Aus für Filiale an der Breite StraßeWie es für die Kölner Galeria-Beschäftigten jetzt weitergeht

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27.04.2024, Köln: Das Warenhaus von Galeria Karstadt an der Breite Straße in der Innenstadt. Das Unternehmen will sich im Zuge seiner Sanierung von Filialen mit zu hohen Mietkosten trennen. Die ehemalige Karstadt-Filiale in der Innenstadt soll dazu gehören. 
Foto: Uwe Weiser

Das Warenhaus von Galeria Karstadt an der Breite Straße in der Innenstadt.

Insgesamt 140 Menschen arbeiten im Haus auf der Breite Straße, das im Sommer geschlossen werden soll. Dabei lief die Filiale wirtschaftlich gut. 

Der Schock sitzt immer noch tief bei den Mitarbeitenden des traditionsreichen Galeria-Hauses an der Kölner Breite Straße. Am Samstagmorgen hatte die Belegschaft erfahren, dass ihr Standort geschlossen wird - und das schon zum 31. August. Zuvor waren die Betriebsräte in einer Telefonkonferenz über das endgültige Aus informiert worden. Die anschließende Versammlung der Belegschaft im Restaurant des ehemaligen Karstadt und die Gewissheit, dass nun endgültig Schluss ist, markiert das traurige Ende einer monatelangen, wenn nicht jahrelangen Zitterpartie.

Filiale schreibt schwarze Zahlen

„Wir haben dann das Haus an dem Tag gar nicht mehr geöffnet“, sagt Betriebsrat Stefan Knott dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Stattdessen habe man versucht, zusammen mit der Geschäftsführung am Standort, für die Betroffenen da zu sein und erste Fragen zu beantworten. „Dass nur eines der beiden großen Kölner Häuser überleben wird, war leider immer zu befürchten“, so der Betriebsrat. Woran es schlussendlich im Detail gelegen habe, dass der Kaufhof auf der Hohe Straße überlebe, die Breite Straße aber hingegen nicht, dazu gebe es bislang keine konkreten Aussagen, sagt Knott. Fakt ist aber, dass das Warenhaus in diesem Jahr schwarze Zahlen schreibt, nachdem im vergangenen Geschäftsjahr – auch in Folge der Ausläufer der Corona-Pandemie – ein Minus unter dem Strich stand.

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof und Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus hatten am Samstag veröffentlicht, 16 von 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres zu schließen. Besonders stark von Schließungen betroffen sind mit jeweils drei Häusern Berlin (Ringcenter, Spandau, Tempelhof), Nordrhein-Westfalen (Essen, Köln Breite Straße, Wesel) und Bayern (Augsburg, Regensburg Neupfarrplatz, Würzburg). Außerdem sollen diese Warenhäuser dicht machen: Chemnitz, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Trier Fleischstraße. In Köln bleiben die Häuser an der Hohe Straße und in Nippes erhalten. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1400 werden gehen müssen.

Auch am Montag ist die Verunsicherung und der Schock den Mitarbeitenden in der Kölner Innenstadt noch anzumerken. Kaum einer möchte sich äußern. Ein Verkäufer, der anonym bleiben möchte, bestätigt jedoch, dass für die meisten Beschäftigten das Aus an ihrem Standort völlig überraschend kam: „Wir haben eigentlich damit gerechnet, dass man den Standort Hohe Straße schließen würde, weil da die Miete höher ist.“ Die meisten Kollegen hätten immer sehr gerne bei Karstadt gearbeitet. Das sei wie ein zweites Zuhause gewesen. Vor allem ältere Kollegen und solche in finanzieller Verantwortung seien in einer deutlich schwierigeren Situation, sagt der Galeria-Mitarbeiter, der auch aufgrund seines jungen Alters optimistisch sei, in der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt bald eine Anschlussbeschäftigung zu finden.

Eigene Jobbörse gestartet

Insgesamt 140 Galeria-Beschäftigte werden an der Breite Straße ihren Job verlieren. Hinzu kommen noch Fremdkräfte aus den Bereichen Gastronomie, IT sowie Reisebüro. Mögliche Abfindungen fallen laut Betriebsrat gering aus, da Galeria insolvent ist. „Das sind etwa zwei Gehälter und es gibt auch eine Deckelung“, sagt Stefan Knott. Allerdings gibt es eine Transfergesellschaft, in der die Angestellten für acht Monate geschult und bei der Jobsuche unterstützt werden. „Das ist eine längere Dauer als bei der letzten Insolvenz“, sagt Knott.

Der Betriebsrat hat zudem selbst eine eigene Jobbörse gestartet und Unternehmen aus verschiedenen Branchen in der Region gezielt angeschrieben. „Wir haben sehr gutes Personal, das auch einen starken Service-Gedanken lebt. Das ist in Zeiten des Fachkräftemangels für viele Unternehmen interessant.“ Die Rückläufe seien bislang schion gut. Interessierte Firmen könnten sich unter der Email-Adresse: br.k-breitestrasse162@galerie.de melden.

Enttäuschung bei den Kunden

Vor der Filiale an der Breiten Straße ist die Anteilnahme vieler Kunden groß. „Der Karstadt hier wird fehlen“, sagt Fernando Brida. Normalerweise gehe er bei Karstadt einkaufen, wenn er Klamotten braucht. Fällt die Filiale nun weg, bleibe ihm nur noch der Kaufhof an der Hohen Straße. Für eine Millionenstadt sei das zu wenig. „Ich finde das total schade“, meint auch Aynur Günther. Als mittlerweile Anfang 60-jährige Kölnerin sei sie mit dem Karstadt an der Breiten Straße aufgewachsen. Gut könne sie sich noch an die Zeiten erinnern, als es auf einem der Stockwerke eine Tierabteilung gab. Katzen, Hunde, Fische und andere Haustiere sowie passender Zubehör wurden damals verkauft: „Für mich war das ein Highlight, wie ein Zoobesuch.“ Durch die Schließung gehe ein weiteres Stück Vielfältigkeit in der Kölner Innenstadt verloren.

Viele der jüngeren Kölner, die am Montag unterwegs sind, blicken dagegen mit mehr Gelassenheit auf den Wegfall von Karstadt: „Mich betrifft es nicht, weil ich dort nicht einkaufe, erzählt Laura Diemer. Doch egal, ob sie selbst regelmäßig bei Karstadt einkaufen oder lieber online shoppen: Einig sind sich die Passanten am Montag darin, dass die von der Schließung betroffenen Beschäftigten in dieser Situation ihr Mitgefühl verdienen: „Das ist alles ganz schlimm für die Angestellten. Und die Besitzer verdienen ja wahrscheinlich noch an diesem Umgang“,sagt Norbert Löffler. Die Kleinen blieben am Ende eben immer auf der Strecke.

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