Interview mit Stefan Müller-Römer„Der 1. FC Köln hat sich entwickelt wie erhofft“

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Der FC lädt zur Mitgliederversammlung. Stefan Müller-Römer /r.) wird für den Mitgliederrad sprechen.

Der FC lädt zur Mitgliederversammlung. Stefan Müller-Römer /r.) wird für den Mitgliederrad sprechen.

Herr Müller-Römer, auf der Mitgliederversammlung des 1.FC Köln am Samstag (ab 15 Uhr im Liveticker auf ksta.de) werden Sie erstmals in Ihrer Eigenschaft als Vorsitzender des neuen Mitgliederrates sprechen. Es war ein langer Weg dorthin von Ihren kritischen Statements auf früheren Versammlungen über Ihre organisierte Opposition mit FC-reloaded. Wie ist es jetzt als „normales“ Mitglied in den Eingeweiden des Klubs? So wie man es sich vorgestellt hat?

Eigentlich recht unspektakulär. Deutlich mehr Arbeit als gedacht; es macht Spaß; der ganze Verein hat sich gut entwickelt in eine Richtung, wie ich mir das immer erhofft hatte. Die Arbeit ist jetzt professioneller; Dinge die intern behandelt werden, bleiben intern – all das, was wir in der Vergangenheit immer wieder mal kritisiert haben, läuft im Moment ziemlich gut. In den Jahren davor hatte ich ja keine Position, ich war einfaches Mitglied, dem einige Entwicklungen im Klub nicht gefallen haben und der von seinem Recht Gebrauch gemacht hat, Anmerkungen zu machen. In der Amtszeit des vorigen Vorstands unter Wolfgang Overath haben wir versucht, die Satzung zu ändern. Und jetzt, wo es eine neue Satzung gibt ...

..an deren Ausarbeitung Sie beteiligt waren...

Ja, richtig, in der dafür zuständigen Kommission. Und jetzt, wo sich das alles gedreht hat und ich zum Mitgliederratsvorsitzenden gewählt bin, stellt es sich dar wie erwartet: Wenn ein Verein gut geführt ist und die Leute im Verein eine gute Arbeit machen, dann hat es der Mitgliederrat – der ja ähnliche Aufgaben hat wie ein Aufsichtsrat und die Mitgliederinteressen vertritt – etwas einfacher.

Die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln beginnt am Samstag, 15. November, 15.30 Uhr, in der Lanxess Arena. Neuwahlen stehen nicht auf der Tagesordnung. Der Klubvorstand legt einige Satzungsänderungen zur Abstimmung vor: Künftige Vorstände sollen bezahlt werden können; die Einstiegsmodelle für Investoren werden modifiziert und es soll lebenslange Mitgliedschaften geben. (ksta)

Sportlich läuft es ganz gut.

Das war stets mein Credo: Sportlich läuft es gut, wenn im Hintergrund ordentlich gearbeitet wird.

Bekommen Sie Feedback von anderen Mitgliedern?

Durchaus, teilweise ist das sehr nett. Damals in der Phase des Overath-Rücktritts, als alles sehr konfliktreich war, habe ich ordentlich auf die Mütze bekommen, weil wir Herrn Overath kritisiert haben. Von daher tut es jetzt sehr gut, dass viele Leute der Meinung sind, dass unsere Arbeit dem Klub guttut.

Dass Wolfgang Overath den Konflikt als persönlichen Angriff verstanden hat, war einerseits schwer zu verstehen; hat Sie aber andererseits als Konterpart geradezu geadelt. Sie waren der, den Overath „Der mit den Haaren“ genannt hat – das kann man sich merken.

Ja, und trotzdem ist es schade, dass es so gelaufen ist. Vielleicht kann ich mit Wolfgang Overath irgendwann doch einmal ein Friedens-Kölsch trinken.

Den Mitgliedern wird in der Versammlung der Vorschlag zur Abstimmung vorgelegt, die Möglichkeit zu schaffen, dass künftige Vorstände bezahlt werden. Was spricht dafür?

Fußballvereine in der Bundesliga wie wir bewegen sich in Richtung dreistelliger Millionenumsätze. Das ist nicht mehr nebenbei zu machen. Die Aufgaben, die unser Vorstand zu bewältigen hat, sind viel zu umfangreich dafür. Das haben auch die meisten Bundesligaclubs in ihren Satzungen längst berücksichtigt. Wir halten es nicht für zumutbar, dass Leute in dieser für den FC so wichtigen Funktion über drei Jahre oder länger ohne Einkünfte für so viel Arbeit bleiben müssen. Das kann sich nicht jeder leisten. Zudem ist es unbillig: Der Vorstand trägt hohe Verantwortung, er haftet sogar gemäß Vereinsrecht. Übrigens würde nicht der Verein, sondern die Profiabteilung den Großteil der Vergütung tragen, weil der Vorstand dort die meiste Arbeit leisten muss.

Eines der Kernargumente für einen bezahlten Vorstand ist, den Kreis künftiger Kandidaten auszuweiten – vielleicht auch auf Leute wie Sie?

Darüber habe ich mir an diesem Punkt wirklich gar keine Gedanken gemacht. Es gibt genug Leute, die irgendwann dafür in Frage kommen. Und vor allem macht der aktuelle Vorstand wirklich einen guten Job. Ich hoffe, dass sie dem Klub über die aktuelle Wahlperiode (bis 2016, Anm. der Red.) hinaus erhalten bleiben.

Das angenehme an diesem Antrag war, dass der Vorstand die Vergütung nicht für sich selbst vorschlägt. Wenn dieser Vorstand aber auch der nächste Vorstand ist, bleibt dann nicht der Geschmack der Selbstversorgung?

Im Moment betont der Vorstand zu Recht, dass er mit einem anderen Mandat – also ohne Vergütung – gewählt worden ist. Bei einer Neuwahl bestünde die Möglichkeit, eine angemessene Vergütung zu erhalten, deren Höhe mit dem Finanzamt abzustimmen wäre. Über das Thema wird der Mitgliederrat aber erst 2016 diskutieren.

Stefan Müller-Römer (46) studierte Jura an der Universität Köln. Er ist als Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht in Köln tätig, seit 2001 FC-Mitglied und seit 2013 Vorsitzer des Mitgliederrats. (ksta)

Wie wird die Versammlung auf diesen Punkt reagieren?

Ich rechne damit, dass die Satzungsänderungen angenommen werden, weil nach allem, was wir hören, eine deutliche Mehrheit der Mitglieder dafür ist. Dennoch muss jede Änderung dieser Art verständlich und transparent erläutert werden. Das werden wir tun.

Das klingt jetzt alles so zwingend. Aber wenn vor ein paar Jahren der damalige FC-Präsident Wolfgang Overath erklärt hätte, dass er angesichts der enormen Aufgaben künftig bezahlt werden möchte – hätte es da nicht einen Protestaufschrei gegeben? Unter anderem von Ihnen?

Mit Sicherheit hätte es diesen Aufschrei gegeben. Aber inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Der Klub hat eine neue Struktur, die Satzung ist eine völlig andere; der neue Mitgliederrat hat deutlich mehr Rechte als der alte Verwaltungsrat; die Balance im Verein und die Kontrolle durch die Gremien ist jetzt so, dass man solche Dinge gefahrlos einführen kann.

Das Gespräch führte Karlheinz Wagner

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