Depressionen, Ängste, EinnässenWie Mädchen und Jungen leiden

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Therapeut Michael Kölch

Therapeut Michael Kölch

Herr Kölch, wie erleben Kinder die Trennungssituation ihrer Eltern?

Das ist pauschal schwer zu sagen. Wichtig ist, wie Eltern die Trennung gestalten, dann das Alter der Kinder und in welcher allgemeinen Verfassung sie sich befinden. Erst einmal leiden sie unter der Situation, wenn die Familie in die Brüche geht. Sie können sich nicht erklären, warum diese Entscheidung von den Eltern getroffen wurde und was nun mit ihnen geschehen wird. Manchmal entlastet es sie aber auch, wenn die langen Streitereien in der kriselnden Familie endlich aufhören.

Wie reagieren sie?

Zur Person

Michael Kölch ist Universitätsprofessor für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie an der Medizinischen Hochschule Brandenburg und ärztlicher Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Ruppiner Kliniken – Hochschulklinikum der MHB. Er sprach mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ in seiner Funktion als Experte der Deutschen Gesellschaft für Kinder und Jugendpsychiatrie. (ris)

Das kommt darauf an, wie die Eltern mit ihnen umgehen, wie transparent sie ihnen die Trennung erklären. Das ist wichtig, um das Kind von Scham- und Schuldgefühlen zu entlasten. Wenn es schlecht läuft, können Kinder depressiv werden, sie entwickeln Ängste, schlafen schlecht oder nässen ein. Oft werden dann auch die Schulnoten schlechter. Mitunter machen sie sich für die Trennung verantwortlich. Andere entwickeln ein aggressives Verhalten oder versuchen Aufgaben von Erwachsenen zu übernehmen. Es kommt auch vor, dass sie körperliche Beschwerden wie Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen bekommen.

Wie sollten Eltern vor und nach der Trennung am besten mit dem Kind umgehen?

Ein Kind braucht Einfühlung in seine Krisensituation, Trost und Unterstützung. Ideal ist es, wenn beide Eltern auch nach der Trennung für das Kind präsent und sich in Erziehungsfragen einig sind. Damit erspart man dem Kind Loyalitätskonflikte. Es muss sich nicht auf die Seite eines Elternteils schlagen. Die Übergabe des Kindes sollten Eltern nicht dazu nutzen, emotionale Konflikte auszutragen.

Wann benötigen Eltern professionelle Hilfe?

Immer wenn sich beim Kind Symptome zeigen, die über eine normale Trauerreaktion auf die Trennung hinausgehen. Wenn das Kind etwa depressiv reagiert oder die Schulnoten rapide absinken. Ein Alarmsignal ist es auch, wenn das Kind sich weigert, einen Elternteil zu besuchen. Dann brauchen die Eltern auf jeden Fall eine Beratung.

Das Gespräch führte Dirk Riße

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