Haie-Rekordmann Mirko Lüdemann„Wir haben schon eine gute Mannschaft“

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Mirko Lüdemann an seinem Schreibtisch in der Haie-Geschäftstelle

Mirko Lüdemann an seinem Schreibtisch in der Haie-Geschäftstelle

Mirko Lüdemann, geboren am 15.12. 1973 in Weißwasser in der damaligen DDR; als Eishockey-Verteidiger spielte er von 1993 bis April 2016 für die Kölner Haie und absolvierte in den 23 Jahren 1197 Erstliga-Spiele. Deutscher Meister 1995 und 2002. Lüdemann machte bis 2004 132 A-Länderspiele.

Herr Lüdemann, Sie arbeiten seit Mai in der Geschäftsstelle der Kölner Haie. Was genau tun Sie da?

Ich telefoniere viel mit Sponsoren und versuche, neue zu gewinnen. Zu meinem Job gehört auch die Betreuung von Sponsoren. Ich mache Hallen-Führungen, bin während der Spiele meistens mit unseren Partnern im Backstage-Restaurant. Und wenn sie Fragen zum Spiel haben, dann erkläre ich Sachen: Warum diese Strafe? War das Abseits? Das ganze Pipapo.

Ist Ihnen die Umstellung vom Eishockey-Profi zum Sponsoren-Betreuer schwergefallen?

Nö. Nach drei, vier Monaten hat man sich auch an die neuen Arbeitszeiten gewöhnt, von neun bis fünf. Das war schon eine Umstellung. Als Spieler trainiert man am Vormittag, der Nachmittag ist dann frei. Am Wochenende hat man zwar Spiele, aber man hat schon insgesamt mehr Freizeit.

Sie haben bis zum Alter von 42 Jahren gespielt und waren noch fit. Warum haben Sie aufgehört?

Es war an der Zeit aufzuhören. Irgendwann ist die innere Motivation weg. Es wurde von Jahr zu Jahr schwieriger, mit den jungen Spielern Schritt zu halten.

Sie waren immer Verteidiger und mussten am Ende der letzten DEL-Saison als Stürmer einspringen. Fühlten Sie sich degradiert?

Ich wollte früher immer Stürmer spielen, ganz am Ende habe ich es dann noch mal geschafft. Aber ohne Spaß: Man will der Mannschaft helfen, egal wie. Ob als Stürmer oder Verteidiger war in dem Augenblick auch egal.

Sind Sie nach Ihrem Karriereende wieder auf dem Eis gewesen?

Ein oder zweimal. Ich war in Crimmitschau bei einem Legendenspiel Bundesrepublik gegen Tschechien. Das hat Spaß gemacht, aber ich brauche das eigentlich nicht mehr. Ich habe auch für die Weltmeisterschaft der Legenden abgesagt, die ist Anfang Januar in Minsk in Weißrussland.

Das passt doch. Sie haben ja auch früh aufgehört, für die A-Nationalmannschaft zu spielen.

Genau. Deshalb muss ich nicht in der anderen Nationalmannschaft weiterspielen.

Treiben Sie überhaupt noch Sport?

Ja, ich mache schon jede Woche etwas, vor allem gehe ich Joggen. Krafttraining oder so etwas mache ich aber nicht mehr. Das hatte ich lange genug. Ich esse jetzt natürlich weniger, das passiert aber automatisch, wenn man weniger Sport macht.

Der Einstieg ins Leben nach der Spielerkarriere ist in Ihrem Fall also völlig reibungslos verlaufen?

Ja, das kann man sagen. Es liegt daran: Wenn man mit einer Sache abgeschlossen hat, freut man sich auf das Nächste und denkt auch nicht mehr zurück. Ich weiß, was die Jungs auf dem Eis leisten müssen und bin froh, dass ich den neuen Job habe.

„Ich glaube, dass man mit dieser Mannschaft weit kommen kann“

Als Spieler waren Sie sehr wortkarg, jetzt führen Sie nach den Spielen im VIP-Raum Interviews mit Haie-Profis. Wie kam es zu dem Wandel?

Wenn man eine neue Aufgabe hat, macht man neue Sachen. Ich frag’ einfach: „Was war dein Eindruck vom Spiel? Was hat den Unterschied gemacht?“ Solche Sachen.

Sehen Sie Eishockey-Spiele jetzt anders als in der Zeit, in der Sie selbst noch auf dem Eis standen?

Ich glaube nicht. Ich schaue natürlich darauf, wie das System umgesetzt wird. Ich sehe schon, ob es gut klappt oder nicht ganz so gut.

Und sieht es gut aus?

Ja. Wir haben in letzter Zeit nicht so konstant gespielt, aber wir haben schon eine gute Mannschaft. Es ist in dieser Liga halt nicht mehr so wie früher, dass man die Letzten in der Tabelle im Vorbeigehen besiegt. Durch ein kleines Wellental geht jede Mannschaft, es geht nicht ohne. Wir müssen nur schauen, dass wir uns in eine gute Position für die Playoffs bringen.

Sie trauen der Haie-Mannschaft also etwas zu?

Wir sind schon gut aufgestellt. Ich glaube, dass man mit dieser Mannschaft weit kommen kann.

Im Moment sieht es so aus, als wäre München quasi unschlagbar.

Das ist doch nur eine Momentaufnahme. Ich habe Jahre erlebt, da sind wir nach der Vorrunde mit Abstand Erster gewesen und trotzdem nicht Meister geworden.

Sie gehen nach den Spielen oft in die Kabine. Kommt es vor, dass sich Spieler bei Ihnen Ratschläge holen?

Nein. Wenn man draußen ist, ist man draußen. So einfach ist das. Ich gehe nur in die Kabine, um Hallo zu sagen und ein bisschen zu quatschen. Ich habe es früher auch nicht gemocht, wenn sich Ehemalige irgendwie eingemischt haben. Dass ich eine Spielanalyse mache, das kommt auf keinen Fall vor.

Hartes Programm

Nach dem 4:2-Erfolg gegen Straubing, den die Kölner Haie am Montag im DEL-Spiel in der Lanxess-Arena feierten, geht es für die Profis von Trainer Cory Clouston mit einem harten Programm weiter. Sie trainierten am Dienstagvormittag in der großen Arena – in Vorbereitung auf die Heimpartie gegen die Iserlohn Roosters am Mittwoch in der Deutzer Halle (19.30 Uhr).

Danach steht am Freitag eine Auswärtspartie beim DEL-Neuling Bremerhaven an. Am Neujahrstag folgt eine Begegnung bei Meister EHC München und am 3. Januar ein Heimspiel gegen die Spitzenmannschaft aus der bayerischen Hauptstadt. „Es ist um die Feiertage herum nicht ganz leicht, immer mental auf der Höhe zu bleiben, auch wegen der ganzen Reisen. Da sind wir als Mannschaft gefragt, uns professionell zu verhalten“, sagte Haie-Kapitän Moritz Müller (30), der am Montag sein 700. DEL-Spiel im Trikot des KEC absolvierte.

Den Haien fehlen zurzeit die verletzten Stürmer Sebastian Uvira und Travis Turnbull, alle anderen Profis nahmen am Dienstag am Training in der Lanxess-Arena teil.

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