„Hinken hinterher“Unternehmen geht der Glasfaserausbau in Hürth nicht schnell genug

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Zwei Männer im Anzug halten dicke Bündel von Glasfasern vor einer Baugrube in den Händen.

Den Startschuss für den Glasfaserausbau gaben Stadtwerkevorstand Stefan Welsch und Dr. Claus van der Velden (Netcologne) jüngst in Gleuel.

Gewerbegebiete und Schulen in Hürth bekommen Glasfaser. Der Wirtschaftsverband AWH fordert aber auch einen schnellen Ausbau in der Fläche.

Die Hürther Gewerbegebiete werden derzeit mit Glasfaserverbindungen direkt bis ins Gebäude versorgt, und auch alle Schulen erhalten Breitbandanschlüsse. Die Stadtwerke planen, das komplette Stadtgebiet mit turboschnellem Internet zu versorgen. Doch einen genauen Zeitplan gibt es dazu noch nicht.

Diplom-Ingenieur Paul Rodrigo wohnt an einer der Baugruben, in denen gerade Glasfaserkabel verbuddelt werden. Über die Pestalozzistraße in Hermülheim schließt die Telekom die Deutschherrenschule an.

Hürther Ingenieur ist auf schnelles und stabiles Internet angewiesen

Der Nachrichtentechniker arbeitet meist im Homeoffice für ein Kölner Beratungsunternehmen für IT-Sicherheit und Datenschutz und ist auf schnelles, stabiles Internet angewiesen. „Ich frage mich, warum die anliegenden Häuser nicht gleich mit angebunden werden“, sagt Rodrigo.

Doch so einfach ist das nicht. „Die Telekom bindet die Schulen im Auftrag der Stadt an. Der Auftrag umfasst lediglich die Glasfaseranbindungen der Schulen“, erklärt Unternehmenssprecher Maik Exner. „Ein flächendeckender Ausbau ist darüber nicht zu realisieren, da er auch eine komplett andere Netztopographie benötigen würde.“

Stadtwerke Hürth kooperieren beim Ausbau mit Netcologne

Nachrichtentechniker Rodrigo sagt, er komme mit der Geschwindigkeit von 100 Mbit noch aus, den sein aktueller Anschluss liefere. Doch Glasfaser bis ins Haus sei eine Zukunftstechnologie, die das alte Kupferkabel ablösen werde.

In den Gewerbegebieten passiert das bereits. Die Stadtwerke haben in Kooperation mit Netcologne in Gleuel damit begonnen, das Gewerbegebiet mit Glasfaser bis ins Gebäude zu verkabeln. Die Gewerbegebiete Kalscheuren und Efferen sollen folgen.

AWH-Chef: Digitalisierung klappt nur mit schnellem Glasfasernetz

„Das ist ein Anfang“, sagt Fidelis Thywissen, Vorsitzender des Arbeitskreises Wirtschaft Hürth (AWH). „Wir sind froh, dass es nach jahrelangen Versprechungen endlich losgeht.“ Doch im Zuge der Digitalisierung werde überall schnelles und zuverlässiges Internet gebraucht, dafür sei Glasfaser bis ins Haus unerlässlich.

Zwar hat Netcologne vor Jahren bereits ein Glasfasernetz in Hürth aufgebaut, allerdings nur bis zu den Verteilerkästen am Straßenrand. Von dort aus führen immer noch Kupferkabel in die Häuser — ein Flaschenhals.

„Hürth hinkt beim Glasfaserausbau hinterher“, beklagt der AWH-Chef. Die Stadtwerke hätten in Aussicht gestellt, bis 2025/26 das gesamte Stadtgebiet zu versorgen, sagt Thywissen. Doch der AWH-Chef meldet Zweifel an: „Wenn man das aktuelle Tempo sieht, befürchte ich, dass das ein Wunschtraum ist.“

Stadtwerke-Chef knüpft Ausbau an Bedingungen

Bei den Stadtwerken stehe der Ausbau auf der Tagesordnung, sagt Vorstand Stefan Welsch: „Wir werden noch in diesem Jahr Entscheidungen darüber treffen, wie es weitergeht.“ Er sagt aber auch: „Die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“

So soll der Ausbau gebietsweise erfolgen und erst starten, wenn jeweils genügend Abnehmer gefunden seien. Kooperationspartner könnte wieder Netcologne sein. „Wir sind in intensivem Austausch, um auf der Basis unseres Rahmenvertrags weitere gemeinsame Ausbauprojekte zu planen“, bestätigt Netcologne-Sprecher Jörn Wenge.

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