Keine KonsequenzenFC-Bosse sehen die „Apokalypse“ als Chance

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Die FC-Geschäftsführer Christian Keller, Philipp Türoff und Präsident Werner Wolf (v.l.) äußern sich während der Pressekonferenz am Geißbockheim.

Die FC-Geschäftsführer Christian Keller, Philipp Türoff und Präsident Werner Wolf (v.l.) während der Pressekonferenz am Geißbockheim.

Die FC-Verantwortlichen lehnen persönliche Konsequenzen aus dem Desaster des Donnerstags ab und erklären sich.

Werner Wolf bemühte am Freitagmittag Paragraph 1 des Kölschen Grundgesetzes, tat dies allerdings auf Hochdeutsch: „Es ist, wie es ist“ („Et es wie et es“), sagte der Präsident des 1. FC Köln nach einem der schwärzesten Tage in der Vereinsgeschichte des 1. FC Köln. Wäre er in der Bütt gewesen, hätte das Narrenvolk in der anstehenden Session vielleicht mit der elften und letzten Regel dieser Stadt geantwortet: „Do laachste dich kapott.“

Aber eigentlich war dieser Donnerstag, der 21. Dezember 2023, für alle, die es gut mit dem Traditionsklub meinen, nicht zum Lachen. Auch wenn sich Sport-Geschäftsführer Christian Keller zur These verstieg, dass in der „Apokalypse“ auch eine Chance liege. „Vielleicht ist es ja auch Tag 1 beim FC. Ob es die Apokalypse ist oder Tag eins, das entscheiden nicht Sie“, wandte sich der Geschäftsführer Sport des Bundesligisten am Ende seiner Wortmeldung in Richtung der Medienvertreter, die man zu einer Pressekonferenz am Geißbockheim eingeladen hatte.

1. FC Köln: Vorstand und Keller ziehen keine persönlichen Konsequenzen

Beim 1. FC Köln brennt zwar nicht mehr Steffen Baumgart mit seinem Engagement an der Seitenlinie, aber kurz vor dem Weihnachtsfest der Baum. Und zwar lichterloh. Nach der Trennung von Trainer Baumgart und der vom Internationalen Sportgerichtshof Cas bestätigten Transfersperre für gleich zwei Perioden werden die Verantwortlichen des FC keine persönlichen Konsequenzen ziehen, das machten sie direkt deutlich. „Nein, ich werde nicht zurücktreten“, sagte Sportchef Keller, der einen kurzen Einblick in seine Gefühlslage gab, als er tags zuvor um 14.45 Uhr die Mail vom Cas-Urteil gelesen hatte: „Was für eine Scheiße, auch das noch an diesem Tag.“ Präsident Werner Wolf sagte ebenfalls, dass keiner im Präsidium an Aufgabe denke: „Auch im Bezug auf den Vorstand gibt es keine Pläne für einen Rücktritt. Wir glauben, dass wir das nur schaffen, wenn wir zusammenhalten. Wir haben ein Geißbockheim, das funktioniert, wir haben ein gutes Fundament, und das macht mich zuversichtlich.“

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Ob diese Zuversicht allerdings andere teilen, darf doch äußerst infrage gestellt werden. Die Verantwortlichen sehen sich vielmehr massiver Kritik im Umgang mit dem Transferstreit mit Olimpija Ljubljana um Sturmtalent Jaka Cuber Potocnik (18) und der daraus resultierenden Fifa-Transfersperre für alle männlichen Leistungsmannschaften ab der U16 ausgesetzt. Die hat der Cas in seinem Urteil bestätigt, das einer krachenden Niederlage für den FC gleichkam.

Cas-Urteil „nur eine Einschränkung von Handlungsfunktionen“

Geschäftsführer Philipp Türoff sprach von einem „harten Urteil“, das man „so nicht erwartet habe“, da man weiter von der wirksamen Kündigung des Spielers überzeugt sei und dafür auch Beweise habe. „Dem ist der Cas nicht gefolgt. Wir müssen und werden das Urteil so akzeptieren“, sagte Türoff und erklärte, dass der mögliche Gang vor das Schweizer Bundesgericht wegen Erfolgsaussichten, die gen Null tendieren, derzeit nicht geplant sei. Die Transfersperre sei zwar ein „harter Schlag“, aber: „Fakt ist: Wir dürfen nicht transferieren. Fakt ist aber auch: Wir dürfen spielen. Es ist nur eine Einschränkung von Handlungsfunktionen.“ Der FC, mit nur zehn Punkten Vorletzter, wollte und musste im Januar auf dem Transfermarkt tätig werden. Das hat sich erledigt.

Klar ist indes vieles, was nicht geht: keine Transfers bis Januar 2025, auch die Registrierung von vertragslosen Spielern ist nicht möglich, laut Keller besteht zudem keine Chance, einen oder mehrere der fünf Leihspieler früher zurückzuholen. „Wir haben bewusst keine Rückholmöglichkeit eingeräumt, da die Spieler brauchen Zeit, Dinge zu entwickeln. Wir glauben an den Kader“, sagte Keller, der anfügte, dass „nahezu alle Spielerverträge auch für die 2. Liga gelten.“ Eine Einschränkung wurde nicht thematisiert: Es gibt auch Spieler, bei denen im Abstiegsfall eine Ausstiegsklausel im Kontrakt greift. In den kommenden Monaten sollen die durchaus vielen Talente „hineingeworfen“ werden.

Keller muss erst einmal einen Nachfolger für den populären Trainer Baumgart finden, der noch bis zum 30. Juni 2025 unter Vertrag gestanden hatte und den man nun abfinden muss. Dem FC seien bereits „Trainer wie Sand am Meer“ angeboten worden. „Unsere E-Mail und WhatsApp-Accounts sind übergequollen“, sagt Keller. Der Sportchef skizzierte das Profil des neuen Coaches: „Wir haben eine klare Spielidee, die wir implementiert haben. Wir müssen einen Trainer finden, der zur Spielidee passt.“ Dieser müsse auch junge Spieler einbauen und entwickeln. „Wenn es uns nicht gelingen sollte, das Soll-Profil zu erfüllen, könnte die andere Option möglich sein“, sagte Keller und meinte damit einen „Feuerwehrmann“, der in der Rückserie den Abstieg vermeiden soll und dann seine Mission als beendet sähe.

Baumgart-Nachfolger: Retter Funkel kann sich den Job vorstellen

Das würde perfekt auf einen Trainer wie Friedhelm Funkel passen, der den FC 2021 schon einmal gerettet hatte – in nur acht Spielen. Der 70-Jährige, der verfügbar ist und sich mit Köln und dem FC absolut identifiziert, kann sich nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vorstellen, den schweren Job zu übernehmen und zu einem erfolgreichen Ende zu bringen. Auch der Ex-Schalker und - Bochumer Coach Thomas Reis ist ein Thema (wir berichteten). Zumal der offenbar ebenfalls an Reis interessierte FSV Mainz 05 dem bisherigen Interimstrainer Jan Siewert vertraut und dessen auslaufenden Vertrag jetzt bis 2026 verlängerte.

Und wenn Kellers Wahl auf einen anderen Trainer fallen sollte? Funkel war in der Vergangenheit gerne und regelmäßig Gast auf der Karnevalssitzung des FC, die der Klub am 6. Februar im Maritim feiert. Da passt dann wiederum Paragraph zehn des Kölschen Grundgesetzes: „Drinkste ene met?“

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