Pläne für BelebungAuf der früheren Saturn-Etage im Siegburger Kaufhof soll es Theater geben

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Eine Ladenfläche und eine Rolltreppe.

Auf der ehemaligen Saturn-Fläche soll ab August Theater gespielt. Der Zugang soll allerdings nicht über die Rolltreppe, sondern das Parkhaus erfolgen.

CDU und Grüne im Stadtrat fanden eine Lösung für die Siegburger Mimen, die derzeit keine feste Auftrittsmöglichkeit haben. 

Der Siegburger Theaterschatz soll ab August für eine Übergangszeit im Kaufhofgebäude unterkommen, auf der obersten Etage, in der bis 2021 eine Saturnmarkt untergebracht war: Die Kooperation aus CDU und Grünen im Stadtrat stellte dafür die Weichen, nachdem Theaterleiter René Böttcher um Hilfe gebeten hatte.

Die Details erläuterten die Fraktionsvorsitzenden Lars Nottelmann und Astrid Thiel anlässlich eines Pressegesprächs: So habe der Vorstand der Stadtbetriebe André Kuchheuser, der mit dem Vermarkter der Immobilie RME aus Oberhausen wegen der Parkhausnutzung in Kontakt steht, das Gespräch gesucht und mitgeteilt, RME stehe einem solchen Projekt positiv gegenüber.

Alte Studiobühne ist möglicherweise einsturzgefährdet

Vorgesehen ist eine Nutzung von rund 400 Quadratmetern der insgesamt 2500 Quadratmeter Fläche, wobei der Zugang über das Parkhaus erfolgen soll. Die angestammte Bühne, die der Theaterschatz mit dem Theater Tollhaus für Kinder und Jugendliche, der Schauspielschule Siegburg und der Studiobühne selbst im VHS Studienhaus nutzt, steht derzeit nicht zur Verfügung.

Die Decken im Erdgeschoss des Bauhaus-Anbaus aus den 1930er Jahren haben Risse und müssen auf eine mögliche Einsturzgefahr hin untersucht werden. Büros und Probemöglichkeiten gibt es Am Turm auf dem Phrixgelände, wo die Stadt Räume angemietet hat.

Böttcher hatte sich mit der Bitte an die Öffentlichkeit gewandt, geeignete Räume zu stellen. Er sei sonst nicht in der Lage, einen Spielplan für rund 120 geplante Aufführungen zu stellen.

„Der Theaterschatz ist eine wertvolle Bereicherung für unsere Kulturszene in Siegburg und muss bei der Suche nach geeigneten Flächen unterstützt werden“, heißt es in einer gemeinsamen Pressemitteilung der beiden Fraktionen.

Ein Mann vor dem Eingang eines Warenhauses

René Böttcher vor dem leerstehenden Kaufhofgebäude an der Kaiserstraße

Susanne Haase-Mühlbauer, Vorsitzende des Kulturbeirats, sprach von einer „echten Hausnummer“ im Kulturbereich. Der Theaterschatz sei seit 2019 permanent „im Wanken“ gewesen, durch die Coronapandemie wie auch durch den unsicheren Spielort. „Man kann nicht riskieren, dass so etwas kippt.“  

„Es ist sicherlich auch im Interesse des Eigentümers, dass etwas passiert“, sagt Lars Nottelmann. „Theaterschatz und Studiobühne brauchen Planungssicherheit“, bekräftigte Astrid Thiel.   

Umzug der Studiobühne in den Kaufhof: Gute Aussichten signalisiert

André Kuchheuser wird in einer Pressemitteilung folgendermaßen zitiert: „Die Eigentümer-Gesellschaft hat uns gute Aussichten signalisiert, dass im Kaufhof-Gebäude zeitnah Flächen für den Theaterschatz angemietet werden können. Die Stadtbetriebe würden die dafür erforderlichen Mittel für ein Jahr aus ihrem Etat für die freie Kulturszene in Siegburg übernehmen.“

Die Pläne des Theaterschatzes, der in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen feiert, sind sehr konkret und gehen über die Theaterinszenierungen der Spielzeit 2024/25 hinaus. Zehn Inszenierungen sind vorgesehen, „Dornröschen“, „Die Werkstatt Schmetterlinge“, „Liebe satt“, „Einige Nachrichten aus dem All“, „Die Nacht so groß wie wir“, „Zwischen Lackschuh und Lippenstift“, eine Komödie, ein Talkformat und zwei weitere Stücke.

Sechs schwarz gewandete Schauspieler umschlingen sich auf einer Bühne.

Die Fliegen von Jean-Paul Sartre in einer Aufführung der Studiobühne.

Ehemalige Kaufhof-Mitarbeiter sollen freien Eintritt bekommen, „als Dankeschön für die erlittenen Unsicherheiten und das Durchhaltevermögen bis zum letzten Tag“, so Böttcher. In einer Festwoche sollen Bürger eingeladen werden, selbst ein Programm zu gestalten, hinzu kommen sollen Buchvorstellungen, wissenschaftliche Vorträge, Filme und musikalische Abende.

Schauspielschule und Förderverein werden zudem Theaterbegleiter organisieren für Gäste, die nicht gerne alleine zu einer Aufführung gehen. Böttcher sieht das Interim auch als Möglichkeit, sich auf den Umzug des Theaterschatzes auf den Bildungscampus Neuenhof vorzubereiten, der 2027/28 vorgesehen ist. Ab dann werde man als „Theater Rhein-Sieg“ firmieren. Böttcher geht davon aus, dass er für Sitzmöbel, Traversen und Scheinwerfer etwa 30.000 Euro benötigt. 

Offizieller Prüfauftrag an die Stadtbetriebe

Ein offizieller Prüfantrag an die Stadtbetriebe soll am 25. April im Verwaltungsrat der Stadtbetriebe erteilt werden. Die SPD hatte bereits am Dienstag einen Antrag öffentlich gemacht, Flächen im Erdgeschoss anzumieten. Bei einer Umfrage an einem Infostand hätten Siegburgerinnen und Siegburger Interesse an kulturellen Veranstaltungen, Gastronomie und Bekleidung vor allem für Herren angegeben.

Die Stadtverwaltung verbreitete ebenfalls am Dienstag eine Computergrafik, die in den Kaufhof-Schaufenstern Kunstbilder und Infotafeln zur Warenhausgeschichte zeigen, man stehe in Kontakt zu Künstlern und Galeristen. Bürgermeister Stefan Rosemann sagte auf Anfrage, auch mit der Ateliergemeinschaft in der ehemaligen Champignonfarm am Trerichsweiher sei man im Gespräch.

Dort zeigte sich Künstler Hermann Josef Hack solchen Pläne gegenüber allerdings eher skeptisch. Solche öffentlichen Ausstellungen müsse man professionell organisieren und kuratieren. Als Beispiel nannte er das Kunsthaus Troisdorf und den dortigen Geschäftsführer Frank Baquet.

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