Verkostung von ProfisDas sind die besten Weine für die Festtage aus dem Siebengebirge

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Weinflaschen stehen aufgereiht auf einem Tisch.

Welcher Siebengebirgswein passt zu welchem Gang? Eine Verkostung im Lohmarer Restaurant Gasthaus Scheiderhöhe.

Welcher Siebengebirgswein passt zu welchem Gang? Rechtzeitig vor den Festtagen haben wir mit Experten des Restaurants Gasthaus Scheiderhöhe den Test gemacht.

Das ist eine klare Aussage: Der Cremant Brut (18,00 Euro) von Felix Pieper ist perfekt fürs Weihnachtsfest im Kreise der Familie, der Sekt Cuvee Henry (16,90 Euro) von Kay Thiel bietet sich geradezu fürs Anstoßen zum Jahreswechsel an. Beim Test von Weinen und Schaumweinen aus dem Siebengebirge waren sich Gastronomin Stephanie Lengsfeld vom Restaurant Gasthaus Scheiderhöhe und ihr Sommelier Dennis Kern in diesem Punkt einig.

Die beiden Flaschen wurden gleich zu Anfang der Verkostung der Tropfen aus dem Siebengebirge geöffnet, weil sie auch als Aperitif getrunken werden können. Beide Sekte sind vom Geschmack brut. „Es ist beachtlich, was von den Winzern dort inzwischen geboten wird“, so Lengsfeld beim Blick auf die umfangreiche Auswahl an unterschiedlichen Gewächsen, die auch von den Weingütern Blöser und Broel zur Verfügung gestellt wurden.   

Geöffnete Weinflaschen stehen zum Test auf einer Theke im Restaurant.

Sekt und ausgesuchte Weine von vier Winzern aus dem Siebengebirge testenStephanie Lengsfeld und Dennis Kern vom Restaurant Gasthaus Scheiderhöhe.

Die Vermählung der Champagner-Rebsorten Pinot Meunier (20%), Pinot Noir (40%) und Chardonnay (40%) geben dem Cremant Brut (18,00 Euro) von Pieper den typischen Geschmack. „Schon beim ersten Schluck holt er jeden positiv ab. Ein Sekt zum Anstoßen für Gäste im Alter von 18 bis über 100 Jahren“, urteilt Lengsfeld. Kern scheint darüber hinaus mit der Perlage im Glas „sehr zufrieden“. Im Bouquet erkennen die beiden Tester eine zarte Note von Pfirsich und Brioche. „Das liegt am angenehmen Hefelager“, erklärt Kern. 

Kay Thiel bewirtet seine Weinberge im Siebengebirge nach ökologischen Gesichtspunkten

Dem Sekt Cuvée Henry von Kay Thiel (16.90 Euro)  geben die Trauben vom Elbling (60%), gelbem Malinger (10%) und als Blanc de Noir von Spät- und Frühburgunder (30%) einen „positiv eigenständigen, modernen Geschmack“, wie es Lengsfeld formuliert. Thiel bewirtet seine Weinberge nach ökologischen Gesichtspunkten und darf sich Bioland-Betrieb nennen. Kundig hält Kern das gefüllte Glas in die Höhe und erkennt „eine kräftige Perlage, die jedoch nicht im Mund schäumt“, so sein fachkundiges Urteil nach dem ersten Schluck. Der Geschmack orientiert sich an Holunderblüte mit Spuren von Quitte und Birne.

Zuerst kommen die weißen Trauben in die Gläser.Flaschen vom Weingut Pieper stehen aufgereiht auf einem Tisch zum Testen.

Pieper ist das größte Weingut im Siebengebirge. Von ihm kamen die meisten Gewächse zum Test im Restaurant Gasthaus Scheiderhöhe.

Zuerst kommen die weißen Trauben in die Gläser. Pieper ist der größte Winzer im Siebengebirge. Weißburgunder trocken (9,00 Euro) von 2022 schmeichelt der Nase, wie die Tester sofort bemerken. Sie erkennen den Geschmack von reifer Ananas und Pfirsich. „Der Wein eignet sich gut zu Fisch im Zwischengang, da er den Geschmack des Gerichts nicht überlagert“, so Lengsfeld. Ein Kabeljau mit brauner Butter und frischem Herbst-Trüffel überrieben wäre ideal. Im Glas soll der Weißburgunder nicht zu kalt sein. „Bei acht bis neun Grad öffnet er am besten seine Aromen“, empfiehlt Kern.

Der Chardonnay 2022 (16,00 Euro) von Pieper reifte in einem Holzfass aus burgundischer Eiche. „Man schmeckt deswegen den Vanilleton“, sagt Kern. Kühle Steinfrüchte wie Quitte und Aprikose ergänzen das Aroma. „Ein kraftvoller Weisswein, ideal für den Hauptgang“, erkennt Lengsfeld. „Knusprige Hühnerbrust mit Zitrone und Fenchel oder ein Brathuhn mit winterlichem Ofengemüse passen zu diesem Wein.“

Blick auf das Gasthaus Scheiderhöhe im Lohmar mit historischem Fachwerk und grünem Werbeschild.

Im Gasthaus Scheiderhöhe in Lohmar fand die Verkostung mit Stephanie Lengsfeld und Dennis Kern statt.

