Skinheads - Politisierung einer jugendlichen Subkultur

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Christian Menhorns Buch „Skinheads: Portrait einer Subkultur“

Christian Menhorns Buch „Skinheads: Portrait einer Subkultur“

Der Kölner Christian Menhorn hat eine hervorragende Arbeit zum Thema Skinheads vorgelegt.

Skinheads gelten als gewaltbereite, hasserfüllte und neonazistische Glatzen. Diese Auffassung ist zwar nicht ganz falsch, aber einseitig und oberflächlich. Sie ignoriert sowohl das Bestehen von nicht-rechtsextremistischen Teilen dieser Subkultur als auch deren Entwicklung von einer eher unpolitischen zu einer mehr politischen Szene. Darauf macht der Kölner Autor Christian Menhorn in seinem Buch „Skinheads: Portrait einer Subkultur“ aufmerksam. Es will die globale Entwicklung der Skinhead-Bewegung in einer historischen Rückschau beschreiben und entgegen des Medienbildes auf die Vielschichtigkeit des Szene-Kultes aufmerksam machen. Dabei erweist sich der Autor als hervorragender Kenner der Materie, wertete er doch nur schwer zugängliche Informationen und Materialien aus der Szene selbst aus. Gerade dadurch hebt sich Menhorns Arbeit von häufigen publizistischen Schnellschüssen ab.

Inhaltlich gliedert sich das Buch in zwei Blöcke, die die Entwicklung der Subkultur in Großbritannien und in Deutschland beschreiben. Zwischen sie integriert Menhorn ein Kapitel mit knappen Überblicken zur Situation in zahlreichen anderen Ländern. Allein diese formale Struktur macht deutlich: Es handelt sich um eine bereits seit über 30 Jahren bestehende jugendliche Subkultur, und sie findet sich in zahlreichen Ländern, nicht nur der westlichen Welt. Menhorn zeichnet die Entstehung der Skinheads aus den Umbrüchen in der britischen Gesellschaft und Jugendkultur Ende der sechziger Jahre nach und geht auf die Bedeutung von Fußball, Gewalt und Kleidung als Szene-Merkmale ein.

Besonderes Interesse verdienen danach die Ausführungen zur Politisierung der ursprünglich eher unpolitischen Subkultur. Auch wenn Menhorn die Ursachen für diese Entwicklung nicht systematisch diskutiert, liefert er doch wichtige Informationen zu einer solchen Analyse. Neben mentalen Prägungen wie die Geneigtheit zur Gewaltanwendung oder Herkunft aus dem autoritär geprägten Arbeitermilieu spielten auch eine fremdenfeindliche Stimmung in der Gesellschaft und Einflüsse von rechtsextremistischen Organisationen eine Rolle.

Auch auf die Herausbildung der Skinhead-Szene in Deutschland geht Menhorn ausführlich ein. Die vorgenommene historische Rückschau zeigt darüber hinaus, dass von Skinheads fremdenfeindlich motivierte Gewalttaten mit Todesfolge bereits Mitte der 80er Jahre ausgingen und man auf die damit verbundenen Gefahren eher zögerlich reagierte. Überhaupt enthält das Buch zahlreiche wichtige Informationen und Überlegungen, die es zweifellos zur bislang besten deutschsprachige Arbeit zum Thema Skinheads.

Christian Menhorn: „Skinheads - Portrait einer Subkultur“. Nomos, 2001, 289 Seiten, 40,- Euro.

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