Mordprozess Sandra D.Mord-Geständnis beim Sex?

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Eitorf/Bonn – Es soll beim Sex gewesen sein, als der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagte Mann aus Eitorf-Bach erstmals gegenüber seiner neuen Freundin andeutete, dass er seine Ehefrau Sandra D. umgebracht habe. „Er hat mir ins Ohr geflüstert: Ihre letzten Worte waren: Ich hab dir doch nichts getan.“

Dies schilderte die 40 Jahre alte Zeugin am zweiten Prozesstag vor den Richtern der Bonner Schwurgerichtskammer. Begleitet von ihrer Anwältin und die Kapuze ihrer Jacke tief ins Gesicht gezogen, um sich vor den Fotografen zu verstecken, nahm die alleinerziehende Mutter im Zeugenstand Platz. Die 40-Jährige könnte die entscheidende Person in dem Mordprozess ohne Leiche werden. Der 41 Jahre alte Krankenhauskoch bestreitet vor Gericht, dass er etwas mit dem spurlosen Verschinden seiner 42 Jahre alten Ehefrau im September 2012 zu tun hat.

Was er seiner neuen Freundin gegenüber geschildert habe, war laut seines Anwalts eine „freie Erfindung“. Dies habe der Angeklagte nur erzählt, um ihr zu imponieren.

Doch die Zeugin glaubte offenbar, was sie von dem Hobby-Bodybuilder hörte. Demnach soll er einige Tage nach der Andeutung mit den „letzten Worten“ auf ihre Frage, ob er Sandra D. erwürgt habe, zustimmend genickt haben. Kurz darauf habe Dirk D. beim Schneiden von Fleisch in der Küche zu ihr gesagt: „So habe ich das mit Sandra auch gemacht.“

Immer mehr schreckliche Details soll der Angeklagte in der Folgezeit geschildert haben. Unter anderem erzählte er laut der Zeugin, dass er die Leiche seiner Frau mit seinen Messern zerstückelt habe. Die Messer habe er später in einen Schraubstock gespannt, zerbrochen und dann auf einer Mülldeponie entsorgt. Weitere grausame Details habe der Mann mit dem Kommentar versehen, es habe ihm Spaß gemacht. Seine Ehefrau, die ihn verlassen und in eine eigene Wohnung ziehen wollte, habe er „gehasst und verachtet“.

Für Unverständnis bei den Richtern sorgte die Schilderung der Zeugin, dass sie nicht sofort zur Polizei ging, nachdem der Angeklagte dieses „Geständnis“ ablegte. Vor allem, da die Polizei sie schon mehrfach kontaktiert und auch geäußert haben soll, dass man sich Sorgen um sie mache.

Die Zeugin dazu: „Ich hatte wahnsinnige Angst, dass die Kripo mir nicht glaubt.“ Vor dem Koch habe sie aufgrund von Andeutungen ebenfalls Angst gehabt. So habe der 41-Jährige beispielsweise gedroht: „Wenn du was sagst, bist du die Nächste.“ Sie habe so große Angst vor ihrem Freund gehabt, dass sie mit einem Messer unter der Matratze geschlafen habe. Gleichzeitig habe sie jedoch weiter Beweise sammeln wollen.

Mit Sandra D. war die Zeugin offenbar Ende der 90er befreundet. Man habe sich jedoch aufgrund eines Umzugs aus den Augen verloren. Nach dem Verschwinden der 42-Jährigen will die Zeugin ihre Hilfe bei der Suche angeboten und so den Ehemann kennen gelernt haben. Daraus sei dann Liebe entstanden. Ihre anfängliche und auch öffentlich geäußerte Meinung, dass er der Täter sein müsse, habe sie im Laufe der Zeit geändert. Sein „Geständnis“ habe jedoch wieder alles auf den Kopf gestellt. Im August 2013 erzählte sie dann bei der Polizei von den Aussagen des Angeklagten. Der Prozess wird fortgesetzt.

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