RadtourRundkurs von Siegburg über Seelscheid durch das beschauliche Naafbachtal

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Durch ein lauschiges Wäldchen führt der Weg in der Nähe der Agger bei Donrath. An heißen Tagen zieht es dort viele Ausflügler ans Flussufer.

Durch ein lauschiges Wäldchen führt der Weg in der Nähe der Agger bei Donrath. An heißen Tagen zieht es dort viele Ausflügler ans Flussufer.

Rhein-Sieg-Kreis – Von Siegburg über Seelscheid durch das Naafbachtal nach Troisdorf führt meine „Referenzstrecke“ zur Beurteilung von Kondition und Fitness: Wenn ich die gut 40 Kilometer in passabler Zeit schaffe, bin ich zufrieden.

Der erste Abschnitt ist für meine Verhältnisse eine ziemliche Quälerei: Auf sieben Kilometern geht es fast ununterbrochen bergauf ins Bergische.

Die Fahrt beginnt Auf der Papagei in Siegburg-Wolsdorf. Diesen Straßennamen kann man nicht einfach so stehen lassen. Er soll auf Schützen zurückgehen, die „auf der Papagei“ anlegten und nicht, wie sonst üblich, auf einen Adler.

Unter der Autobahn hindurch geht es über die Straße Viehtrift bis Stallberg und auf der Kaldauer Straße nach links, wo ich immer wieder über den vor acht Jahren gebauten Kreisel staune: Mit seinen vielen Querungen, Inseln und einer Art Bypass, mit dem man dieses Wunderwerk der Verkehrsplanung umfahren kann, wurde er offenbar nach der Devise gebaut: „Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht?“ Doch mich tangiert das nicht, ich biege nach rechts auf die Zeithstraße ab und folge ihr am Ortsausgang Richtung Much, auf dem Radweg entlang der B 56.

„Nur nicht absteigen“ heißt dann die Parole auf der langen Steigung. Der Tacho zeigt erbärmliche sieben Stundenkilometer an. Dafür erscheint am Wegesrand freundliche bergische Architektur mit gepflegten Fachwerkhäuschen nebst Maibäumen. Sogar einen Spargelverkaufsstand ziert eine Birke mit bunten Bändchen.

Fernmeldeturm kündigt das Ende der Plackerei an

Der Fernmeldeturm bei Lohmar-Birk mit seinen stattlichen 125 Metern Höhe kündigt das Ende der Plackerei an, dann ist es geschafft. Die schmucke Baumallee entlang geht es einen guten Kilometer bergab.

Hier lohnt sich ein kurzer Halt und der Blick gen Westen: Er schweift über sanfte Hügel hinweg bis zum Kölner Dom. In Pohlhausen in Neunkirchen-Seelscheid geht es weiter über die Heckenhofstraße, an der eine verwitterte rote Telefonzelle auffällt, die schon längst jegliche kommunikationstechnische Funktion eingebüßt hat.

Dafür aber erinnert ein blaues Schild mit Europasternen hinter gesprungener Scheibe an die Partnerschaft mit Bicester – und ein Deko-Häschen im Inneren an zurückliegende Feiertage.

Die Heckenhofstraße entlang geht es weiter zur Brücke über die B 56 und zu einer Stelle, die einen Postkartenblick auf Neunkirchen samt Kirchturm eröffnet. Im Vordergrund wird die Idylle durch ein paar typische Bewohner des Bergischen zusätzlich aufgehübscht: eine Herde Schwarzbunter, die ihren Durst aus einer großen Wasserwanne stillt und neugierig den Fotografen beäugt.

Einkehr in Gaststätte oder Bäckerei möglich

Über Heister nach links zurück auf die B 56 ist Seelscheid erreicht, und die Möglichkeit zur Einkehr in Gasthof oder Bäckerei. Ich widerstehe und nehme gleich den Weg nach links über die Breite Straße zum eigentlichen Höhepunkt meiner Fahrt, dem verwunschenen Naafbachtal – meiner Ansicht nach einer der schönsten Flecken im Rhein-Sieg-Kreis.

Entscheidend für die weitgehend ungestörte Beschaulichkeit dürfte sein, dass durch das Tal nicht die übliche Landstraße, sondern nur ein besserer Feldweg führt, der das Bild des mäandernden Bachlaufs und üppig blühender Natur kaum stört. Überraschend weiten und verengen sich die Auen.

Auf vielen Abstechern hierhin habe ich Rehe beobachtet, die sich kaum von einem Besucher auf zwei Rädern stören lassen. In den Sinn kommen mir auch stets die Pläne, hier eine Talsperre zu bauen, die immer noch nicht endgültig im Papierkorb gelandet sein sollen.

Der ehemalige Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpes, so ist überliefert, hegte den Traum, sich seinen Tee in Köln nicht mit Rheinuferfiltrat, sondern mit köstlichem Nass aus der Naafbachtalsperre zu brühen. Allerdings empfiehlt es sich, nicht allzu sehr abzuschweifen und den Weg nicht aus den Augen zulassen. Tiefe Schlaglöcher und Abflussrillen sind im Tal gefährliche Felgenkiller.

Zinnen und Türmchen

Am Ausgang des Tals, im Örtchen Kreuznaaf, bleibt das am Hang gelegene Kastell Sonneck ein Kuriosum: Vor Jahren investierte ein Dachdecker viel Geld in Zinnen und Türmchen für das Dach, doch eine Nutzung als Hotel oder Tagungsstätte fand sich für das große Gebäude bislang nicht.

Nach links geht es entlang der B 484 weiter nach Lohmar. Ein kleiner Abstecher nach rechts empfiehlt sich zur neuen Aggerbrücke und dahinter nach links auf die Straße Höngesberg, die einen schönen Ausblick über die Auenlandschaft der Agger bietet. Kurz vor Donrath führt der Weg weiter in ein lauschiges Wäldchen. Sommerfrischler kennen hier Stellen am Fluss, an denen es sich an heißen Tagen bestens aushalten lässt.

Am Donrather Dreieck geht es nach rechts Richtung Rösrath und nach einem knappen Kilometer nach links auf die Flughafenstraße. Hinter der Brücke über die A 3 weist ein Schild Richtung Troisdorf-Mitte, der Weg an der Sülz, dann an der Agger entlang, markiert den östlichen Rand der Wahner Heide. Er ist, wie das Naafbachtal, nicht für empfindliche Rennräder, eher für Mountain- oder Trekkingbikes geeignet.

Auch hier führt der Weg unter Baumwipfeln entlang bis zum Aggerstadion. Keine zwei Kilometer sind es über Taubengasse, Heerstraße und am Hirschpark entlang bis zur Burg Wissem mit dem Bilderbuchmuseum, dem Museum für Industrie- und Stadtgeschichte, dem Portal zur Wahner Heide und einem Restaurant nebst Café.

Auf dem gleichen Weg zurück geht es zum Aggerdamm und weiter über die Frankfurter Straße ins Siegburger Zentrum, dem Start- und Zielpunkt meiner Tour.

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