den mitunter stark konturierten Figuren. Dabei darf die Maschine die empfindlichen Hohlkörper aus Schokolade beim vollautomatischen Ziehen, Falten, Glätten, Schweißen und Schneiden der Verpackungsfolie, die in Hochgeschwindigkeit von der Rolle ab- und um die Figuren herumgewickelt wird, nicht zerdrücken. Solche Maschinen zu entwickeln, sei ausgefeilte Ingenieurskunst, weiß Tina Gerfer.

Das Foto zeigt eine Maschine mit vielen beweglichen Metallteilen. Ein kleiner Schokohase ist zwischen zwei Stempeln eingeklemmt.

Auf einem Drehteller klemmt die Maschine den Schokohasen zwischen zwei Stempeln ein, bevor er vollautomatisch in Folie eingeschlagen wird.

Ihre Leute haben viel Erfahrung. Seit den 70er-Jahren werden in der Maschinenfabrik, die ihr Großvater Wilhelm Rasch 1950 in Köln gegründet hat, neben Temperiermaschinen zur Verarbeitung von Schokoladenmasse auch Einwickelmaschinen für Schokofiguren gebaut. Fünf bis zehn solcher Verpackungsmaschinen fertigt das Unternehmen Rasch, das Anfang 2022 mit 42 Beschäftigten aus Köln-Bickendorf ins Hürther Gewerbegebiet umgesiedelt ist, pro Jahr. Dazu kommen umfangreiche technische Dienstleistungen.

Bis eine Maschine mit ihren vielen beweglichen Teilen wie Drehtellern, Antrieben, Bändern, Servos und Stempeln fertig ist, dauert es rund acht Monate. Bis zu 3,5 Tonnen wiegen die Maschinen, die von Hürth aus in alle Welt gehen. Auch die Mitarbeitenden kommen viel herum, um die sehr langlebigen Verpackungsmaschinen erst aufzubauen und einzurichten und in den Folgejahren dann zu warten und auf neue Produkte umzustellen.

Wir tragen zu einem Produkt bei, das den Menschen Freude schenkt
Tina Gerfer, Geschäftsführerin

„Die Süßwaren- und Gussformhersteller liefern Muster und Daten, wir entwickeln dann die passende Verpackungsmaschine“, erklärt Tina Gerfer. „Wir haben dafür absolute Spezialisten. Die arbeiten auch bei anspruchsvollen Gussfiguren oft noch ganz klassisch mit Gips statt mit modernen 3D-Druckern, weil das Gipsen dem Gießen von Schokolade sehr nah kommt.“ Etwa 25 bis 30 Prozent der Technik sei maßgeschneidert.

Etliche 100 Verpackungsmaschinen von Rasch seien weltweit im Einsatz, schätzt die Geschäftsführerin, dazu kommen wohl etwa 1000 Temperiermaschinen. Dass man viel herumkommt, liebt auch Tina Gerfer an ihrem Beruf. Sie ist gelernte Europasekretärin und früher für einen Reitartikelhersteller „durch die Weltgeschichte gereist“. Auch heute ist sie gern unterwegs, vor allem in Osteuropa. Dort sieht sie auch noch Wachstumspotenzial. „Die haben zum Teil Figuren, die wir hier gar nicht kennen. Oft haben sie einen sehr lokalen Bezug.“

Geschäftsführerin verrät, ob aus Osterhasen Nikoläuse werden

Seit dem Tod ihres Onkels im Jahr 2008 führt Tina Gerfer das Unternehmen in dritter Familiengeneration, inzwischen als angestellte Geschäftsführerin. 2018 verkaufte die Familie die Wilhelm Rasch GmbH & Co. KG an die Firmengruppe Mohrbach in der Pfalz, die mit insgesamt 150 Mitarbeitern Verpackungsmaschinen für verschiedene Branchen baut. Der Verkauf sei ein Beitrag zur Zukunftssicherung des Unternehmens gewesen, sagt Gerfer.

In die Zukunft blickt die Geschäftsführerin sehr zuversichtlich. Schließlich besetze Rasch „eine coole Nische“. Und: „Wir tragen zu einem Produkt bei, das den Menschen Freude schenkt.“ Schokolade sei der kleine Luxus im Alltag, die Hersteller legten neben den inneren Werten – der Schokolade – eben auch großen Wert auf das Äußere und entwickelten immer neue Figuren, auf die die Maschinen dann umgerüstet werden müssten.

Während die Ostersaison längst abgeschlossen ist, beginnt bereits die Vorbereitung aufs nächste Weihnachten. Für die Mitarbeitenden von Rasch bedeutet das stressige Wochen. „Die Hersteller haben alle die gleichen Stillstandzeiten und wollen ihre Maschinen alle gleichzeitig umgerüstet haben“, erklärt Tina Gerfer. Werden dann auch nicht verkaufte Osterhasen zu Weihnachtsmännern umgeschmolzen? Mit diesem Gerücht räumt die Expertin lachend auf: „Natürlich nicht. Wenn die Schokofiguren einmal mit dem Verpackungsmaterial in Berührung gekommen sind, dürfen sie nach Lebensmittelrecht nicht mehr eingeschmolzen und neu verpackt werden.“

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