ArchäologieGrabungen zeigen: Brauweiler war „eher ein Kaff“

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Pulheim-Brauweiler – Der Abteiort ist ein ergiebiges Pflaster für Archäologen. Hinweise auf das Leben der Menschen im Umkreis der Benediktinerabtei Brauweiler förderten Archäologen des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland 2001 sowie 2005 und 2006 zutage.

Aufschluss über den Alltag jenseits der Klostermauern geben auch die Funde, die ein Grabungsteam der artemus GmbH mit Sitz in Frechen zuletzt auf einem Grundstück an der Kaiser-Otto-Straße/Ecke Ehrenfriedstraße entdeckt hat. Mehr als 400 Objekte haben Grabungsleiter Johannes Englert und sein Team registriert. Dazu zählen drei Brunnen, 100 Gruben, 53 Mauern und zwei Öfen, um nur einige Beispiele zu nennen. „Die ältesten stammen aus der Metallzeit, es handelt sich um Keramikscherben“, sagt Johannes Englert. Die meisten Fundstücke, wie Keramik und Ziegel, entstammten der römischen Zeit.

Sieben Kuhkadaver haben die Archäologen an der Kaiser-Otto-Straße/Ecke Ehrenfriedstraße gefunden. Aus den Funden schließen sie, dass Brauweiler in der Neuzeit ein Kaff war.

Sieben Kuhkadaver haben die Archäologen an der Kaiser-Otto-Straße/Ecke Ehrenfriedstraße gefunden. Aus den Funden schließen sie, dass Brauweiler in der Neuzeit ein Kaff war.

Dinge des Alltags

„Als deutlich erkennbare Siedlungsphasen sind dann das Hoch- und Spätmittelalter und die Neuzeit erkannt worden“, sagt der Fachmann, der auf die Hinterlassenschaften in den einstigen römischen Provinzen (provinzialrömische Archäologie) spezialisiert ist. Zu den Zeugnissen des Hoch- und Spätmittelalters (Mitte 11. bis Ende 15. Jahrhundert) gehören sechs Grubenhäuser, an die Neuzeit erinnern viele Gruben, darunter sieben Kadavergruben.

In den Grubenhäusern beziehungsweise Erdkellern, die sich im Aufbau sehr ähnelten, die in dem vorgefundenen Erhaltungszustand aber nicht zu unterscheiden sind, da nur noch Erdverfärbungen auf sie hinweisen, haben die Archäologen Dinge des Alltags gefunden. „Es sind Keramikscherben, in seltenen Fällen aber auch komplette Gefäße, die meisten sind Krüge, Kannen, Becher, der übliche Hausrat eben.“ Die Keramik unterscheide sich durch die Brenntechnik. „Die Entwicklung geht von hart gebrannter Irdenware des Hochmittelalters, also des 12. und 13. Jahrhunderts, zu Steinzeug im Spätmittelalter.“ Die meisten Keramikfunde entstammten den Töpfereizentren Voreifel mit Brühl-Pingsdorf, Frechen und Siegburg.

Die meisten Keramikfunde, die Grabungsleiter Johannes Englert registriert hat, stammen aus regionalen Töpfereizentren.

Die meisten Keramikfunde, die Grabungsleiter Johannes Englert registriert hat, stammen aus regionalen Töpfereizentren.

Die sieben Kuhkadaver wertet Englert als Indiz dafür, dass Brauweiler „eher ein Kaff“ und durch lockere Bebauung geprägt war. „Ansonsten hätte man die Kadaver nicht im Ort vergraben.“ Ein Highlight seien die Überreste einer Mauer: „Ihrer Machart nach zu urteilen, ist sie römisch, allerdings gibt es dort keine weiteren Befunde, daher ist sie nicht zu datieren.“ Sicher sei: „Die Mauer ist so stark gebaut, dass das Gebäude mindestens zweistöckig gewesen sein muss.“ Englert wird einen Bericht und ein Gutachten verfassen, das die Entwicklung des Fundplatzes skizziert und die wesentlichen Befunde so beschreibt, „dass wissenschaftliches Arbeiten mit den nun entfernten Resten der Vergangenheit möglich ist“.

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