Ehrenamtliches Engagement in KölnMit dem Kochmobil die Integration fördern

Lesezeit 3 Minuten
Mohammed (l.) und Rolex schneiden mit Christina Zander Gurken für die Burger.

Mohammed (l.) und Rolex schneiden mit Christina Zander Gurken für die Burger.

Köln – Oben lang, an den Seiten kurz. Den Namen „Messi“ in die Haarstoppeln auf der rechten Schläfe hineinrasiert. Die Frisur lässt den Fußballfan erkennen. Die große Ketchupflasche hat der achtjährige Ikram fest im Griff. Gekonnt verteilt er die rote Soße auf Hamburgerfleisch, legt Tomaten sowie eine Brötchenhälfte darauf und reicht sie über die Theke des Kochmobils nach draußen.

Ob er einmal Koch werden möchte? „Nein, Fußballer“, so die klare Antwort des jungen Kurden. „Aber Essen verteilen macht Spaß!“

Rolex reicht fertige Burger über die Theke des Kochmobils.

Rolex reicht fertige Burger über die Theke des Kochmobils.

Mit Unterstützung von Erwachsenen baut er in dem amerikanischen Wohnwagen aus glänzendem Aluminium Burger.

„Satte Rasselbande“ steht auf den blütenweißen Schürzen der erwachsenen Köche. Christina Zander heißt die Banden-Chefin. Sie hat die private Initiative gegründet. Bei Freunden und Bekannten hat sie Spenden gesammelt, viele wollen auch praktisch helfen.

Einmal im Monat steuern sie vorerst mit dem Kochmobil Jugendzentren, Schulen, Wohnheime und Kindergärten an. Das auffällige Gefährt wird ihr von der Firma Nao Tajima Eventservice zur Verfügung gestellt. Vor Ort möchte Zander sozial benachteiligte Kindern und Jugendlichen Wissen über gesunde Ernährung vermitteln und gleichzeitig das Verständnis für andere Kulturen und Interesse wecken.

Integration über den Magen

Mit der Rheinflanke hat Zander einen kompetenten Partner für ihre Aktionen gefunden. Der Jugendhilfeträger betreibt selbst Jugendtreffs in Köln, so auch in Gremberghoven, wo das Kochmobil nun parkt.

Es steht vor dem Fußballplatz an der Frankenstraße. Doch der ist gerade verwaist. Zahlreiche Jungs drängen sich vor der Theke. „Ketchup?“, fragt Ikram seine Kunden. Der achtjährige Mohammed aus Syrien schneidet geschickt hauchdünne Gurkenscheiben. Gerade habe er noch daheim für seine Mutter Tomaten geschnitten, erzählt er stolz. Sein neunjähriger Kumpel Rolex aus Serbien tut es ihm nach.

Sebastian aus Deutschland, Pesha aus dem Irak und die anderen warten hungrig. Gremberghoven ist ein Schmelztiegel. „Weil es hier so eine Mischung gibt aus Kindern alteingesessener Porzer Familien und Zuwanderern, hat uns Rheinflanke-Geschäftsführer Christoph Bex diesen Ort zum Start empfohlen“, sagt Zander.

Vor drei Jahren hat der Jugendhilfeträger den Treff in Porz gegründet. Seitdem ist er eine beliebte Anlaufstelle. „In unserem Jugendtreff sind jede Woche 80 Kinder und Jugendliche aus verschiedensten Kulturen zu Gast. Viele Familien leben von Hartz IV. Da reicht das Geld oft nur für eine Tiefkühlpizza“, sagt Leiter Georg Höcketstaller. „Für die Kinder ist es daher toll, etwas über gesunde Ernährung zu lernen.“

Auch über die jeweils andere Kultur sollen die jungen Teilnehmer etwas erfahren: Heute stehen Burger aus Halal-Fleisch, also von nach muslimischen Glauben regelgerecht geschlachteten Tieren, auf dem Speisezettel. Zander hat es in einem türkischen Supermarkt gekauft, mit frischen Kräutern gewürzt. Der köstliche Duft zieht einige Menschen an.

Bestimmt kommt Zander mit dem Kochmobil noch einmal ins Viertel. Dann gibt es die nächste Lektion im Burgerbauen: Das Ketchup wird selbst hergestellt und gesund nur mit Bananen gesüßt. Aber als Nächstes steht erst einmal ein Lunchpakete-Packen auf dem Programm mit anschließendem Ausflug in den Kölner Zoo. Denn nun sind erst einmal die Mädels dran. Zanders Traum ist es, mit „Promiköchen“ ein kindgerechtes Fest auszurichten, „bei dem einfach alle Glück und Unbeschwertheit empfinden dürfen“. Und dass sich Paten finden, die sich auch über das Kochen hinaus mit den Kindern beschäftigen.

KStA abonnieren