Karl MildenbergerDer Fight gegen Ali machte ihn berühmt

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Der Kampf seines Lebens: Karl Mildenberger boxt gegen Muhammad Ali (September 1966 in Frankfurt).

Der Kampf seines Lebens: Karl Mildenberger boxt gegen Muhammad Ali (September 1966 in Frankfurt).

Kaiserslautern – Selten wurde ein Verlierer so gefeiert wie Karl Mildenberger. Nach seiner K.o.-Niederlage am 10. September 1966 gegen Muhammad Ali trugen die Zuschauer den Pfälzer durch den Ring und ernannten ihn kurzerhand zu „Karl den Großen“. Am Freitag feiert der einstige Ali-Rivale im familiären Kreis seinen 75. Geburtstag. „Er ist trotz seiner Erfolge immer auf dem Boden geblieben. Seine Menschlichkeit zeichnet ihn aus“, sagt Walter Freitag, Abteilungsleiter der Box-Abteilung des 1. FC Kaiserslautern. Dem FCK gehört Mildenberger noch heute an und hält trotz gesundheitlicher Probleme Kontakt.

Schmeling und Joe Louis am Ring

Vor gut 46 Jahren, im Spätsommer 1966, schlug die Stunde von Mildenberger. 35.000 Zuschauer - unter ihnen auch die Ex-Weltmeister Max Schmeling und Joe Louis - hatten sich im Frankfurter Waldstadion auf einen kurzen Kampf von drei bis vier Runden eingestellt. Das Fernsehen verzichtete auf eine Live-Übertragung, da weder ARD noch ZDF eine Million Mark für die Übertragungsrechte an den US-Sender View Sports zahlen wollten.

Doch Mildenberger wuchs über sich hinaus. Der deutsche Amateurmeister von 1958 ärgerte Ali mit seiner ungewohnten Rechtsauslage und erkämpfte sich in den Runden sechs und sieben Vorteile. Mit seiner Linken kam er mehrfach durch. Schließlich machte jedoch eine Platzwunde am linken Auge alle Titelträume zunichte. In der zwölften von 15 Runden brach Ringrichter Teddy Waltham den Fight ab. Ali hatte eine Serie von Kopftreffern gelandet. „Es war richtig, dass der Ringrichter den Fight beendet hat“, sagte Mildenberger hinterher. Er konnte nichts mehr sehen, eine Fortsetzung hätte verheerende Folgen für den Herausforderer haben können. Am Ende konnte der Verlierer mit dem Ausgang gut leben. Mildenberger: „Ich bin glücklich, dass ich gegen ihn boxen konnte und ihm so lange das Leben im Ring schwer machen konnte. Muhammad Ali ist und bleibt der beste Boxer aller Zeiten.“ Die höchste Anerkennung erhielt „Milde“ vom Weltmeister selbst. „Es war mein schwerster Kampf seit dem Titelgewinn gegen Sonny Liston“, sagte Ali nach dem Fight.

Ali befand sich zu der Zeit gezwungenermaßen auf Europa-Tour. Kurz nach seinem WM-Triumph gegen Liston 1964 war er zum Islam konvertiert und wetterte seitdem lauthals gegen den Vietnamkrieg der USA. Kein US-Bundesstaat wollte mit dem „Staatsfeind“ einen Kampf ausrichten. Wenige Monate vor seiner Wehrdienstverweigerung im April 1967, die Ali endgültig eine dreijährige Sperre einbringen sollte, suchte der Weltmeister seine Gegner im Ausland.

Rücktritt mit 31

Mildenberger erhielt den Ali-Kampf nicht zufällig. Der 1,87 m große und damals 86 kg schwere Modellathlet war die Nummer vier der Weltrangliste. 1964 war er Europameister geworden und verteidigte den Titel im Anschluss sechsmal. Mit der guten Serie machte er auch seine peinliche Niederlage aus dem ersten EM-Kampf von 1962 wett. Damals ging er in Dortmund gegen Dick Richardson in der ersten Runde K.o. und erhielt den Spitznamen „Karl der Flache“. 1967 zog sich Mildenberger mit gerade mal 31 Jahren vom Boxsport zurück und arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2002 als Bademeister in seiner Heimatstadt Kaiserslautern. Der Kontakt zu Ali blieb erhalten. Mehrmals sahen sich die beiden Rivalen von einst bei Boxveranstaltungen wieder. Zu seinem 70. Geburtstag im November 2007 erhielt „Milde“ ein Glückwunsch-Telegramm von Ali. Und wahrscheinlich wird es am Freitag wieder so sein. (sid)

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