Jahrtausendealte Objekte entdecktArchäologen sind nach Funden in Pulheim begeistert

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Archäologen sind von den Funden in Pulheim begeistert.

Archäologen sind von den Funden in Pulheim begeistert.

  • Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Text aus unserem Archiv, der unsere Leserinnen und Leser besonders interessiert hat. Er wurde zum ersten Mal am 1. August 2021 veröffentlicht.

Pulheim/Frechen – Das zwischen der Kreisstraße 6 und der Bonnstraße liegende Areal wirkt unverändert. Nichts erinnert daran, dass dort bis vor Kurzem Archäologen der Arthemus GmbH im Auftrag der Stadt Pulheim gegraben haben.

Monatelang haben die Fachleute das Gelände gegenüber der Feuer- und Rettungswache, auf dem das Gewerbegebiet Industriebahn entstehen soll, untersucht. Mehrere Tausend Einzelobjekte aus der Bronze-, Eisen- und Römerzeit haben sie gefunden. „Absolutes Highlight“ seien die mehr als 200 Befunde einer Siedlung aus der späten Bronzezeit, sagt Grabungsleiter Dr. Martin Heinen. Es handele sich um die ältesten Siedlungsspuren auf dem Gelände.

Pulheim: Nadel aus dem neunten Jahrhundert vor Christus gefunden

„Die zum Teil sehr fein gearbeitete Keramik deutet auf das neunte Jahrhundert vor Christus hin, vielleicht sogar auf den Übergang zum achten Jahrhundert vor Christus. Genau in diese Phase datiert auch eine circa rund elf Zentimeter lange bronzene Nadel“, sagt der Fachmann.

Der Kopf der rund elf Zentimeter langen bronzenen Nadel erinnert an eine Vase.

Der Kopf der rund elf Zentimeter langen bronzenen Nadel erinnert an eine Vase.

Metallobjekte in bronze- und eisenzeitlichen Siedlungen seien äußerst selten. Die Bewohner hätten sie nie einfach weggeworfen, auch dann nicht, wenn sie beschädigt gewesen seien. „Selbst kleinste Metallreste wurden eingeschmolzen und zur Herstellung neuer Gegenstände wiederverwendet. Metall war in den damaligen Zeiten am Niederrhein ein rares Gut.“

Einer der Archäologen bei den Grabungen in Pulheim.

Einer der Archäologen bei den Grabungen in Pulheim.

Die im Boden erhaltenen „vollständigen Grundrisse von Vier-, Sechs-, Sieben- und Achtpfostenbauten“ ließen sich zum Teil als Wohngebäude, überwiegend jedoch als Wirtschaftsgebäude wie etwa Ställe, Scheunen oder Speicher interpretieren. Zwischen den Gebäuden hätten die Bewohner Gruben angelegt. Aus dem entnommenen Lehm „fertigte man Gefäße, Webgewichte, Spinnwirtel und andere tönerne Objekte.“

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Aus den sehr großen Gruben, die sich am Nordrand des Siedlungsareals fanden, hätten die Bewohner Lehm zum Bau der in einer Art Fachwerktechnik errichteten Häuser und anderen Gebäude gewonnen. Heinen: „Später dienten die Gruben zur Entsorgung von Abfällen wie Herdaschen, Brandschutt, Keramikscherben, Mahlsteinfragmenten, Knochenresten und so weiter.“

Spätbronzezeitliche Befunde: Die sehr fein gearbeitete Keramik deutet auf das neunte Jahrhundert, vielleicht sogar auf den Übergang zum achten Jahrhundert vor Christus hin.

Spätbronzezeitliche Befunde: Die sehr fein gearbeitete Keramik deutet auf das neunte Jahrhundert, vielleicht sogar auf den Übergang zum achten Jahrhundert vor Christus hin.

Belege für eine „einzelne, vermutlich nur über ein oder zwei Generationen bestehende Hofanlage“ fand das Grabungsteam gut 150 Meter westlich der Max-Planck-Straße. Die kleinere Ansiedlung datiere in die jüngere bis späte Eisenzeit (Mittel- bis Spätlatènezeit, drittes bis erstes Jahrhundert vor Christus). Dort „fanden sich Pfostengruben von mehreren Gebäuden – darunter von einem Sechs-Pfostenbau – sowie mit Siedlungsabfällen verfüllte größere Gruben. Letztere enthielten vor allem Scherben von verschiedenen Keramikgefäßen, aber auch Bruchstücke von Mahlsteinen und Webgewichten.“

Archäologen vermuten römische Acker-/Feldflächen

Die jüngsten Befunde stammen aus dem ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus, aus der Römerzeit. „Sie fanden sich vor allem im östlichsten Grabungsbereich und schließen damit an zahlreiche zeitgleiche Befunde an, die östlich der Max-Planck-Straße bei Ausgrabungen durch das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Parkplatzbereich des Möbelhauses Segmüller zum Vorschein kamen.“ Dazu zählten unter anderem ein Burgus (ein Kastell der Spätantike), eine Siedlung und Gräberfelder.

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„Bei den wenigen aktuell freigelegten Befunden handelt es sich vor allem um runde und rechteckige Brandgruben, die im Bereich der römischen Wirtschaftsflächen gelegen haben dürften“, vermutet Heinen. Ihre Funktion sei zurzeit noch unklar. „Mehrere geradlinige und winklig aneinander schließende Acker- oder Flurbegrenzungsgräben, die noch 600 Meter weiter westlich am anderen Ende des Areals zutage kamen, lassen annehmen, dass im Bereich der Grabungen einst die zur Siedlung gehörenden römischen Acker-/Feldflächen lagen.“ Das Fundmaterial werde ausgewertet und anschließend in einem Abschlussbericht dokumentiert.

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