Herrenloser KofferSo lief der Großeinsatz am Bahnhof Siegburg

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Einsatz am Bahnhof Siegburg (4)

Siegburg – Mehrere Stunden lang waren am Donnerstagmorgen das Gleis 1 des Bahnhofs und der Europaplatz gesperrt.

Gegen 8 Uhr hatte ein Mitarbeiter der Stadt an einem Treppenaufgang einen Koffer entdeckt, einen Besitzer konnte er dagegen nicht finden. Er stellte seinen Pritschenwagen als Detonationsschutz davor und benachrichtigte das Ordnungsamt, das sich an die Polizei wandte.

Sowohl Beamte der Kreis- als auch der Bundespolizei eilten zu der angegebenen Stelle. Das verdächtige Gepäckstück stand allein neben einem Müllbehälter vor der Treppe.

Der Platz wurde weiträumig mit Flatterband abgesperrt. Die S-Bahnen und Regionalzüge in Fahrtrichtung Köln wurden auf ein anderes Gleis umgeleitet. Es gab Verspätungen, es fielen aber keine Züge aus. Der Busbahnhof blieb geöffnet, musste nur anders angefahren werden.

Der Einsatzleiter ließ die Tatortgruppe Sprengstoff/Brand, Entschärfung (TOG) des Landeskriminalamts aus Düsseldorf alarmieren. Sie nimmt die Entschärfung von „unkonventionellen Spreng- und Brandvorrichtungen“ vor und unterscheidet sich dadurch vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung. Der entschärft Bomben und Munition.

Koffer wurde gescannt

Die Sprengstoffspezialisten eilten mit einem Transporter in die Kreisstadt. Nach der ersten Erkundung entschieden sie, dass ein größerer Sicherheitsabstand eingehalten werden müsste.

Der bis dahin geöffnete Eingang zum Bahnhof wurde geschlossen, die Flatterbänder noch einmal um 50 Meter zurückversetzt.

Die Mitglieder der LKA-Einheit holten zudem einen selbstfahrenden Roboter aus ihrem Lastwagen und bestückten ihn mit Kamera, Mikrofon und weiterer Sensortechnik. Der rollende Roboter näherte sich dem verlassenen Gepäckstück und scannte es von allen Seiten.

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Dieser batteriebetriebene Wecker war im Koffer.

Die Daten wurden analysiert und bewertet. Es waren Geräusche zu hören, an einer Stelle machten die Experten einen verdächtigen Gegenstand aus. Sie entschieden, mit einem sogenannten Wassergewehr darauf zu zielen. Dabei wird mit hohem Druck ein Wasserstrahl regelrecht abgeschossen, der durch Gewebe hindurchgeht und auch Metall durchdringen kann.

Ein Knall ertönte und ein Loch war in dem Koffer. Vorsichtig näherte sich ein mit Weste und Schutzhelm ausgerüsteter Polizist und öffnete den Deckel. Im Inneren fand er neben Kleidung einen batteriebetriebenen Wecker – der verdächtige Gegenstand. Außerdem lagen darin Reiseunterlagen mit einer Adresse aus Zagreb.

Nach eingehender Untersuchung wurde zusammengepackt und die Sperrung aufgehoben. Wie die Stadtverwaltung Siegburg später mitteilte, hatte am frühen Morgen eine Frau in einer S-Bahn einen Mitreisenden mit schwarzer Mütze beobachtet, der mit einer Reihe von Gepäckstücken eingestiegen war. E

in Passant hatte ihm geholfen. Als der Zug anfuhr, rief der Reisende aufgeregt, dass ihm ein Koffer fehle. Möglicherweise war das der verdächtige Gegenstand, der den Einsatz auslöste.

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