Vincent SchirrmacherTenor mit kölnischer Lebenslust

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Seit vier Jahren ist der 32-jährige Sänger Vincent Schirrmacher Mitglied der Bürgergesellschaft Köln. Er liebt die Spontanität und Herzlichkeit der Menschen in der Stadt. (Bild: Rakoczy)

Seit vier Jahren ist der 32-jährige Sänger Vincent Schirrmacher Mitglied der Bürgergesellschaft Köln. Er liebt die Spontanität und Herzlichkeit der Menschen in der Stadt. (Bild: Rakoczy)

Köln – „Es war immer mein Traum, einmal diese Arie zu singen: Donizettis „Ah! Mes Ami!“, die mit den neun hohen C. Eine Höhe, die Männer nur durch Technik erreichen können. Und ich habe es geschafft! Es gibt sogar eine Videoaufnahme davon.“ Vincent Schirrmacher freut sich wie Bolle, lacht laut auf und - steckt sich eine Zigarette an. Ist das denn gut für einen Tenor? „Sind nur ganz leichte“, hält er die Packung hoch. Und meint amüsiert: „Geräuchert hält länger.“

Die „Wahnsinnsarie“, wie Schirrmacher sie nennt, hatte er vor der Bürgergesellschaft Köln bei der Verleihung des Ohrenordens zum Besten gegeben. Seit 2006 ist der 32-Jährige Mitglied. Und sicher eines der schillernsten. Er gehört zu den Menschen, die sich die ganze Welt zur Heimat machen können - dank ihrer multikulturellen Herkunft.

Asiatische Wurzeln

Der Name Schirrmacher klingt deutsch. Doch sein Anblick überrascht. Asiatische Wurzeln sind unübersehbar, es gibt aber auch eine kaukasische Note. „Meine Mutter ist eine chinesisch-schottische Sängerin, mein Vater ein mongolisch-japanischer Leistungssportler“, klärt er mit breitem Lachen auf. Shandong in China war Schirrmachers Geburtsort, er wuchs aber bei Pflegeeltern in London auf: „Very british.“

„Ich wollte mit fünf unbedingt ein Klavier, und ich hörte gerne klassische Musik.“ Seine wohlhabenden Eltern förderten seine Leidenschaft. Als Sechsjähriger kehrte er zurück nach China, perfektionierte sein Klavierspiel. „Ich habe schon mit zwölf mein eigenes Geld verdient.“ Zurück in London, zerstörte ein Autounfall dem 16-Jährigen die Aussicht auf eine Pianisten-Karriere. „Also ließ ich mich an der Royal Academy of Music und dann in New York an der Juilliard School zum Musikpädagogen ausbilden.“

Doch ein Lehrer wurde er nicht. Als er einmal in einem Restaurant zum Klavierspiel „O sole mio“ schmachtete, stellte sich ihm der Tenor und Saarbrücker Musikhochschullehrer Raimund Gilvan vor, bot ihm einen weiteren Auftritt an. Und eine Ausbildung zum Sänger. „So kam ich nach Deutschland. Erst zu Gilvan. Seit zehn Jahren lerne ich in Köln bei Professor Josef Protschka.“

„Köln ist mein Ideal“

Preise auf Gesangswettbewerben verbreiteten seinen Ruf als Talent. Das Landestheater Schleswig-Holstein in Flensburg bot ihm das erste feste Engagement, auf dem Lehàr-Festival 2009 in Bad Ischl entdeckte ihn die Volksoper Wien für sich. Ab 2011 wird er dort festes Ensemble-Mitglied sein.

Und was wird dann mit Köln? „Die Wohnung bleibt“, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Köln ist mein Ideal. Ich liebe diese Spontanität hier, die Herzlichkeit, die Offenheit, das habe ich wirklich nirgendwo anders gefunden. Meine Kindheit und die Jugend verliefen mit den vielen Klavierübungen so diszipliniert. In Köln habe ich meine Lockerheit entdeckt. Man muss einer Stimme auch Lebenslust anhören können.“

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