Kay Thiels Pfaffenröttchen #2 (13,90 Euro) aus dem Jahr 2020 ist als trockener Riesling deklariert. Der Geschmack des Weines mit leichtem Feuersteinaroma lässt die Heimat der Reben auf dem Vulkangestein im Siebengebirge erkennen. Ergänzt wird das Bouquet durch Apfel mit sanften Noten von weißem Pfeffer. „Ein idealer Weißwein, der auch zu rotem Fleisch passen könnte. Perfekt für die Gäste, die nicht auf einen Rotwein zum Hauptgang umsteigen möchten“, so Lengsfeld begeistert. Zur klassischen Entenkeule mit Klößen, Rotkohl und Apfelkompott passt er ins Glas. 

Alte Reben aus dem Siebengebirge sind mindestens 25 Jahre alt und tief im Boden verwurzelt

Der Rivaner Alte Reben (8,00 Euro) vom Weingut Broel von 2022 ist ein halbtrockener Wein, der jedoch zum trockenen Aroma tendiert. Lengsfeld ist begeistert: „Alte Reben sind mindestens 25 Jahre alt. Die Weinstöcke haben sich im Laufe der Zeit fest und tief im Boden verankert. Sie haben durch ihr Alter weniger Ertrag, schmecken jedoch intensiver.“ Kern hat sofort das passende Gericht dazu: Eine Gelbschwanzmakrele kurz in Zitronensaft mariniert. Mit Koriander garniert ist dies ein durchaus interessanter Fischgang. 

Flaschen des Weingutes Broel stehen zum Testen bereit.

Zwei Weine vom Weingut Broel wurden von den Testern ausgewählt.

Der Kerner Spätlese 2022 (10,00 Euro) von Broel ist für die beiden Tester ein „guter Desssertwein.“ Sie schmecken Williams Birnen heraus, auch „Birnentarte mit Tonkabohneneis passt perfekt“ dazu, alternativ kann auch Vanilleeis Verwendung finden.

Der 2019 Kerner Kabinett (7,30 Euro) vom Blöser ist zurückhaltend in der Nase, im Geschmack jedoch klar an Äpfeln orientiert. Ein leichter Wein, in dem der „Geschmack der Kernertraube präsent“ ist. Für die die beiden Tester „ideal für Zwischengänge oder Anstoßen zur Bescherung.“

Die 2021 Muscaris Spätlese (14,50 Euro) von Blöser begeistert sofort. „Ein echter Süßwein mit kräuterwürzigem Geschmack, dessen Süße nicht überlagert“, so Kern. Lengsfeld schmeckt Litschi und Pfirsich hervor. „Der passt ideal zu einem Mandarinendessert.“

Weinflaschen stehen aufgereiht zum Testen.

Beim Rotwein aus dem Siebengebirge empfiehlt Bernd Blöser eine Spätlese Regent aus dem Jahr 2016.

Bei den Rotweinen wurden die Winzer um je eine ausgewählte Flasche gebeten. Winzermeister Bernd Blöser überlegte nicht lange und griff zur Spätlese Regent aus dem Jahr 2016 (11,00) . „Der Wein hat in der Flasche schon viel Säure abgebaut und ist daher sehr angenehm im Geschmack“, so Kern. Backpflaume, eventuell Kirsch-Joghurt sind Geschmacksnuancen, die die Tester herausschmecken.„ Ideal zu Wild oder zum Klassiker Sauerbraten mit Klößen und Dörrpflaumen“, so Lengsfeld. Auch Feigen im Speckmantel passen zu diesem Wein. Der ist inzwischen allerdings ausverkauft, wie Blöser die Redaktion telefonisch informierte. Der Winzermeister empfiehlt als Alternative den 2020 Dornfelder trocken (7,80 Euro).  

Kay Thiel überlegt lange, wählt dann das Pfaffenröttchen #5, Jahrgang 2020 (16,90 Euro),  „mal was anderes“ aus. Ein roter Wein, der als Pet Nat bezeichnet wird. Es ist die Abkürzung für Pétillant Naturel und heißt auf französisch „natürlich perlend“. Ein Schaumwein deren Perlage das Ergebnis einer Flaschengärung ist. Das erkennen die Tester natürlich sofort und beschreiben es als „leicht moussierend.“ Er passt gut zu Entenkeule mit Schlupfnudeln, Spitzkohl und Cranberry. Dieser Rotwein sollte optimalerweise leicht gekühlt auf cirka 12 Grad getrunken werden.

Der Rotwein von Pieper aus Königswinter ist abgestochen und ungefiltert in der Flasche 

Pieper empfiehlt seinen 2020 Spätburgunder Mönchsberg (16,00 Euro). Er ist 24 Monate in Barriquefass gereift, wurde dann abgestochen. „Das bedeutet, dass die Sedimente nach unten gesunken sind, nur der Wein darüber kam ungefiltert in die Flasche“, erklärt der Sommelier. Vom Geschmack her erinnert er die Tester mit üppigem Aroma an Sauerkirschen mit einer Spur von Cassis. Er passt zu Wildbraten mit Rotkohl und Klößen, aber auch zur Ente. „Ein Wein zum Hauptgang, wie ihn sich unsere Gäste vorstellen“, so Lengsfeld.

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