Überfälle in Rhein-Erft44-Jähriger ist wegen schweren Bandendiebstahls angeklagt

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Köln/Rhein-Erft-Kreis – Der Angeklagte nahm es gelassen. Fast zwei Stunden mussten die Verfahrensbeteiligten gestern warten, bis eine Schöffin erreicht werden konnte, deren Anwesenheit die Richterbank der 10. Großen Strafkammer des Kölner Landgericht komplettierte.

Dem 44-jährigen Rumänen wird schwerer Bandendiebstahl in 40 Fällen vorgeworfen. Vom 23. Februar bis 10. Oktober 2015 soll er gemeinsam mit Landsleuten, die sich der Justiz parallel in anderen Verfahren stellen müssen, diverse Geschäfte und Tankstellen im Rhein-Erft-Kreis und umliegenden Städten aufgesucht und Mitarbeiter in Gespräche verstrickt haben.

Während er sich beraten ließ, sollen jeweils ein oder zwei Begleiter in Windeseile hinzugekommen sein, Taschen und Schubladen durchsucht und Geld sowie Wertgegenstände eingesteckt haben.

Von Haftbefehl gewusst

Wie er seinen Anwalt Rainer Maeder erklären ließ, räumt der Angeklagte, der in knielanger Sporthose und dunklem T-Shirt vor Gericht erschien, die Tatvorwürfe „weitgehend ein“ und will sich zur Sache äußern. Zum Zeitpunkt, als der Haftbefehl ausgestellt worden sei, habe sich der 44-Jährige aus gesundheitlichen Gründen in seinem Heimatland Rumänien befunden.

Obwohl er bei seiner Rückkehr von dem Haftbefehl gewusst habe, sei er im Anschluss an die Behandlung nach Deutschland zurückgekehrt. Damit habe er sich freiwillig gestellt, sagt Maeder.

Der Jurist selber habe seinen Mandanten damals zur Polizei begleitet. „Er weiß, dass er Mist gebaut hat“, so der Verteidiger. Der Beschuldigte habe bis zum 18. August in Untersuchungshaft gesessen und sei seitdem vom Vollzug verschont.

Auch in der Eifel und an der Ahr aktiv

Laut Anklageschrift seien die Bandenmitglieder acht Monate lang in unterschiedlicher Besetzung in Geschäfte gegangen und hätten Diebstähle begangen. Neben Städten im Rhein-Erft-Kreis seien auch Kommunen in der Eifel sowie an der Ahr betroffen gewesen.

Die Vorgehensweise war immer gleich. Eine 60-jährige Floristin schilderte im Zeugenstand, der Mann habe ihr Geschäft mit einem zweiten Mann betreten und sie um eine Beratung gebeten. Dabei sei es um Bodendecker gegangen. Um ihm die unterschiedlichen Sorten zu zeigen, sei sie mit ihm in den Außenbereich gegangen. Dabei habe er sich so vor ihr aufgestellt, dass ihr der Blick ins Ladeninnere verwehrt gewesen sei.

Derweil habe der zweite Mann offenbar die Schubladen durchsucht und eine Geldbörse mit 300 Euro sowie 200 Euro in Münzgeld entwendet. Ihr Gesprächspartner habe angemerkt, sich vor dem Kauf mit seiner Frau besprechen zu müssen und habe das Geschäft in großer Eile verlassen. Weil ihr die Umstände so merkwürdig erschienen seien, sei sie sofort vor die Tür gegangen, habe sich das Autokennzeichen notiert und die Polizei informiert.

Ähnliches berichtete eine 30-jährige Floristin aus Hellenthal. Dort habe sich der Angeklagte für Chrysanthemen interessiert. „Er war sehr sympathisch, hatte Spaß an Blumen, ich hab ihn gern bedient.“ Misstrauen sei in ihr nicht aufgekommen. Das habe sich jetzt natürlich gänzlich geändert. Ihr persönliches Geld sei aus ihrer Handtasche gestohlen worden. Der Prozess wird am 27. September fortgesetzt.

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