Zoff um TrainingszeitenFortuna Kölns Vorstand hat sich laut Frauen-Chefin „ins Abseits geschossen“

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Fortuna Kölns Präsident Hanns-Jörg Westendorf und Valentina Adames, Chefin der Frauen-Abteilung des Vereins

Zwischen Fortuna Kölns Präsident Hanns-Jörg Westendorf und Valentina Adames, Chefin der Frauen-Abteilung des Vereins, herrscht dicke Luft.

Der Streit beim Südstadt-Klub nimmt an Fahrt auf – nachdem Präsident Hanns-Jörg Westendorf auf eine Einigung gehofft hatte.

Aus Sicht von Hanns-Jörg Westendorf war der vergangene Montag ein guter Tag für den SC Fortuna Köln. Im Termin mit Vertretern der Stadt im Rodenkirchener Bürgeramt bekam der Präsident des Vereins mehr Trainingskapazitäten auf Kunstrasenplätzen im Kölner Süden in Aussicht gestellt – „ab Spätherbst, Winter“, wie Westendorf berichtet. Um welchen Platz es sich handelt, wollte der Klubchef mit Blick auf laufende Gespräche nicht sagen.

Darüber hinaus besteht die Hoffnung, dass der Aschenplatz im Jean-Löring-Sportpark mittelfristig in einen Kunstrasenplatz umgewandelt werden kann. „Wir würden versuchen, dieses Vorhaben mit Landesmitteln zu stemmen. Es ist das erste Mal seit acht Jahren, dass es für uns eine Perspektive gibt“, sagt Westendorf. Kölns Sportausschuss-Vorsitzender Oliver Seeck (SPD) unterstützt den Plan, das Sportamt ist ebenfalls einverstanden – sollte die Fortuna den Bau selbst organisieren. Auf Basis dieser Perspektiven gibt es seitens des Vereinsvorstands einen „Notfallplan“ für die Verbesserung der Trainingsbedingungen von Fortunas Frauen-Abteilung.

Fortuna Kölns Vorstand bietet den Frauen drei Einheiten statt bislang einer

Statt bislang einer Einheit auf dem Kunstrasen am Südstadion – von insgesamt 30 zu vergebenden Zeit-Slots – soll es ab sofort drei geben. Dazu weiterhin die beiden Kunstrasen-Einheiten in Bocklemünd sowie für die Mädchen-Teams die Nutzung des kleinen Rasenfeldes am Südstadion bis Ende Oktober – sofern die Witterung mitspielt. Laut Klubchef müssten Frauen- und Mädchen-Teams im Sommer und Herbst nur noch insgesamt einmal wöchentlich zum Trainieren auf die Asche. So zumindest die Theorie. „Wir haben uns bewegt“, stellt Westendorf klar. „Wer jetzt noch sagt, dass es keine Verbesserung ist, verfolgt andere Ziele.“

Fortuna Kölns Präsident nennt zwar ihren Namen nicht, denkt bei dieser Aussage aber an die Leiterin der Frauen- und Mädchen-Abteilung des Vereins, Valentina Adames. Die 32-Jährige, als Mittelfeldspielerin auch in Fortunas Regionalliga-Mannschaft aktiv, hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder lautstark für die Rechte und Möglichkeiten der vier Mädchen- und Frauen-Teams im Kölner Süden eingesetzt – ihre Schilderungen der Situation gingen durch Fernsehen und überregionale Presse und zwangen den Vorstand zum Handeln. Für Valentina Adames war der vergangene Montag dennoch kein guter Tag.

Frauen-Abteilung von Fortuna Köln will mindestens vier Kunstrasen-Einheiten

Denn für Adames und die Frauen-Abteilung sind vier Einheiten pro Woche auf dem Kunstrasen „das absolute Minimum“, was sie akzeptieren könnten. Die Bezeichnung „Notfallplan“ sorgt zudem für Kopfschütteln. „So könnte man glauben, dass die desolate Situation ein neuer Zustand ist. Aber der Vorstand weiß schon seit Monaten Bescheid. Es geht hier auch nicht um mich. Sondern um die Interessen von 90 Spielerinnen“, sagt Adames. Die Last der schlechten Infrastruktur müsse von vielen Schultern getragen werden – nicht nur von denen der Frauen und Mädchen.

Wenn du das Problem nicht als Problem erkennst, ist es schwierig
Valentina Adames

Sollte es bei den nun vorgeschlagenen drei Einheiten auf dem Kunstrasen im Jean-Löring-Sportpark für vier Teams bleiben, könne sie nicht garantieren, dass die Frauen-Abteilung des Vereins in ihrer derzeitigen Form bestehen bleibt. „Die ersten Mädels haben sich abgemeldet. Für den Trainer-Posten der 2. Mannschaften haben drei Kandidaten abgesagt, weil hier nichts geplant werden kann“, kritisiert Adames. Noch immer könnten keine Trainingszeiten für die anstehende Sommervorbereitung genannt werden – obwohl die Trainersuche letztlich doch erfolgreich war.

Fortuna Kölns Vorstand hat sich laut Valentina Adames „ins Abseits geschossen“

Die Abteilungsleiterin ist von der Zusammenarbeit mit dem Vorstand frustriert. Viele ihrer Verbesserungsvorschläge blieben unbeantwortet, vereinbarte Termine würden unbegründet abgesagt. Ihre Teilnahme am Termin mit der Stadt am Montag sei unerwünscht gewesen. Sie selbst komme mit dem Reagieren auf Anfragen besorgter Spielerinnen oder Eltern kaum noch hinterher: Wie geht es weiter? Werden wir hier ernst genommen? Müssen wir nächstes Jahr wieder die gleiche Diskussion führen? „Wir haben eigentlich nur ein Argument, damit Spielerinnen zu uns kommen: Wir sind eine coole Truppe.“

02.06.2023
Köln, NRW
Beim SC Fortuna Köln trainieren 29 Teams auf zwei Spielfeldern, das könnte den Profibetrieb gefährden.
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Blick auf den aktuell einzigen Kunstrasenplatz am Südstadion

Ob der Bruch zwischen Frauen-Abteilung und Vereinsvorstand noch einmal zu kitten ist, kann Adames nicht einschätzen, „mir fehlt gerade die Phantasie dafür“. Das Vertrauen der Mädchen und Frauen in den Vorstand sei „erschüttert“. Die 32-Jährige wollte eine in der Südstadt angesehene Persönlichkeit als Schlichter engagieren – wofür Westendorf jedoch keine Notwendigkeit sieht. „Wenn du das Problem nicht als Problem erkennst, ist es schwierig“, sagt Adames. Aus ihrer Sicht hat sich der aktuelle Vorstand durch sein Verhalten den Fußballerinnen im Verein gegenüber „ins Abseits geschossen“.

Präsident Westendorf möchte darauf nicht eingehen, sagt lediglich: „Für die erfolgreiche Diskussion um eine Verbesserung der Bedingungen war mit der Stadt Vertraulichkeit und ein klarer Fahrplan vereinbart, ausgerichtet auf den 19. Juni. Leider wurde der Erfolg immer wieder durch die Veröffentlichung von Interna, aber auch durch Drohungen und Ultimaten gefährdet. Wir werden dies nun intern aufarbeiten. Aber es ist klar, dass wir nicht vier Mannschaften dafür in Kollektivhaftung nehmen, sondern nun erstmals einen Weg sehen, die Situation dauerhaft zu verbessern.“

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