Selbsthilfegruppe PulheimBegleiter auf dem Weg aus der Alkoholsucht

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Theo Wurzel (v.l.), Herbert Bockwinkel und Wolf-Rüdiger Peters arbeiten als Gruppenleiter.

Theo Wurzel (v.l.), Herbert Bockwinkel und Wolf-Rüdiger Peters arbeiten als Gruppenleiter.

Pulheim – Seine Situation schien ausweglos. Der Alkohol drohte sein Leben und seine Familie zu zerstören. Doch Herbert Bockwinkel (62) fand Unterstützung bei der Suchtkrankenhilfe Blaues Kreuz, die seit 1976 mit einer Außenstelle in Pulheim vertreten ist. Auch Wolf-Rüdiger Peters (75) und Theo Wurzel (64), die ebenfalls leidvolle Erfahrungen mit dem Alkohol gemacht hatten, suchten und fanden dort Rat.

Erst Teilnehmer, dann Gruppenleiter

Zunächst kamen sie als Teilnehmer der Selbsthilfegruppe ins Gemeindehaus der evangelischen Gnadenkirche. Später haben die Männer die Seiten gewechselt.

Seither geben sie als Gruppenleiter ihre Erfahrungen und ihr Wissen an alkoholkranke Frauen und Männer weiter und auch an deren Partnerinnen, Partner oder Angehörige. „Ich mache das aus Dankbarkeit dafür, dass ich Hilfe hatte“, begründet Wolf-Rüdiger Peters sein Engagement.

Das ständige Wechselbad der Gefühle hat Theo Wurzel als Mitbetroffener erlebt: Seine Frau hat über Jahre immer wieder versucht, vom Alkohol loszukommen. „Ich war ein Nervenbündel“, erzählt er.

Die Frage „Was sollen die Nachbarn denken?“ habe ihn ständig begleitet, erinnert sich der Vater zweier erwachsener Kinder. Letztendlich gab seine Frau mit dem Hinweis, dass beim Blauen Kreuz auch partnerschaftsbezogen gearbeitet werde, den Anstoß, sie zu den Treffen zu begleiten.

30 Jahre ist das nun her. „Die Gespräche in der Gruppe haben mir gut getan. Ich habe gesehen, dass dort auch Angehörige saßen. Das hat mir sehr geholfen, mit dem Thema umzugehen.“ Er habe durch die Treffen viel gelernt, vor allem „nein“ zu sagen. Seine Frau sei seit Langem abstinent, so Theo Wurzel, der schon seit 1991 als Gruppenleiter arbeitet.

Persönliche Erfahrungen helfen bei der Arbeit

Auch Herbert Bockwinkel hat durch seine Frau zum Blauen Kreuz gefunden. 1982 stand alles auf dem Spiel, seine Familie drohte zu zerbrechen. „Aber ich wollte eine intakte Familie.“ Er habe sich gesagt: „Wenn das der Weg ist, dann gehe ich ihn.“

Seine Frau sei bei den Treffen immer dabei gewesen. „Ich hatte das Gefühl, dass sie hinter mir steht, das hat mir geholfen.“ Irgendwann habe es „klick“ gemacht. „Ich habe keinen Tropfen mehr getrunken – bis heute“, berichtet Familienvater Herbert Bockwinkel, der seit 1985 Gruppenleiter ist.

Als Wolf-Rüdiger Peters 2001 zum Blauen Kreuz fand, war seine Ehe bereits gescheitert, und er hatte einen Rückfall hinter sich. Den Anstoß gab seine Tochter, „weil sie nicht wollte, dass ich mit ihrer Familie in Urlaub fahre, so lange ich trinke“.

Der Warnschuss wirkte: Er ging regelmäßig zu den Treffen. „Hätte ich die Gruppe nicht gehabt, dann hätte ich es nicht geschafft“, sagt Wolf-Rüdiger Peters. Er ist seit 2002 Gruppenleiter.

Eine spezielle Ausbildung hat die Leiter gut vorbereitet

Auf ihre Aufgabe als ehrenamtliche Suchtkrankenhelfer haben sich die drei Pulheimer intensiv vorbereitet in einer speziellen Ausbildung mit Trainings- und Unterrichtseinheiten, Seminaren und regelmäßigen Schulungen.

„Ich möchte den Leuten zeigen, dass es zu schaffen ist“, sagt Herbert Bockwinkel. Oberstes Gebot in der Gruppe sei Vertraulichkeit. Für Theo Wurzel ist es ein Ansporn, wenn er von Teilnehmern der Selbsthilfegruppe hört, dass sie es dank seiner Hilfe geschafft haben, vom Alkohol loszukommen.

Wolf-Rüdiger Peters hat eine andere Motivation: Für ihn sei es wichtig, „drin zu bleiben und mir vor Augen zu halten, wie schwierig es ist, aus der Sucht herauszukommen. Ohne die Gruppe hätte ich es nicht geschafft.“

Die Selbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige trifft sich donnerstags von 19.45 bis 21.15 Uhr im Gemeindezentrum der evangelischen Gnadenkirche, Gustav-Heinemann-Straße 28. Einzelgespräche sind nach vorheriger Anmeldung unter 02238/135 30, 02238/597 74 oder 02238/84 01 44 möglich.

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