Kommentar zu Bayer LeverkusenSchmidts Entlassung ist Völlers Niederlage

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Roger Schmidt und Rudi Völler im Trainingslager im Sommer 2016 im Alois Latini Stadion in Zell am See.

Am 20. Dezember 2016 erschien an dieser Stelle ein Kommentar mit der Überschrift: „Der Punkt ohne Wiederkehr“. Darin wurde die These aufgestellt, dass es in der Zusammenarbeit zwischen dem Trainer Roger Schmidt und Bayer 04 Leverkusen unabhängig von Einzelergebnissen keinen Zustand erfolgreicher Normalität mehr geben kann. Acht Bundesligaspiele und eine Champions-League-Partie, fünf Niederlagen, drei Siege und ein Unentschieden später, hat sich der Werksklub von Roger Schmidt getrennt. Und es war eigentlich keine große Kunst, das mit viel Anlauf vorherzusehen.

Roger Schmidt hatte auf eine unfreiwillige Art ein letztes Mal Recht, als er nach dem 2:6 in Dortmund behauptete, man habe einen Schritt in die richtige Richtung getan. Allerdings in Richtung Trennung. Kein Trainer in der Geschichte von Bayer 04 Leverkusen hat mehr Schicksalsspiele absolviert als Schmidt. Keiner wurde in den sich wiederholenden Phasen sportlicher Krisen entschlossener geschützt. Allerdings hatte sich auch keiner, nicht einmal Bruno Labbadia, ohne Not selbst mehr persönliche Gegner gemacht als der sture Westfale, den man allerdings nicht als Verlierer der Trennung sehen kann.

Man muss sich um Schmidt keine Sorgen machen

In Roger Schmidts Vita bleiben als positiv drei Champions-League-Qualifikationen, die Entdeckung verschütteter Talente (Bellarabi, Kampl) und die Entwicklung junger Spieler (Tah, Brandt, Henrichs, Havertz). Dank der sagenhaften Vertragsverlängerung 2015 um vier Jahre nach nur einer Saison hat Roger Schmidt außerdem eine ordentliche Abfindung zu erwarten. Im Sommer wird er einen neuen Klub übernehmen. Man muss sich keine Sorgen um ihn machen.

Der Werksklub würde das jetzt bestimmt auch gern von sich behaupten können. Für seine Führung, namentlich Rudi Völler, ist die Trennung von Roger Schmidt eine große Niederlage. Sie hatte versucht, stärker zu sein als die Fakten eines sich überdeutlich abzeichnenden Szenarios und die Gelegenheit der Winterpause verpasst, wenigstens in gedämpfter Aufgeregtheit eine Nachfolgelösung zu finden. So wie es die Mönchengladbacher mit Dieter Hecking getan haben.

Die Leute von Bayer 04 waren immer sehr stolz darauf, in Krisenzeiten den richtigen Zeitpunkt für Konsequenzen gefunden und dann ihre Ziele noch erreicht zu haben. Diesmal sieht es ganz so aus, als hätten sie es nicht so gut gemacht.

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