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Tag der ArchitekturEin paar Anregungen holen

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Großer Andrang beim „Tag der Architektur“ auch am Egelspfad. (Bild: Worring)

Großer Andrang beim „Tag der Architektur“ auch am Egelspfad. (Bild: Worring)

Köln – Die Besucher stapfen über den kurz geschnittenen Rasen und zupfen Blätter von den Sträuchern, Kinder flitzen um den Pool herum und kreischen. Vor der Haustür der Villa am Egelspfad hat sich eine Schlange gebildet, die Besucher warten geduldig, bis Architekt Hans-Jürgen Skandella sie zur Führung hereinbittet. „In den ersten beiden Stunden waren schon 150 Leute hier“, sagt der Besitzer, der anonym bleiben möchte. Er ist sich nicht mehr ganz sicher, ob es eine gute Idee war, sein Haus am „Tag der Architektur“ für Fremde zu öffnen. „Gut“, sagt er. „Wenn es nicht regnet, geht es schon.“ Und wenn jemand nach der Toilette fragt? „Na ja“, sagt er und zuckt mit den Schultern. „Wir haben ja ein Gästeklo.“

Am Wochenende gewährten Architekten und Bauherren Zugang zu besonders gelungenen Gebäuden, Gärten und Parks – 440 Objekte waren in 151 Städten Nordrhein-Westfalens zugänglich. „Besser wohnen mit Architekten“ lautete das Motto für den „Tag der Architektur“, Wohnhäuser bildeten den Schwerpunkt. „Ich finde es interessant zu erfahren, wie andere Leute leben, sich einrichten“, sagt Lothar Michels. Er hat mit seiner Frau Marika schon vor 16 Jahren gebaut. „Aber wir wollen uns ein paar Anregungen für unseren Garten holen.“

Neben dem 12,50 Meter langen und 4,50 Meter breiten eisblauen Pool am Egelspfad wachsen Zypressen in einer Reihe. Architekt Skandella wollte mediterranes Lebensgefühl mit puristischem Wohnen im klassischen Stil verbinden. Dietmar Strick ist selbst Architekt, er will „mal schauen, was die Kollegen machen“. Er wirkt beeindruckt von dem Einfamilienhaus mit 300 Quadratmeter Wohnfläche. „Man sieht, es müssen nicht immer Sprossenfenster sein“, sagt er und lacht.

Fremde Leute ins Haus zu lassen, ist nicht jedermanns Sache

Ein Pärchen diskutiert im Garten über die Pflanzen. „Der Pool ist schon ganz nett“, sagt die Frau. „Aber die Nachbarn können ja rübergucken – zumindest solange die Zypressen noch so klein sind.“ Die beiden sind auch selbst Hauseigentümer. Aber laute fremde Menschen im Haus? „Um Himmels willen“, sagt die Frau. „Wir haben überall Parkett, wenn da jemand mit spitzen Absätzen drüberstöckeln würde, wären lauter Dellen drin.“

Zu dem schicken Penthouse gleich beim Barbarossaplatz führt ein enger Fahrstuhl. 90 Quadratmeter Wohnfläche im Bauhaus-Stil und 90 Quadratmeter Dachterrasse. Von der Badewanne aus kann man über die Dächer blicken und den Dom sehen, vom Esstisch aus auch – und vom Sofa. Architekt Frank Lohner hat mit seinen Kollegen von LHVH Architekten den Umbau geplant. „Das Penthouse ist eine Alternative zur klassischen Altbausanierung“, sagt er. „Es gibt in Köln so viele Flachdächer, die man wunderbar nutzen könnte.“ Die Wohnung gilt als Beispiel dafür, wie alte Bestandsgebäude aufgewertet werden können, das unscheinbare Haus stammt aus den 1970er Jahren. Die Bewohner des Penthouses sind nicht da. Auf ihrem Sofa sitzt eine Frau mit ihren Zwillingen. Eine ältere Dame streicht über die integrierten Schränke.

„Die Wohnung ist schön, aber ja mehr was für einen Junggesellen“, sagt sie angesichts der puristischen Einrichtung. „Hier würde ich meinen ganzen Kram gar nicht unterkriegen.“ Als sie den modernen Herd sieht, muss sie lachen. „Um da dranzukommen, bräuchte ich wohl eine Fußbank.“

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