Brauchtum in Manheim-neuMaifrauen wurden im Festzelt versteigert

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Kerpen-Manheim-neu – Vor einigen Monaten haben sie es sogar in eine französische Frauenzeitschrift geschafft. Auf einem Bild sind Mitglieder der Maigesellschaft „Lustige Buben“ in Manheim zu sehen, die munter Frauen ersteigern. Die Autorin des Artikels nennt das Ganze einen „rustre coutume“, einen ungehobelten Brauch aus einem fernen Jahrhundert. „La Maifrauenversteigerung“ kommt bei ihr gar nicht gut an.

Die Maibuben aus den „certains villages de Rhénanie“, aus gewissen Dörfern des Rheinlands, nämlich aus Buir, Berrendorf, Etzweiler und Heppendorf, haben sich auf Einladung der Manheimer im Festzelt in Manheim-neu versammelt. Ihnen ist ihr Ansehen im Ausland wahrscheinlich völlig wurscht. Den Brauch gibt es schon immer. Und die rund 200 ledigen Frauen ab 16 Jahren, die auf ihrer Liste stehen, und ersteigert werden, sind die letzten, die es ihnen übel nehmen. Die verstehen nämlich Spaß.

Der „Usklöpper“ Oliver Trosky waltet seines Amtes. Er ruft die Namen der ledigen Damen in den Raum. Manche Männer bieten, die meisten nicht. Wer die höchste Summe nennt, bekommt den Zuschlag. Die „teuersten“ Damen werden mit ihren Begleitern dann im Mai an den Maifeierlichkeiten teilnehmen. Diesmal sind es 18 Maipaare. Weil es in Manheim-neu noch keine neue Bürgerhalle gibt, nehmen die Junggesellen bei der Maifrauenversteigerung mit dem Festzelt vorlieb. Das steht auf dem Acker und glimmt wie eine Laterne in der Dunkelheit. „Atemlos durch die Nacht“ dröhnt aus den Lautsprechern. Kaum kann man sein eigenes Wort verstehen.

Normalerweise würden die Namen der Damen nach der Versteigerung in den Straßen ausgerufen, erzählt Trosky. Doch diesmal verzichteten die Junggesellen darauf. Einige Damen wohnten noch in Alt-Manheim, manche schon im Umsiedlungsort. „Da macht das Ausrufen natürlich keinen Sinn.“

So laut kann niemand in Manheim-neu rufen, dass es im alten Ort zu hören ist.

In Manheim ist es so, dass der Mann, der Maikönig werden will, für dieses Amt bezahlen muss. Das Rennen macht diesmal Philipp Schmidt. Er zückt 2300 Euro. Da kann kein anderer mehr mithalten. Er darf sich eine Dame aussuchen, die ihn als Maikönigin begleiten wird. Seine Wahl fällt auf Silvana Schneider. Auch das Amt des Dörpremmels wird ersteigert. 900 Euro blättert Matthias Sieburg dafür hin. Er hat nun die Aufgabe, die nicht ersteigerten Damen noch bis zum Mai los zu werden. Deren Namen sind nämlich im Sack gelandet. Ob das der Autorin der Frauenzeitschrift gefallen würde? Probablement pas. Wahrscheinlich nicht.

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