Interview

Alemannia Aachens Franko Uzelac
„Unsere Fans sind weltweit wohl einzigartig für einen Viertligisten“

Lesezeit 3 Minuten
Aachen-Fans vor dem, Choreographie

 |  Alemannia Aachen - RWO | Ort: Aachen, Tivoli | Datum: 10.02.2024 | Foto: Micha Korb / FUNKE Foto Services

Eine Regionalliga-Choreografie: Die Aachener Fans vor dem Heimspiel gegen Rot-Weiß Oberhausen

Der Alemannia-Verteidiger spricht über die Besonderheiten des Tivolis und das Duell mit seinem Ex-Klub Fortuna Köln.

Herr Uzelac, Alemannia Aachen ist Regionalliga-Tabellenführer und seit vergangenem Freitag auch Mittelrheinpokal-Finalist. Es winkt eine perfekte Saison mit zwei Titeln und dem Aufstieg.

Das ist auf jeden Fall unser Ziel. Wir haben einen guten Vorsprung, aber es sind noch acht Spiele plus Pokalfinale zu absolvieren. Gegen uns holt jeder Gegner nochmal ein paar Prozentpunkte mehr raus als sonst. Das macht auch für uns jedes Spiel zu einer Charakterfrage.

Wissen Sie, wann die Mannschaft zuletzt ein Pflichtspiel verloren hat?

Ja, am 4. November, ein 0:3 in Bocholt. Am nächsten Tag hatte ich Geburtstag, das war nicht so gut für die Stimmung (lacht).

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Franko Uzelac (29), geboren in Ahlen, wurde bei Osnabrück und Oldenburg ausgebildet, ehe er im Senioren-Bereich für Würzburg und Babelsberg spielte. Im Sommer 2019 wurde der Innenverteidiger als Kapitän Herzstück von Fortuna Kölns Neuanfang nach dem Drittliga-Abstieg. Im Januar 2021 schloss Uzelac ist Alemannia Aachen an.

Was macht die Alemannia derzeit so stark?

Wir haben uns über die Saison eine brutale Fitness erarbeitet. Die hatten wir zu Saisonbeginn noch nicht. Wir haben eine überragende Organisation, auch gegen den Ball. Jeder Spieler macht die Meter, die wehtun. Dazu spielen wir hintenraus einen einfachen Fußball, ohne Harakiri in den engen Räumen. Andere Teams wollen viel von hinten spielerisch lösen und machen deshalb vielleicht Fehler. Solche Fehler bestrafen wir brutal – uns passieren sie aber eher selten.

Aachen ist berüchtigt für späte Tore und Siege in der Nachspielzeit. Aufgrund der Fitness sind das also nicht nur viele Zufälle?

Nein, das ist auch Lohn für die harte Arbeit, es ist kein Zufall. Wenn du dieses Erlebnis ein, zweimal gemacht hast, dann gibt dir das für andere Spiele den Glauben, dass du es hintenraus noch packen kannst. Das brennt sich ein. Und es macht eine Spitzenmannschaft aus. In den letzten Jahren haben ja auch Essen oder Münster in den letzten Minuten immer wieder Spiele gedreht.

Welche Rolle für die fulminante Saison spielt das Hinspiel beim SC Fortuna Köln, das Aachen trotz langer Unterzahl 1:0 gewinnen konnte?

Das war ein Knackpunkt für uns, davor hatten wir zwei Unentschieden zuhause. Wir wussten vorher noch nicht so richtig, wo wir dran sind. Dieser Kampf gegen Köln, um den Sieg über die Zeit zu bringen – das hat uns einen richtigen Schwung gegeben.

Der Trainerwechsel von Helge Hohl zu Heiner Backhaus war ebenfalls wegweisend. Sie haben allerdings in der Folge Ihren Stammplatz verloren. Wie gehen Sie mit Ihrer Situation um?

Es war extrem schwer für mich. Es war das erste Mal in meiner Laufbahn, dass ich kein Stammspieler mehr war. Aber wir haben einen Riesen-Lauf und komme weiter auf Einsatzzeiten. Zweimal hatte ich Pech: Als ich von Beginn an spielen sollte, bin ich krank gewesen. Aber ich versuche, meine Rolle so gut es geht zu erfüllen. In einigen Spielen hatte ich auch meinen Anteil daran, eine knappe Führung über die Runden zu bringen. Ich gebe einfach weiter Gas. Wir wollen alle gemeinsam das große Ziel erreichen.

Es wäre vermessen, wenn wir sagen: Wir sind durch. Es sind noch 24 Punkte zu vergeben. Da ist noch alles möglich
Franko Uzelac

Gibt es bei acht Punkten Vorsprung auf Bocholt und acht verbliebenen Spielen überhaupt noch Zweifel am Aufstieg?

Es wäre vermessen, wenn wir sagen: Wir sind durch. Es sind noch 24 Punkte zu vergeben. Da ist noch alles möglich.

Der Zuschauerschnitt auf dem Tivoli liegt bei knapp 17.000. Das ist ein Zweitliga-Wert. Welchen Anteil am Erfolg hat diese Wucht der Fans?

Einen Riesen-Anteil. Was die Zuschauer auf die Beine stellen, könnte weltweit für eine Vierte Liga einzigartig sein. Im Landespokal-Halbfinale gegen Düren (2:1 n.V., d. Red) waren knapp 26.000 Fans da. Das ist Wahnsinn, auch bei den Auswärtsspielen. Gefühlt hast du jede Woche ein Heimspiel.

Die Alemannia-Fans sind aus den letzten Jahrzehnten viel Leid gewöhnt. Ein Aufstieg wäre eine Art sportliche Wiedergutmachung.

Wenn sich jemand den Aufstieg verdient hat, dann die Fans. Sie haben in der Vergangenheit viel Scheiß durchmachen müssen mit den ganzen Insolvenzen. Wenn wir das Double holen würden, wäre es zumindest etwas Balsam für die Seele.

Ist das Duell am Samstag mit dem SC Fortuna, Ihrem Ex-Klub, (14 Uhr/Tivoli) ein besonderes für Sie?

Auf jeden Fall. Ich kann von meiner Zeit in Köln nur Gutes berichten. Ich habe mich extrem wohlgefühlt, durfte Kapitän sein. Es erfüllt mich mit Stolz.

Wie erwarten Sie Ihren Ex-Klub?

Sie werden bis in die Haarspitzen motiviert sein. Für die Fortuna ist es die letzte Chance, noch einmal ranzukommen. Mit einem Sieg wären es nur noch sechs Punkte Rückstand, dann hättest du Druck aufgebaut. Und vor so einer Kulisse ist es für jeden Fußballer ein besonderes Spiel in seiner Karriere. Da will jeder gewinnen und Aachen einen reindrücken.

Sie haben in Aachen noch Vertrag bis Sommer 2025. Zuletzt gab es Gerüchte um einen Abschied im Winter? Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Stand jetzt sind Aufstieg und Pokalsieg das Wichtigste. Dafür will ich alles tun, so etwas vergisst man sein Leben lang nicht. Dann schauen wir, was weiter passiert. Mein Vertrag ist für die Dritte Liga gültig.

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