Kellerduell in MüngersdorfOptimist Schultz trifft auf Darmstadts Lieberknecht, dem nur Realismus bleibt

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Gute Miene vor dem schwierigen Spiel: Timo Schultz schaut Sargis Adamyan bei der Arbeit zu.

Gute Miene vor dem schwierigen Spiel: Timo Schultz schaut Sargis Adamyan bei der Arbeit zu.

Der 1. FC Köln geht als Favorit ins Heimspiel gegen Darmstadt 98 - und steht unter dem Druck, gewinnen zu müssen.

Torsten Lieberknecht hat ein bemerkenswertes Durchhaltevermögen, doch der Trainer des SV Darmstadt 98 ist seit den jüngsten Niederlagen gegen Mainz 05 (0:4) und den SC Freiburg (0:1) an den Grenzen seiner Zuversicht angelangt. Das teilte Lieberknecht im Vorlauf der Partie beim 1. FC Köln (Samstag, 15.30 Uhr) frei heraus mit. „Der Optimismus ist in Realismus umgeschlagen. Ich habe uns lange so eingestuft, dass wir eine reelle Chance haben. Aber realistisch wird es sehr schwer“, sagte der 50-Jährige.

Im Oktober gewannen die Darmstädter zwei Partien in Folge und fanden sich plötzlich auf dem elften Tabellenplatz wieder. Seither ist ihnen kein Sieg mehr gelungen; bereits den Jahreswechsel verbrachten sie auf dem letzten Tabellenplatz. Und die Aussichten, diesen Platz in den kommenden fünf Wochen noch zu verlassen, sind gering.

Dort stehen sie nun, acht Punkte hinter den Kölnern und zwölf Punkte entfernt vom Relegationsplatz – mit einem nach 72 Gegentreffern in 29 Spielen haarsträubenden Torverhältnis. Es geht also zu Ende mit der Hoffnung auf eine weitere Saison in der Ersten Liga. Doch man ist vorbereitet am Böllenfalltor. „Ich bin optimistisch mit Blick auf das, was danach kommt“, sagt Lieberknecht, der die ausstehenden Spiele zur Werbung in eigener Sache nutzen will. „Jeder Spieler hat die Möglichkeit, weiter ein Teil hiervon zu sein.“

Gegen Freiburg verloren die Darmstädter leicht unter Wert. Die Kölner können gegen die einzige Mannschaft, die derzeit noch hinter ihnen steht, kein leichtes Spiel erwarten. „Jeder hat gegen Freiburg eine Mannschaft gesehen, die gelebt hat. Die bis zum Schluss alles versucht hat, um unsere Fans glücklich zu machen“, beschreibt Lieberknecht, der in Müngersdorf auf die Unterstützung von rund 3000 Lilienfans hoffen darf. Dem Trainer ist wichtig, den guten Geist seiner Leute nach außen zu tragen. Daher öffnete er in den vergangenen Tagen sämtliche Trainingseinheiten für die Öffentlichkeit. „Damit sich jeder ein Bild davon machen kann, dass die Mannschaft lebt“, sagt der Pfälzer und verspricht einen guten Kampf: „Wir stehen immer noch in der Bringschuld, das Gefühl zu vermitteln, dass wir hier auf keinen Fall irgendwas abschenken. Sondern dass wir bereit sind, die Spiele bis zuletzt hochprofessionell anzugehen. Wir werden nicht das Gefühl vermitteln, dass wir uns aufgeben und Darmstadt 98 nicht gut repräsentieren.“

Auf den ersten Blick ist es rechnerisch nicht so. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir es noch in der eigenen Hand haben
FC-Trainer Timo Schultz

Für die Kölner sind das keine überraschenden Nachrichten, wie es ja ohnehin keine leichten Gegner gibt für ein Team, das nach 29 Saisonspielen die schwächste Offensive der Liga stellt. Dennoch ist die Zuversicht groß, ist der FC längst nicht abgeschlagen. Tatsächlich geriete bei einem vorteilhaften Verlauf des Spieltages der Relegationsplatz wieder in Reichweite: Mainz, Bochum und Wolfsburg besetzten derzeit die Plätze vor den Kölnern und haben vier, fünf und sechs Zähler Vorsprung. Mit drei Punkten am Samstag gegen das Schlusslicht könnte die Mannschaft von Trainer Timo Schultz entscheidend aufschließen, sollte die Konkurrenz nicht gewinnen. „Auf den ersten Blick ist es rechnerisch nicht so. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass wir es noch in der eigenen Hand haben. Wir müssen gegen Darmstadt vorlegen. Am Sonntag schauen wir uns dann die Tabelle an. Dann geht es weiter“, sagt Schultz.

Schultz arbeitet daran, im Endspurt mehr Torgefahr zu entwickeln

Der Coach kennt die Defizite seiner Mannschaft, er arbeitet seit Wochen daran, Schritte nach vorn zu tun. „Wir müssen torgefährlicher werden und die Punkte hierbehalten – egal, wie. Da spielt es schon fast keine Rolle, ob Darmstadt der Gegner ist oder Mainz auswärts oder Freiburg oder Union. Wir haben den Fokus auf uns.“ Das jüngste Heimspiel gegen Bochum gewannen die Kölner durch eine schier unglaubliche Willensleistung und zwei Tore in den letzten anderthalb Minuten 2:1. Nun wollen sie ihren Fans erneut etwas zurückgeben. „Das war ein Moment, der mir für immer in Erinnerung bleiben wird. Das war hoffentlich ein Vulkanausbruch zur richtigen Zeit, und ich hoffe, dass wir diese Energie in den Endspurt mitnehmen können. Die Unterstützung der Fans kann im Kampf um den Klassenerhalt noch ein entscheidender Faktor werden.“

1. FC Köln: Schwäbe - Thielmann, Hübers, Chabot, Finkgräfe - Martel, Huseinbasic - Alidou, Kainz - Waldschmidt, Adamyan; Darmstadt: Schuhen - Riedel, Klarer, Maglica - Bader, Gjasula, Franjic, Karic - Kempe - Vilhelmsson, Skarke; Schiedsrichter: Matthias Jöllenbeck (Freiburg).

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