Sammlung Stoffel verlässt Köln

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Eleonore Stoffel vor Georg Baselitz' Bild "Bildacht"

Eleonore Stoffel vor Georg Baselitz' Bild "Bildacht"

München erhält den 200 Werke umfassenden Fundus komplett. Der Kölner „Skulpturenpark“ ist von dem Leihvertrag nicht betroffen.

Die Kölner Sammlerin Eleonore Stoffel überlässt ihren hochkarätigen Bestand zeitgenössischer Kunst der Münchner Pinakothek der Moderne. Dies bestätigte sie gestern in einem Gespräch mit dieser Zeitung. Die Sammlung gehe als „unkündbare Dauerleihgabe“ nach München, wie Carla Schulz-Hoffmann, stellvertretende Generaldirektorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, ebenfalls bekräftigte. Der Zuwachs bedeute eine „unglaubliche Bereicherung in wichtigen Bereichen der Pinakothek“.

Es ist nach dem Verlust der Sammlung Brandhorst, für die in München derzeit ein eigenes Museum gebaut wird, die zweite prominente Kölner Kollektion, die nach Bayern abwandert. Wie der bereits vor einigen Tagen unterzeichnete Leihvertrag vorsieht, wechselt die Sammlung erst nach dem Ableben der Eigentümerin nach München. Dort würden Teile der Kollektion sodann in einem Turnus von zwei Jahren für jeweils bis zu fünf Monate ausgestellt.

Ausgenommen von der Regelung bleiben die plastischen Arbeiten in dem Skulpturenpark, den das Ehepaar Stoffel 1999 an der Elsa-Brandström-Straße ins Leben gerufen hatte. Michael Stoffel war im Juni 2005 gestorben. Der Park, den die Stadt Köln der Michael-und-Eleonore-Stoffel-Stiftung mietfrei zur Verfügung stellt und der - besonders anfangs - auf großes öffentliches Interesse gestoßen ist, bleibt Köln mindestens bis 2010 erhalten.

Mit ihrem Mann, so Eleonore Stoffel, sei sie sich einig gewesen, dass die in rund 30 Jahren gewachsene Sammlung als Ganzes zusammenbleiben solle. Dieses Ziel habe für sie nie in Frage gestanden, auch wenn sie und ihr Mann sich gelegentlich - „mit einer erklärten Zielsetzung“ - von einzelnen Werken getrennt haben. Vonseiten der Stadt Köln sei ihr ein Angebot nicht vorgelegt worden, was sie auch als mangelnde Anerkennung empfunden habe. Sie selbst habe sich nicht ins Gespräch bringen wollen, sei aber nach eigenem Bekunden ohne jegliche Bedingungen dazu bereit gewesen. „Das Dilemma in dieser Stadt besteht darin, dass die Kulturbeauftragten zu wenig von der Materie verstehen. Deshalb fehlt es an Engagement und Begeisterung.“ Köln reagiere häufig zu spät auf solche Herausforderungen. Stoffel verweist auf mehrere gut bestückte Kunstsammlungen (Hoffmann, Schneppenheim, Garnatz, Brandhorst), die in Köln gewachsen seien, die Stadt aber verließen.

Offenbar hatte sich die Sammlerin mehr Interesse an ihrer Kollektion als ganzer versprochen, als es ihr von Kasper König, Direktor des Museums Ludwig, entgegengebracht worden ist. König erklärte auf Anfrage, er sei nur an Teilen der Sammlung interessiert und habe dies auch zum Ausdruck gebracht, „um der Sache einen realistischen Boden zu geben“. Zu den von König favorisierten Werkblöcken zählen Arbeiten von Rosemarie Trockel und Mike Kelley, die sowohl für die Kunstgeschichte der 80er und 90er Jahre als auch für die Entwicklung in Köln aufschlussreich sind. Den Skulpturenpark zu betreuen, so König, übersteige aber die Möglichkeiten des Museums. „Wir kämpfen selbst ums Überleben.“ Der Kölner Kulturdezernent Georg Quander, der seit dem 1. Juni 2005 amtiert, konnte gestern nurmehr konstatieren, er habe gar keine Möglichkeit mehr erhalten, der Sammlerin ein konkretes Angebot vorzulegen. Verschiedentliche Versuche, Eleonore Stoffel zu kontaktieren, seien erfolglos geblieben. Die Sammlerin bestätigt, dass die Würfel während der Amtszeit Quanders bereits gefallen wären. Im Sommer sei ihr klar gewesen, dass ihr Besitz nach München gehen werde.

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