Köln – Es heißt, gute Eishockey-Spieler würden im Sommer gemacht. Pascal Zerressens Entwicklung beweist, dass an dieser These etwas dran ist. Fragt man den Verteidiger der Kölner Haie, warum es bei ihm so gut laufe, dann spricht er zuerst vom Sommer. „Ich habe wenig Urlaub gemacht“, sagt der fast 24-Jährige, den sie im KEC-Team nur „Z“ nennen. „Ich habe mit den Fitnesstrainern gearbeitet, auch auf dem Eis an ein paar speziellen Sachen.“

Zum Beispiel an der Schnelligkeit. „Ich wollte meine ersten Schritte auf dem Eis verbessern“, erklärt er. „Und allgemein den Oberkörper und die Beinkraft.“ Der Fleiß zahlte sich aus. Zerressen, seit 2013 in Köln engagiert, ist der Überraschungsmann der Haie in der DEL-Saison 2016/17. Mit dem neu eingekauften US-Amerikaner Corey Potter (32) bildet er das verlässlichste Verteidiger-Duo des Klubs, das gesetzt ist – trotz der Konkurrenz im Team. Den Haien stehen acht routinierte, voll DEL-taugliche Verteidiger zur Verfügung, so dass, wenn alle fit sind, einer von ihnen nicht zum Kader gehört.

Größter Hai gehört zu den Besten

Mit Potter habe er sich von Anfang gut verstanden, erzählt Zerressen. „Wir sprechen viel über unser Spiel. Wir versuchen von Spiel zu Spiel als Verteidiger-Paar besser zu werden. Wir haben uns von der Vorbereitung an gefunden.“

Die guten Leistungen der beiden Profis spiegeln sich in der Plus-Minus-Statistik wider. Zerressen liegt bei +11, Potter bei +8 – damit sind sie die Besten im Team von Trainer Cory Clouston. „Ich habe das Vertrauen der Trainer und bekomme viel Eiszeit, dadurch haben sich bestimmte taktische Sachen und das Stellungsspiel verbessert“, meint Zerressen. „Ich versuche das Beste zu geben, dann kommt die Statistik von allein.“ Mit 1,96 m ist er der größte Profi im aktuellen Haie-Team, seine enorme Reichweite bringt er in dieser Spielzeit zum ersten Mal voll zur Geltung – zur Freude Cloustons, der Zerressen unlängst bescheinigte, er sei dabei sich zu einem „sehr stabilen“ Verteidiger zu entwickeln.

Noch ohne Ehrhoff

Der neue Haie-Verteidiger Christian Ehrhoff (34) wird am Freitag im Auswärtsspiel in Wolfsburg wohl noch fehlen. Er hatte sich am 11. November in der Partie in Straubing (2:3) bei seinem dritten Einsatz im KEC-Trikot am Bein verletzt, nach Auskunft des Klubs nicht schwer. Ob Ehrhoff am Sonntag im Derby in Düsseldorf (16.30 Uhr) wieder auflaufen kann, soll kurzfristig entschieden werden. Ehrhoff kam Ende Oktober als Stareinkauf nach Köln. Er hat in seiner Karriere 862 Partien in der NHL absolviert. (cm)

Dass der Kanadier viel von dem jungen Spieler hält, zeigen auch Taten des Coaches. Als NHL-Star Christian Ehrhoff Anfang Oktober zu den Kölner Haien kam und ein Defensivmann nach hinten rücken musste, traf es den erfahreneren Torsten Ankert (27). Das Paar Zerressen/Potter tastete Clouston nicht an. „Ich war überglücklich, dass es so geblieben ist. Für mich war es ein Ansporn, noch mehr Gas zu geben“, sagt Zerressen. Apropos Ehrhoff: Wie der berühmte Nationalspieler lernte Zerressen das Eishockey-Spiel am Niederrhein bei den Krefeld Pinguinen. „Christian war immer ein Vorbild für mich, als er es dann in die NHL geschafft hat, natürlich noch mehr“, sagt Zerressen. In den Sommermonaten kam Ehrhoff früher häufig nach Krefeld, um sich dort fit zu halten. „Wir haben oft zusammen trainiert. Jetzt ist er in Köln und einer meiner Mit-Konkurrent in der Verteidigung.“

Mit der kompetitiven Situation scheint er gut klar zu kommen. „Der Konkurrenzkampf ist groß, aber das kann uns als Mannschaft nur nach oben pushen. Wir haben eine gute Stimmung im Team. Die Trainer versuchen auch, alle Spieler glücklich zu halten“, meint Zerressen. Am nächsten Dienstag könnte er sich selbst ein besonderes Stück Glück bescheren. Mit einem Sieg, vielleicht sogar einem Tor gegen seinen Ex-Klub Krefeld, gegen den die Haie in der Lanxess-Arena antreten. Zerressen wird an diesem Tag 24 Jahre alt.