UrteilProstituierte gewürgt – 32-Jähriger nach Attacke in Troisdorfer Wohnung verurteilt

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Das Amtsgericht in Siegburg.

Am Amtsgericht Siegburg wurde ein 32-Jähriger wegen einer Attacke auf eine Prostituierte in Troisdorf verurteilt. (Symbolbild)

Ein 32-Jähriger hat eine Prostituierte in einer Troisdorfer Wohnung angegriffen. Jetzt wurde er am Siegburger Amtsgericht verurteilt.

Der Mann im Gerichtssaal, der da mit leiser Stimme spricht über seine Depressionen, seine Zwangsstörungen, seine zerplatzten Träume, fast könnte er einem leidtun. Wären da nicht die Fotos seines Opfers, das er offenbar mit beiden Händen so massiv gewürgt hat, dass sich dunkle Hämatome am Hals bildeten. Ob die Situation für die Frau lebensbedrohlich war, blieb im Prozess allerdings in Dunkeln.

Denn die Geschädigte, eine Prostituierte, war für die Ermittler nach dieser Nacht im Mai 2022 nicht mehr auffindbar. Ihre Angaben bei der Polizei zu ihrem Wohnsitz waren falsch, der Name ihres „Bekannten“, der am Telefon die Aussage der Rumänin für die Beamten auf Deutsch übersetzte, offenbar ebenso ein Fantasieprodukt, sagten die Polizisten im Zeugenstand.

Troisdorfer bestellte sich Prostituierte in die Eschmarer Gartenstadt

Nicht nur einmal sei sie während der Vernehmung Fragen ausgewichen, so der Eindruck, eventuell seien Verständigungsprobleme der Grund gewesen. Die Frau sprach kein Wort Deutsch und Englisch nur sehr gebrochen. Wie lange das Würgen dauerte, ob sie zeitweise ohnmächtig war, ob sie mit dem Messer bedroht wurde, diese Behauptungen konnten nicht belegt werden.

Laut Einlassung des 32-jährigen Angeklagten habe er sich eine Prostituierte „bestellt“ in die Eschmarer Gartenstadt, wo er damals wohnte. 600 Euro habe er für vier Stunden auf den Tisch gelegt, die Frau habe das Geld eingesteckt, aber schon nach einer Stunde wieder gehen wollen.

Als er die Scheine wieder an sich nahm, habe sie ihren Zuhälter anrufen wollen, mit dem er in der Vergangenheit schon einmal aneinander geraten war. „Mein Mandant geriet in Panik und rief die Polizei. An Einzelheiten erinnert er sich nicht mehr“, sagte sein Strafverteidiger Max Ziemer. Grund sei dessen damaliger Drogenkonsum gewesen. Er wisse aber sicher, dass die Frau bei Bewusstsein war: „Sie hat die ganze Zeit geschrien.“

Eltern des Angeklagten sind hoch dotierte Naturwissenschaftler

Mit Cannabis und gelegentlich Kokain habe er versucht, seine Krankheit zu therapieren, so der Angeklagte. Zusätzlich nahm er Psychopharmaka. Nach dem Abitur sei die erste Krise gekommen, er habe sein Studium abgebrochen. Später auch eine Ausbildung im Bereich Informationstechnik, nun hoffe er auf einen IT-Praktikumsplatz in einem Bundesministerium, „in zwei Tagen habe ich ein Vorstellungsgespräch“, erzählte der Mann, dessen Eltern beide hoch dotierte Naturwissenschaftler mit Doktortitel sind.

Er suche nach einer ambulanten Behandlung und nach einem stationären Aufenthalt nun einen neuen Therapeuten, wolle ein Studium abschließen, sei komplett „von den Drogen weg“, versicherte der wegen Körperverletzung und Nachstellung vorbestrafte Angeklagte, und wohne nun wieder in der Nähe der Familie.

Richter Dr. Alexander Bluhm verurteilte den 32-Jährigen wegen Körperverletzung und Betäubungsmittelbesitz zu sieben Monaten Haft, die, weil es die erste Freiheitsstrafe für ihn ist, zur Bewährung ausgesetzt werden. Ihm wird ein Bewährungshelfer zur Seite gestellt.

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