Getöteter Schüler in BonnFreigesprochener im Fall Niklas durch neue Aussage belastet

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Niklas P. Bonn dpa

Neue Wende im Fall Niklas P.

Bonn/Köln – Im Fall des auf der Straße totgeprügelten Bonner Schülers Niklas P. deutet sich weiterer Wirbel an. Ein Mitangeklagter hat den ehemals Hauptverdächtigen Walid S. wieder schwer belastet – obwohl dieser bereits freigesprochen wurde. Die Strafverfolger gehen allerdings davon aus, dass es sich hierbei nur um ein Ablenkungsmanöver handelt.

Der verurteilte Roman W.soll nach Recherchen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in einer neuen Vernehmung ausgesagt haben, dass Walid S. auf Niklas eingeprügelt und ihn gegen den Kopf getreten haben soll – was letztlich zum Tod des Jungen geführt hatte. Da Walid S. im Prozess aber bereits freigesprochen worden war, ist eine Wiederaufnahme des Verfahrens gegen ihn aus formalrechtlichen Gründen gar nicht möglich.

Die Staatsanwaltschaft Bonn wollte sich zu den neuen Entwicklungen auf Anfrage nicht äußern.

Recherchen dieser Zeitung zufolge gehen die Strafverfolger aber davon aus, dass Belastungszeuge Roman W. in der Vernehmung absichtlich gelogen hat.

Martin Kretschmer, Anwalt von Walid S., unterstellt Roman W: „Das ist ein hilfloser Versuch den wahren Täter zu schützen.“

Spur führt zu 22-jährigem Tunesier

Wer das ist, wissen die Behörden noch immer nicht. Eine Spur aber führt zu Hakim D., 22, Tunesier und mehrfach vorbestraft. Er gilt als gewalttätig, Roman W. soll mit ihm eng befreundet sein. Auf der Jacke von D. fand sich eine Blutspur des Opfers. Allerdings hatte er die eigenen Angaben zufolge in der Tatnacht verliehen. Zeugen wiederum wollen D. zur fraglichen Zeit am Tatort gesehen haben. Hakim D. hatte schon wegen seiner kriminellen Karriere abgeschoben werden sollen. Angesichts der Verdachtslage stoppte die Bonner Justiz die Ausreise. Zuletzt musste er sich wegen Körperverletzung und Verstößen gegen das Ausländergesetz verantworten.

Hakim D.s Verteidiger Carsten Rubarth sieht die Entwicklung gelassen: „Das Ermittlungsverfahren hat keine Anhaltspunkte zutage gefördert, die einen Schuldnachweis zulassen würden.“ Auch, weil noch immer unklar ist, wer genau in der Tatnacht zuschlug. Als gesichert gilt nur: Niklas war nach einem Konzert mit Freunden unterwegs nach Hause, als ihn drei junge Männer anpöbelten. Nach einem Wortwechsel schlug einer den Schüler nieder und trat ihm gegen den Kopf – eine tödliche Attacke.

Nach monatelangen Ermittlungen mussten sich Roman W. und Walid S. vor Gericht verantworten. Im Prozess ergaben sich allerdings so viele Widersprüche, dass Walid S. freigesprochen wurde. Sein Mitangeklagter erhielt eine Bewährungsstrafe. Während Roman W. im Prozess schwieg, musste er nach seiner Verurteilung als Zeuge nun die Aussagen machen, mit der er Walid S. erneut belastete. Die Ermittler fürchten mittlerweile, dass der wahre Täter nie gefasst werden wird.

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