Poetry Slam in HennefSchaudern mit dem Giftmörder

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Zehn Slamer aller Altersgruppen standen beim Dichterwettstreit in der Gaststätte „Jaja“ auf der Bühne.

Zehn Slamer aller Altersgruppen standen beim Dichterwettstreit in der Gaststätte „Jaja“ auf der Bühne.

Hennef – „Wenn ich ein Mörder wäre, dann wäre ich keiner, der emotional handeln würde“ setzt Michael Heide in linkischem Tonfall an. „Ich würde mir eine Freundin zulegen, die Medizin studiert, und sie dazu überreden, kleine Giftpröbchen mitzubringen, als Trophäen sozusagen.“ Schallender Applaus im Veranstaltungssaal der Gaststätte „Jaja“. Er führt weiter aus, wie einfach es doch sei, die Gäste des Abends mit einem hinterlistig verseuchtem Getränkeangebot zu meucheln. Schaudern bis in den letzten Winkel.

Doch Heide ist kein Psychopath und seine Zuhörer auch nicht akut von heimtückischen Nebenwirkungen dunkler Machenschaften geplagt. Seine literarische Petitesse mit der fingierten Drohung bringt Heide den Sieg im Finale des ersten Hennefer Poetry Slam. Die beiden Profi-Slamer Anke Fuchs und Lasse Sandström moderieren die betretene Stimmung im Saal mit ein paar gezielten, flotten Sprüchen weg. Beim Hennefer Poetryslam ist moderner Dichterwettkampf Programm. Poeten von nah und fern, darunter sechs Hennefer, präsentieren in der vom Hennefer Kulturverein organisierten Veranstaltung ihre Werke einem Publikum, das gleichzeitig auch als Jury die Qualität bewertet.

Drei Vorträge aus dem Bereich der Prosa oder Lyrik galt es einzureichen, um sich für die Hennefer Veranstaltung zu qualifizieren. Zehn Slamer aller Altersgruppen sind an diesem Abend vertreten, die mit ganz unterschiedlichen Konzepten versuchen, die Gunst der Zuschauer für sich zu gewinnen. Fünf Minuten sind jedem für den ersten Auftritt gewährt. Es gelten jedoch Gesetze für die Poeten: Kostüme, Requisiten und Gesangseinlagen sind absolut tabu. In einer ersten Runde tritt jeder Teilnehmer ans Mikrofon und wird von einer spontan aus dem Publikum gewählten Jury bewertet. Ein bis zehn Punkte kann jeder der fünf Juroren vergeben, bei der tatsächlichen Auswertung werden jedoch sowohl die niedrigste als auch die höchste Note gestrichen.

Mitreißende Vorträge

Die Kandidaten mit den meisten Punkten dürfen schließlich im Finale einen ein zweites Mal auf die Bühne treten; jetzt entscheidet jedoch das Publikum durch die Lautstärke des vereinten Applauses, welcher Hobbypoet als Sieger im Dichterwettstreit die Bühne verlässt. Als Anerkennung für seine mitreißenden Vorträge wird Heide nach der Hennefer Griffel überreicht. Veranstalter und Publikum sind sich einig: Eine Mordsleistung.

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