BierHennefer braut seit zwei Jahren sein Issertshofer

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Den Beruf zum Hobby gemacht: Braumeister Uli Schambil in seiner Hausbrauerei zwischen Sudpfanne und Läuterbottich.

Den Beruf zum Hobby gemacht: Braumeister Uli Schambil in seiner Hausbrauerei zwischen Sudpfanne und Läuterbottich.

Hennef – Die Blumenampel aus Bierkrügen lässt es erahnen: Hier braut sich was zusammen. Besser gesagt: Braumeister Uli Schambil braut sein Issertshofer. „Um 8 Uhr habe ich angefangen“, sagt der 41-Jährige.

Seinen Beruf hat er zu Hause im Hennefer Dörfchen Issertshof zum Hobby gemacht. „Ich kriege nicht genug davon“, erklärt er lachend und bittet in die alte Fachwerkscheune des elterlichen Anwesens.

Schambil hat umgebaut, die im Internet entdeckte Brauanlage installiert und vor zwei Jahren mit dem Hobby-Brauen angefangen. Sofort fallen die kupferne Sudpfanne und der hölzerne Läuterbottich ins Auge. Aber es riecht nicht nach Brauerei.

„Der typische Geruch kommt, wenn ich den Hopfen koche.“ Soweit ist es noch nicht. Am Morgen hat Schambil zunächst das Gerstenmalz geschrotet. Pro Sud benötigt er einen Zentner, daraus werden 250 Liter Bier. „Heute mache ich zwei Chargen hintereinander.“ Damit ist er bis zum frühen Morgen des nächsten Tages beschäftigt. Seinen Nachtschlaf opfert er, denn das Bier braut sich nicht von allein. „Ich muss schon dabei sein.“ Ein, zwei Stunden kann er sich in einem Kämmerchen aufs Ohr legen – bei gestelltem Wecker. Auch während des Gesprächs schaut er immer wieder einmal auf einen Computermonitor, kontrolliert die Temperatur.

In der regelmäßig auf Hochglanz polierten Sudpfanne rauscht es. Das mit Wasser vermischte Malz wird vier Stunden lang bei wechselnden Temperaturen bis zu 78 Grad erhitzt und ständig gerührt. Im Kessel verwandelt sich die Stärke in Zucker. „Gleich muss ich umpumpen.“

Der Braumeister schließt einen Schlauch an, pumpt die Maische in den Läuterbottich. Es dampft und duftet malzig. Mit Wasser spült Schambil die Restsüße aus den ausgesiebten Spelzen, dem so genannten Treber, auf den sich die Kühe eines Landwirts freuen dürfen. „Die sind ganz verrückt danach.“

Jetzt kommt der Hopfen ins Spiel. Auf der Verpackung des Hallertauer Produkts ist der Alpha-Säuregehalt angegeben, der aussagt, wie bitter der Hopfen ist. Uli Schambil bietet seinen Besuchern gern an, selbst zu probieren und warnt: „Den Geschmack hat man bis zum Abend im Mund.“

Für seinen Sud benötigt er nur eine gute Handvoll der zu Pellets gepressten Dolden. 70 Minuten lang werden sie nach der Läuterruhe mit der zurückgepumpten, nunmehr Würze genannten Flüssigkeit im kupfernen Kessel gekocht.

„Vollmundig-süffig, aber nicht süß“ – so beschreibt der Brauer den Geschmack seines Bieres, das – „das höre ich immer wieder“ – auch bei Frauen gut ankommt. Die Stammwürze liegt zwischen elf und zwölf Prozent, der Alkoholgehalt bei fünf Prozent. Im Gegensatz zum Kölsch, das er bei Früh in Köln braut, wird das Issertshofer nicht filtriert.

Naturtrüb kommt es ins Fass oder in die Flasche. Ein weiterer Unterschied zum Kölsch: Beim Ausschank etwa an Wandergruppen, die bei ihm eine Rast einlegen, schwört der Gastgeber auf Steinkrüge. „Darin bleibt das Bier länger kühl.“ Nächste Produktionsstation ist der „Whirlpool“.

In dem Edelstahlbehälter rotiert die Würze, und der Brauer macht sich den Teetasseneffekt zunutze. Wie beim Umrühren in der Tasse sammeln sich in der Mitte des Strudelkegels die Feststoffe, nicht gelöste Hopfenbestandteile und fest gewordenes Eiweiß. An der Seite wird die klare Flüssigkeit abgezapft und heruntergekühlt. Als Anstellwürze füllt Schambil sie in den Gärbottich. Drei Liter Flüssighefe fügt er hinzu. „Dann setzt die Gärung ein.“ Alkohol und Kohlenstoffdioxid bilden sich.

Nach drei bis vier Tagen pumpt der Issertshofer Brauer sein Obergäriges in einen geschlossenen, druckfesten Behälter, wo es im Kühlhaus etwa vier Wochen lagern muss. „Um zu sehen, wohin die Tendenz geht“, probiert er zwischendurch. Durchaus gespannt wartet der 41-Jährige auf das Ergebnis, denn nach wie vor feilt er – immer unter Einhaltung des deutschen Reinheitsgebots – an seiner Rezeptur.

„Ich habe noch nicht das Bier gefunden, das ich immer machen will. Aber ich musste auch noch keines wegschütten.“ Anders ausgedrückt: Bei Uli Schambil ging noch kein Hopfen und Malz verloren.

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