Kölner HoffnungsträgerUth stärkt Baumgart den Rücken: „Gehen den Weg mit ihm“

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04.11.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Fußball: Bundesliga, 1. FC Köln - FC Augsburg, 10. Spieltag, RheinEnergieStadion. Kölns Mark Uth (l) und Trainer Stefen Baumgart sprechen sich ab. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa - WICHTIGER HINWEIS: Gemäß den Vorgaben der DFL Deutsche Fußball Liga bzw. des DFB Deutscher Fußball-Bund ist es untersagt, in dem Stadion und/oder vom Spiel angefertigte Fotoaufnahmen in Form von Sequenzbildern und/oder videoähnlichen Fotostrecken zu verwerten bzw. verwerten zu lassen. +++ dpa-Bildfunk +++

Im Austausch: Kölns Trainer Steffen Baumgart und sein Routinier Mark Uth während des Spiels gegen Augsburg

Der zurückgekehrte Routinier sagt, dass er am Geißbockheim „schon dunklere Zeiten“ erlebt habe.

Der 1. FC Köln ist am Tabellenende, aber noch lange nicht am Ende. Meint Mark Uth. Einem, dem als gebürtiger Kölner mit der Erfahrung aus knapp zwölf Jahren Profifußball zuzutrauen ist, dass er die Stimmung rund um den Klub gut einschätzen kann. Wenn nicht Uth, der im Sommer 2021 zum vierten Mal zu seinem Heimatverein zurückgekehrt war und nach seiner langen Leidenszeit am Samstag im Heimspiel gegen Augsburg (1:1) erstmals seit über einem Jahr wieder in der Startelf stand, welcher Kölner Profi denn sonst…?

„Ich habe schon dunklere Zeiten am Geißbockheim erlebt“, sagt Uth und erinnert sich: „Als ich aus der Jugend hochkam, mit Stale Solbakken (Kölns Trainer von 2011 bis 2012, am Ende stieg der FC ab, Anm. d. Red.) als Trainer damals, ist die Stimmung schnell gekippt. Damals war es angespannter als jetzt“, meint Uth, der damals als Jungprofi keine Chance bekam und mehr oder weniger die Flucht in Richtung Niederlande und den SC Heerenveen ergriff.

Ein rabenschwarzes Kapitel, das er sicherlich nie vergessen dürfe, erlebte Uth vor nicht allzu langer Zeit Ende April 2021 beim FC Schalke 04. Der hatte bis dato eine katastrophale Saison gespielt. Der Abstieg war nur eine Frage der Zeit und nach einer Auswärtspleite in Bielefeld dann auch rechnerisch besiegelt. Vor der Arena in Gelsenkirchen hatten sich nach dem Abpfiff Chaoten zusammengerottet, dem Team aufgelauert. Als dieses im Bus aus Bielefeld zurückgekehrt war, kam es rund um das Stadion zu Jagdszenen. Für die Spieler um Uth war das ein Albtraum, der heute vieles relativiert.

1. FC Köln: Uth lobt Unterstützung durch die Fans

Uth hat also viel erlebt, da schreckt ihn eine missliche Situation beim FC wie die derzeitige mit Unmutsbekundungen nicht sonderlich auf. Zumal die aus Sicht des 32-Jährigen noch zart sind. Vielmehr sieht der Routinier einen Zusammenhalt beim FC: „Man sieht, dass die Fans uns 90 Minuten unterstützen, weil sie sehen, dass wir alles auf dem Platz lassen und guten Fußball spielen. Es geht nur gemeinsam.“

Ob der FC wirklich „guten Fußball“ zeigt, da kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Zumindest war dieser zuletzt bei der 0:6-Abreibung in Leipzig gar nicht und beim Pokal-Aus bei Zweitligist Kaiserslautern (2:3) viel zu spät zu sehen. Doch wie fast alle Beobachter am Geißbockheim, so ist auch Uth der Meinung, dass der Trainer die Mannschaft weiter erreicht. „Wenn wir nur kurz im Training nachlassen, bringt der Trainer sofort wieder Feuer rein. Das ist ganz wichtig. Noch wichtiger ist, dass er von seinem Weg nicht abrückt. Andere Trainer würden in seiner Situation vielleicht lange Bälle schlagen lassen und sonst irgendetwas verändern. Das hilft nicht unbedingt. Er bleibt bei dem, was seinen Fußball und uns stark gemacht hat.“

