Fragen & AntwortenModalitäten, Ablöse und China-Steuer – das ist der Modeste-Deal

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Anthony Modeste macht seinen berühmten Brillen-Jubel. Den hat man in Köln-Müngersdorf häufig sehen können.

Anthony Modeste macht seinen berühmten Brillen-Jubel. Den hat man in Köln-Müngersdorf häufig sehen können.

Köln – Der Wahnsinn hat ein Ende: Am Mittwochabend verkündete der 1. FC Köln, dass der Wechsel von Anthony Modeste nach China vollzogen sei. Der 25-Tore-Stürmer aus Frankreich spült dem FC viel Geld in die Kassen, es bleiben aber viele Fragen unbeantwortet. Handelt es sich bei dem Rekordtransfer um eine Leihe oder doch einen fixen Abgang? Und wie viel verdienen die Kölner nun wirklich?

Wir haben die größten Fragen beantwortet.

Der Transfer von Anthony Modeste zum chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjin ist nach wochenlangem Hickhack perfekt. Wie stellt sich die Situation für den 1. FC Köln da?

Alles zum Thema Anthony Modeste

Die komplette Ablöse für Modeste soll am Freitag auf dem Konto des 1. FC Köln eingehen – erst einmal knapp über 30 Millionen Euro. Von diesen muss der FC allerdings 4,5 Millionen Euro an Modestes Vorgänger-Verein TSG Hoffenheim überweisen, die sich diesen Anteil im Fall des Weiterverkaufs vertraglich zugesichert haben. Dem FC bleiben am Ende rund 26 Millionen Euro übrig.

Offiziell leiht Tianjian Quanjian Modeste für eine nominelle Gebühr von sechs Millionen Euro für ein Jahr aus, hat dann aber eine verpflichtende Kaufoption. Die Chinesen erhoffen, dadurch der hundertprozentigen „Steuer“ des chinesischen Fußballverbandes auf Transferzahlungen zu entgehen, die aufgrund vielfacher Intervention bereits im nächsten Jahr wieder abgeschafft werden könnte.

Der Vorgang klingt verwinkelt und kompliziert.

Nach Informationen unserer Zeitung war der 1. FC Köln bereits im Besitz der kompletten ursprünglich ausgehandelten Ablösesumme 35,7 Millionen Euro und musste sie zurück überweisen, nachdem sich Modeste Anfang der Woche geweigert hatte, den Auflösungsvertrag zu unterschreiben. Der Klub legt Wert auf die Feststellung, dass der Betrag nicht an den Spieler Modeste persönlich zurückgezahlt wurde.

Lange hatte sich das Gerücht gehalten, dass der steinreiche chinesische Klubbesitzer Shu Yuhui die Summe von 35,7 Millionen Euro über den Spieler Modeste an den FC geleitet haben soll. Zurück kommen jetzt rund fünf Millionen Euro weniger auf das Kölner Konto, was den Schluss nahelegt, dass der FC Zugeständnisse machen musste.

Es war von Uneinigkeiten in Steuerfragen die Rede.

Dem 1. FC Köln ist die Feststellung wichtig, dass der Transfer im Rahmen des deutschen und chinesischen Verbands-, Steuer- und Arbeitsrechts korrekt abgewickelt wurde. Die FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle und Jörg Schmadtke entwarfen ein vertragliches Konstrukt, um den Transfer doch noch zu einem positiven Ende zu bringen.

Alexander Wehrle erklärt: „Es waren sehr intensive, komplizierte Verhandlungen, die auch von unterschiedlichen Zeitebenen geprägt waren. Wir haben am Ende eine Regelung gefunden, auch eine finanzielle, die für uns in Ordnung ist. Sonst hätten wir es ja nicht gemacht.“

Was hat der Spieler Modeste von dem Wechsel?

In Tianjin verdient der Stürmer im ersten Jahr bis zu 15 Millionen Euro netto, danach etwas weniger. Zudem hat er andere Vergünstigungen wie Freiflüge, Privat-Chauffeur etc.

FC-Vizepräsident Toni Schumacher zeigte sich dem Kölner Stadt-Anzeiger gegenüber erleichtert: „Schön, dass Tony da war, schön dass das Thema jetzt durch ist – nach dem ganzen Theater zuletzt. In der Sache am meisten geschadet hat sich der Tony leider selbst.“

Was macht der 1. FC Köln mit dem Geld?

Erstens hat der Klub Modestes Nachfolger Jhon Cordoba bereits für 15 Millionen Euro aus Mainz verpflichtet. Zweitens steht er vor der Verpflichtung von Innenverteidiger Jorge Meré Pérez (20), an dem auch Bremen und Mönchengladbach interessiert waren. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist sich der FC mit dem spanischen U-21-Nationalspieler einig, mit seinem Verein Sporting Gijón allerdings noch nicht. Gijón fordert noch über 14 Millionen Euro Ablöse, die Kölner wollen diesen Preis aber nicht zahlen und weiter verhandeln.

Auch Bayer 04 Leverkusen steckt in Transferverhandlungen mit China. Kevin Kampl will zu Beijin Guon wechseln. Dort ist Ex-Trainer Roger Schmidt beschäftigt.

Das chinesische Transferfenster schließt am Freitag um 18 Uhr deutscher Zeit. Das ist in diesem Fall ein Problem, weil der Klub lange Zeit versucht hatte, den von Bayer 04 aufgerufenen Preis von 30 Millionen Euro erheblich zu drücken. Beide Parteien haben sich jetzt auf 27 Millionen Euro geeinigt. Es ist aber die Frage, ob die Chinesen alle Formalitäten inklusive des Zahlungsvorganges rechtzeitig abwickeln können. Tatsache ist, dass sowohl Roger Schmidt als auch Kevin Kampl diesen Transfer unbedingt wollen. Bayer 04, das bereits 40 Millionen Euro Transfereinnahmen erzielt hat, bleibt eher entspannt. Man will sich auf keine Abenteuer einlassen. Für Komplikationen wie im Fall Modeste fehlt inzwischen auch schlicht die Zeit.

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