Ulrike GlaubitzEine besondere Beziehung zum Stein – Steinmetzmeisterin aus Sindorf

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Kerpen-Sindorf – „An meinem dritten Praktikumstag war mir klar: ich will nie wieder etwas anderes machen, als mit Stein zu arbeiten“, erzählt Ulrike Glaubitz, Meisterin im Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerk aus Kerpen-Sindorf.

„Vorher konnte ich mir das gar nicht vorstellen und jetzt sehe ich es als Geschenk, dass mir dieser Beruf sozusagen über den Weg gelaufen ist.“ Das Praktikum brauchte Glaubitz für ihr Fachabitur mit dem Schwerpunkt Gestaltung.

In der Werkstatt von Ulrike Glaubitz in Kerpen-Sindorf entstehen auch sehr viele Motive, die sich mit dem Tod auseinandersetzen.

In der Werkstatt von Ulrike Glaubitz in Kerpen-Sindorf entstehen auch sehr viele Motive, die sich mit dem Tod auseinandersetzen.

Im Grabmalbetrieb Zachlod Kanitz in Sindorf konnte sie sich im Praktikum gleich an einem eigenen Stück versuchen. Dort absolvierte sie dann auch ihre Ausbildung und blieb diesem Betrieb sogar noch nach ihrem Meister, für den sie die Meisterschule in Aschaffenburg besuchte, treu.

„Irgendwann habe ich dann all meinen Mut zusammengenommen und mich selbstständig gemacht“, erzählt die 31-Jährige. Seit zwei Jahren hat sie jetzt eine Werkstatt auf dem Grundstück ihrer Eltern in Sindorf.

Die Arbeit mit Grabsteinen und den trauernden Kunden hat sie geprägt. „Alle meine Arbeiten haben im Prinzip als Thema Erinnern oder Tod“, sagt die Bildhauerin. Das kann ganz unterschiedliche Ausprägungen haben, besondere Grabmale oder auch Erinnerungsstücke für den Wohnraum, die man auf den ersten Blick nicht als Gedenkstücke erkennt.

„Ich verarbeite zum Beispiel persönliche Gegenstände der Verstorbenen wie den Ehering, die Lieblings-CD oder eine Zierleiste vom VW-Käfer im Stein“, erzählt Glaubitz. Einmal kam ein großer Alpenliebhaber zu ihr. „Er wollte ein Murmeltier, und das habe ich ihm auch gehauen, er war total begeistert.“

Die Steine, die Glaubitz verwendet, sind Basalt, Sandstein, Kalkstein und Marmor und kommen alle aus Europa: „Die Transportwege sind kürzer und ich kenne bei Steinen aus Übersee die Arbeitsbedingungen nicht, das will ich nicht verantworten. Außerdem gibt es wunderbare Steine in Europa.“

Wenn Glaubitz von den unterschiedlichen Steinarten spricht, kommt ihre Begeisterung besonders deutlich zum Vorschein: „Es ist ein wunderschönes Material. Wer sagt, Stein ist kalt und leblos, der hat sich noch nie richtig mit Stein beschäftigt. Steine speichern Wärme und geben sie wieder ab, beim Bearbeiten verändern sie Optik und Haptik.“

Zusammen mit dem Kunden entwickelt Glaubitz eine Idee und bringt diese zu Papier. Dann wird entweder ein Modell gegossen oder gleich am Stein gearbeitet. „Bei dem Murmeltier hatte der Kunde mir ein unechtes Murmeltier mitgebracht, außerdem habe ich überall in der Werkstatt Fotos aufgehängt und immer draufgeguckt“, erzählt die Künstlerin. „Wenn die Kunden ihre Stücke abholen und ganz beseelt sind, mit Tränen in den Augen oder sagen, dass es ihrem geliebten Menschen, der verstorben ist, gerecht wird und schöner ist, als gedacht, dann ist das für mich wie Applaus“.

Für ein Objekt braucht die Bildhauerin zwischen einem und mehreren Tagen, die Preise liegen grob zwischen 100 und 1700 Euro. Dafür bekommt man ein Kunstwerk, das genau nach den eigenen Vorstellungen geschaffen wurde.

Im Innenhof der Werkstatt finden sich auch Werke, die weniger mit dem Thema Tod zu tun haben. Eine stilisierte, lauernde Katze, ein Brunnen in Rosenform oder eine Vogeltränke mit Blüten und Blättern. Auch ein Kölnpanorama ist dort vertreten. „Ich haue auch Geschenke, zum Beispiel zur Geburt eines Kindes oder zum Hochzeitstag“, erzählt Glaubitz.

Die 31-Jährige arbeitet eigentlich in einem Männerberuf. „80 Prozent der Steinmetze sind Männer. Als ich den Meister gemacht habe, war ich die einzige Frau im Kurs“, sagt Glaubitz. „Langsam werden es aber ein paar mehr Frauen.“

Später würde Glaubitz auch gerne ausbilden, ihr Wissen weitergeben. Dafür braucht die Bildhauerin aber mehr Aufträge.

Auf Kunsthandwerkermärkten präsentiert sie deshalb ihre Arbeit, die nicht nur Beruf, sondern „Leidenschaft und Berufung“ für die 31-Jährige ist. Zuletzt war sie auf dem Döppe- und Buuremaat in Brühl, am 10. und 11. September ist sie auf dem Kunstmarkt in Buir zu sehen.

Am Samstag feiert Glaubitz das zweijährige Bestehen ihrer Firma „Ullikate Glaubitz“. Rund um die Werkstatt in der Ulrichstraße 3 können sich Interessierte zwischen 14 und 20 Uhr unterschiedliche Werke anschauen, Glaubitz beim Meißeln zusehen oder auch selbst Hand anlegen.

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