Wasserwerk umgebautRiesige Kessel gespalten

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Der Jäger ist schlauer als der Fuchs, meint Frank Asbeck mit stolzem Blick auf seine etwas eher ungewöhnliche Trophäensammlung sorgsam aufgereiht an der Wand. (Bild: Frommann)

Der Jäger ist schlauer als der Fuchs, meint Frank Asbeck mit stolzem Blick auf seine etwas eher ungewöhnliche Trophäensammlung sorgsam aufgereiht an der Wand. (Bild: Frommann)

Bonn – Unendliche Weiten sehen anders aus, aber Platz für ein paar Löwen wäre allemal auf dem Gelände der Solarworld AG. Dennoch nimmt Frank Asbeck Abstand von der Idee, ein Wildgehege an der Martin-Luther-King-Straße zu bauen; zu heftig waren einige Reaktionen auf seinen Vorschlag. Stattdessen sollen bald 1000 Pommersche Gänse angesiedelt werden.

Seit Anfang des Jahres arbeiten gut 40 Mitarbeiter im ehemaligen Plittersdorfer Wasserwerk. Das Gebäude aus dem Jahr 1961 ist auf den ersten Blick kaum geeignet als Bürofläche. Architekt Ralph Schweitzer hat sich bei der Gestaltung bemüht, den Industriecharakter der Anlage zu erhalten. Der Denkmalschutz war ihm dabei kein Hindernis. Im Gegenteil: „Mir macht das Spaß.“ Riesige Kessel wurden gespalten und dienen nun als Schreibtische. Die Schaltzentrale wurde zum Empfangsbereich umfunktioniert, der von der dunkelbraunen Wandvertäfelung bis zu den Armaturen dem Original entspricht.

Die Ästhetik der 60er Jahre in Kombination mit dem technischen Charakter der Anlage erinnert an die Kulissen von Raumschiff Enterprise. Futuristisch mutet der Konferenzraum mit seinen unverputzten Betonwänden an. Unzählige LED-Lampen ragen aus umlaufenden Rohren. Die Büroräume liegen in einem neu geschaffenen Obergeschoss, das sich um die Oberlichter der Eingangshalle gruppiert. Daran an schließt sich die Vorstandsebene inklusive des Büros des Vorstandsvorsitzenden Frank Asbeck.

Von seinem Schreibtisch aus schweift der Blick durch die Fensterfront über das Rheintal. In seinem Rücken ruhen die Augenpaare von 95 Füchsen auf ihm, oder besser gesagt, was von ihnen übrig ist. In der Eifel habe er die Tiere erlegt, sagt Jäger Asbeck. Für die Heizung des Firmensitzes wird die Brunnenanlage des ehemaligen Wasserwerks genutzt; mit Rheinwasser wird eine Wärmepumpenheizung gespeist. „Wir kühlen den Rhein und erzeugen damit Wärme“, sagt Asbeck. Dabei fallen nach seinen Angaben nur ein Viertel der regulären Heizkosten an. Und nach fünf Jahren habe sich die Investition amortisiert. Die Kapazitäten reichen aus, um bis zu 200 000 Quadratmeter zu beheizen. „Wir behalten uns vor, die Wärme für andere zu nutzen“, sagt Asbeck.

Ein weiteres Bürogebäude, das sich L-förmig an die bestehende Bebauung anlehnt, ist in Planung. Die alte Firmenzentrale an der Kurt-Schumacher-Straße ist schon verkauft: „Da sitzt jetzt die Post“, sagte eine Solarworld-Sprecherin.

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