Haus MenschenKlavierlied-Wettbewerb des Vereins cantando-parlando

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Sankt Augustin – 22 Sängerinnen, Pianistinnen und Pianisten aus allen Teilen Europas maßen ihr Können beim dreitägigen Klavierlied-Wettbewerb des Vereins cantando-parlando im Haus Menden. Auf sehr hohem Niveau agierten die Teilnehmer, die sich der Ausschreibung entsprechend des Themas „Der Rhein und das französisch-sprachige Kunstlied“ widmeten.

Der Wettbewerb war – quasi als Epilog – der dritte und letzte Teil des Projekts „Der Rhein im Dreiklang“, dem 2013 ein Lyrikwettbewerb und 2014 ein Kompositionswettbewerb voranging. Initiiert hatte das Projekt der vor kurzem verstorbene langjährige Vorsitzende Krafft-Aretin Eggert, dem posthum von Sponsoren, Förderern und den Verantwortlichen des Wettbewerbs nochmals höchste Anerkennung zuteil wurde.

Vizebürgermeisterin Jutta Bergmann-Gries lobte das „innovative und künstlerisch anspruchsvolle“ Projekt als Teil des Sankt Augustiner Kulturlebens. Gertrud Servos vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) sagte, der Verband habe sich „angesprochen gefühlt“ von Eggerts Vision, die „Lebensader“ Rhein über Lyrik und Musik zu würdigen. Kristian Gerwig vom Vorstand cantando-parlando nannte den Wettbewerb „die Krönung“ eines Werkes, das Krafft-Aretin Eggert „mit Energie gestaltete“. Elf Duos stellten sich von Pfingstsamstag bis -montag der fünfköpfigen Jury, deren Vorsitz der namhafte Münchner Musikhochschul-Professor Philipp Vogler hatte und der auch die cantando-parlando Vorsitzende Christine Gerwig angehörte. Vielerlei Bewertungskriterien hatten die jungen Teilnehmer zu erfüllen – künstlerische Präsenz, musikalische Gestaltung, technisches Können und Zusammenspiel, dynamische Balance sowie die Diktion der Sängerinnen und die „Sprache“ der Pianisten. Vier Duos setzten sich schließlich durch und präsentierten im Preisträgerkonzert am Pfingstmontag die hohe Schule des Kunstliedes. Von überwältigender Schönheit waren die 17 Lieder, die den Zuhörern durch die Virtuosität jedes Einzelnen und den perfekten Einklang der Duos gleichermaßen in ihren Bann zogen. Das Konzert war eine Hommage an die Großen ihrer Zunft, an einen Messiaen, Debussy, Bernstein, Poulenc oder Ravel. „In heller Einigkeit“, so Jury-Chef Vogler, seien die Urteile zustande gekommen, die der französische Sopranistin Suzanne Jérosme und die koreanische Pianistin Young-Ah Kim verdient aufs Siegertreppchen verhalfen und ihnen den 3000-Euro-Preis sicherten. Mit fünf Liedern voller strahlender Inbrunst, Emotionen und fesselnder Bildhaftigkeit bestätigte das Duo die Jury-Entscheidung. Wobei die Nächstplatzierten zu nicht minderer Qualität fanden und die Lust der Zuhörer auf edle Stimmen und subtiles Klavierspiel voll bedienten.

Ins Preisträgerkonzert integriert war der Sonderpreis für die beste Interpretation des zeitgenössischen Liedes. Drei Ausführungen wurden salomonisch mit je 333 Euro prämiert. Deren Kompositionen entsprangen dem letztjährigen Wettbewerb und fußten ihrerseits auf Gedichten des Lyrikwettstreits von 2013. Interessant waren die beiden Auslegungen des Gedichts „Heidenfahrt“ von Rüdiger Butter, dem sich die in Menden anwesenden Komponisten Eduard Kiprsky und Robert Christoph Bauer mit unterschiedlichen Interpretationen annahmen. Während der Russe Kiprsky eher zu gegenständlichen, romantischen Anklängen mit dramatischen Steigerungen fand, setzte der Wahl-Salzburger Bauer auf kunstvoll Verspieltes, von beruhigend bis verwegen.

Weitere Ergebnisse:

Klavierlied-Wettbewerb: 2. Preis 1500 Euro: Karola Pavone (Sopran/ Italien)/ Aliona Padrón (Klavier/ Spanien). 3. Preis je 750 Euro: Emma Rieger (Frankreich/ Sopran)/ Nicolas Martin Vizcaino (Frankreich/ Klavier) und Sofia Pavone (Mezzo/ Italien)/ Katsuhisa Mori (Japan/ Klavier)

Sonderpreis Zeitgenössisches Lied: „Heidenfahrt“ (Eduard Kiprsky) Karola Pavone/ Aliona Padrón; „Heidenfahrt“ (Robert Christoph Bauer) Emma Rieger/ Nicolas Martin Vizcaino; „Flussbeschreibung“ (Johannes Söllner), Suzanne Jérosme/ Young-Ah Kim.

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