Werksschließung Ende 2027Eitorf will Wert des ZF-Geländes prüfen

Lesezeit 3 Minuten
Ein altes Gebäude aus Klinker und Beton, vor dem EIngang mit dem ZF-Logo weht eine Fahne.

ZF Friedrichshafen will seinen Standort in Eitorf bis Ende 22027 stilllegen, Teile der Produktion wurden bereits ausgelagert.

Die Nachnutzung des Geländes ist Thema in der Ratssitzung. Die CDU-Fraktion will wissen, welche Schritte die Verwaltung unternommen hat.

Wie geht es weiter mit dem Gelände des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen an der Bogestraße in Eitorf? Wie berichtet, hat die Abwicklung begonnen: Auch wenn betriebsbedingte Kündigungen bis zum 31. Dezember 2025 ausgeschlossen sind, haben mehr als 100 Mitarbeitende das Werk bereits verlassen. 160 Beschäftigte werden in den kommenden Monaten über eine Altersteilzeitlösung ausscheiden. 

Zum 31. Dezember 2027 will der Mutterkonzern am Bodensee den Standort stilllegen. Im Januar vergangenen Jahres hat der Rat der Gemeinde Eitorf eine Satzung beschlossen, die der Verwaltung ein Vorkaufsrecht ermöglicht. Beschlossen wurden vorbereitende Untersuchungen, um von ZF nicht mehr genutzte Flächen neu nutzen zu können. Nun möchte die CDU-Fraktion wissen, was die Gemeindeverwaltung seitdem unternommen hat.

Zukunft des ZF-Geländes: Wirtschaftsförderin des Kreises ist zur Ratssitzung geladen

Bereits im Februar stellte die Ratsfraktion einen entsprechenden Antrag. Auf die Tagesordnung der Ratssitzung am Montag, 29. April, wurde er zwar nicht gesetzt (Stand: Freitagnachmittag), aber Bürgermeister Rainer Viehof kündigt einen Sachstandsbericht an und hat auch die Kreiswirtschaftsförderin Regina Rosenstock sowie den Geschäftsführer der Regionale 2025, Dr. Reimar Molitor, zu der Sitzung eingeladen.

„Es stellt sich für uns die Frage: Was passiert, wenn bei ZF die Tür zugemacht wird? Bekommen wir dann eine Industrieruine?“, erläutert CDU-Fraktionschef Toni Strausfeld den Grund für den CDU-Antrag. Es sei höchste Zeit, die angekündigte Schließung des Standorts und die Folgen für die Gemeinde erneut zu thematisieren.

Die CDU will wissen, wer für den Entwicklungsprozess zuständig sei. Im Haushalt 23/34 sei im Stellenplan in der Abteilung Wirtschaftsförderung eine gut dotierte Stelle „Entwickler ZF-Gelände“ und eine Zuarbeitung eingeplant, beide Stellen seien nicht besetzt worden, sagt Strausfeld: „Wir sind personell nicht gut aufgestellt, man muss für einen solchen Bereich Fachwissen haben, da muss man externe Hilfe haben.“ Aus seiner Sicht biete sich die Expertise der Kreiswirtschaftsförderung und der Regionale an. 

Die Kommune müsse das große Gelände nicht selbst entwickeln, „aber wir müssen da mitreden“, betont Strausfeld. Das Werk an der Bogestraße sei mit seiner Nähe zum Bahnhof ein Filetstück. „Wenn wir da mehrere Unternehmen ansiedeln könnten, es gibt sicher auch welche aus Eitorf, die sich erweitern möchten.“

Eitorfer Verwaltung hielt sich bislang zurück, um Möglichkeiten zur Standortsicherung nicht zu gefährden

Seit dem Ratsbeschluss im Januar 2023 habe man nichts weiter betrieben, teilt Bürgermeister Rainer Viehof auf Anfrage mit: Die Verwaltung habe Kenntnis darüber gehabt, dass die Cornelius Treuhand Holding – eine Interimsgesellschafter-Firma, die Unternehmensanteile in Sondersituationen übernimmt – mit ins Boot geholt worden sei, um eine Alternativ-Produktion nach Eitorf zu holen. „Wir haben uns zurückgehalten, wollten keine Möglichkeiten stören.“ Die Möglichkeit habe sich aber zerschlagen.

Er verstehe nach wie vor nicht, wie man das in Eitorf einmalige „Knowhow an Stoßdampfentwicklung plattmachen“ und in Niedriglohnländer verlagern könne. Für ihn habe die Standortsicherung immer noch höchste Priorität. Er sehe die Unsicherheit bei der Belegschaft in der Frage, wie es in Eitorf weitergehe. Denn einen Sozialplan gibt es noch nicht.

Eitorfs Bürgermeister Rainer Viehof: Bodenbelastung am Standort ist sehr wahrscheinlich

In der Ratssitzung am Montag wolle er daher mit dem Rat das weitere Vorgehen besprechen, sagt Viehof. Die Stadtentwickler der Landestochter NRW Urban könnten beispielsweise die vorbereitenden Untersuchungen durchführen, um zu sehen, was die ZF-Gebäude überhaupt noch wert seien. Er wolle die zuständigen Ministerien kontaktieren, damit Eitorf befähigt werde, eine solche Konversion zumindest in Teilen zu stemmen.

Eine Bodenbelastung sei am Standort sehr wahrscheinlich: „Die Galvanik war an drei Stellen im Werk, an zweien ohne Wanne. Der gesamte Betrieb war immer mit Ölen versehen. Diese Untersuchungen müssen wir bezahlen. Dafür müssen wir jetzt Geld in die Hand nehmen.“

KStA abonnieren