Nun sind von einem Spieler gegenüber seinem Cheftrainer zwar nicht grundsätzlich andere Worte oder schon gar nicht öffentliche Kritik zu erwarten, doch Uth betont, wie sehr er (und wohl auch seine Teamkollegen) hinter Steffen Baumgart stehen. Uth sagt deutlich: „Wir gehen den Weg mit dem Trainer und wollen genau diesen Fußball spielen, weil der tatsächlich Spaß macht. So hat es geklappt, so wird es auch in Zukunft wieder laufen.“ Die Partie gegen Augsburg habe gezeigt, wie es gehen könnte. „Wir hatten die Spielfreude, Intensität und Torchancen. Wir müssen hinten noch etwas besser stehen, aber das Wichtigste ist, dass wir die Chancen haben. Jetzt müssen wir sie nur noch machen.“

Für ihn selbst sei es beim Startelf-Comeback in der ersten Halbzeit etwas schwieriger gewesen. „Viele hohe und lange Bälle, da habe ich mich auf der Zehn etwas verloren gefühlt. In der zweiten Hälfte war es dann viel besser, da war ich im Spiel und habe die Jungs wieder besser eingesetzt. Das wird mit der Spielpraxis immer besser.“ Wichtig: Er spüre nach der „langen und schweren Leidenszeit“ so gut wie keine Beschwerden mehr und könne schmerzfrei spielen.

Damit ist dem 1. FC Köln schon etwas geholfen. Vor dem Tor sind die Abschlussqualitäten von Uth gefragter denn je. Erst recht, da die Stoßstürmer derzeit nicht treffen. Die Erwartungen an Uth sind durchaus hoch, der Stürmer, der 2018 einmal für die deutsche A-Nationalmannschaft zum Einsatz kam, ist überzeugt, mit dieser umgehen zu können: „Ich mache mir da nicht zu viel Druck. Das bringt nichts, da verkrampft man nur. Ich bin froh, wieder auf dem Platz zu sein und versuche, vorneweg zu gehen. Die Stimmung ist gut. Ich war aber ja ein Jahr lang raus. Da kann man von mir nicht erwarten, dass ich in den nächsten Wochen zehn Tore schieße. Ich versuche es natürlich, muss aber schauen, wie es körperlich und vom Selbstvertrauen läuft.“

Es wäre schöner, wenn wir nicht im Abstiegskampf wären. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wir werden noch sehr lange da drin sein.
Mark Uth

Eine Option ist, dass Uth am Samstag (18.30 Uhr) beim Keller-Duell beim VfL Bochum als zweite Sturmspitze neben Luca Waldschmidt agiert. „Ich harmoniere ganz gut mit ihm. Er ist ein toller Spieler, hat noch etwas Pech mit dem Abschluss“, meint der Porzer, der zwar in Köln „Druck auf dem Kessel“ spürt, sich aber auch nicht verrückt machen lassen will: „Wir müssen gewinnen, klar. Aber wir sind auch erst am elften Spieltag.“ Aber auch mit einem Erfolg wäre der FC natürlich längst nicht seine Sorgen los, Uth rechnet in dieser Saison mit einem permanenten Bundesliga-Überlebenskampf. Seine Prophezeiung: „Es wäre schöner, wenn wir nicht im Abstiegskampf wären. Das Leben ist kein Wunschkonzert. Wir werden noch sehr lange da drin sein.“

Nach den Worten von Baumgart, der über den Rasen im Rhein-Energie-Stadion schimpfte und den das Thema nicht los lässt, und auch denen von Uth („Der Platz ist schwierig. Man rutscht viel weg. Der Rasen ist schmierig und seifig. Das ist sehr intensiv für die Adduktoren“) scheint es fast von Vorteil, wenn der FC auswärts antreten kann. „Der Platz in Kaiserslautern beispielsweise ist viel, viel besser als unserer. Man freut sich fast, auf einem anderen Platz zu spielen“, so Uth. Doch der Spaß hört schnell auf, wenn der Erfolg erneut ausbleibt. Am Samstag in Bochum soll für den FC endlich der erste Auswärtssieg her.

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