Gender Pay GapStudie zeigt: In diesen Branchen ist die Lohnlücke in NRW am größten

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Gender Pay Gap Symbolbild

Die Differenz zwischen den Durchschnittsgehältern von Männern und Frauen ist weiterhin hoch.

  • Die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen betragen in NRW noch immer fast 20 Prozent.
  • Eine Studie von Gehalt.de hat nun analysiert, in welchen Branchen, Unternehmen und Regionen der Gender Pay Gap am größten ist.
  • Dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ liegen zudem die NRW-spezifischen Daten vor.

Köln – 19,28 Prozent – so groß ist die durchschnittliche Lücke zwischen den Gehältern von Männern und Frauen in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2020. Während Männer in NRW ein durchschnittliches Jahresbruttoeinkommen von 42 475 Euro erhalten, sind es bei ihren Kolleginnen im Durchschnitt nur 34 282 Euro. Dies ergab eine Studie des Vergleichsportals Gehalt.de.

NRW liegt bundesweit auf dem sechsten Platz

Mit dieser Lücke zwischen den Gehältern der beiden Geschlechter – der „Gender Pay Gap“ – hat sich die umfassende Analyse des Gehaltsportals unter dem Titel „Equal Pay 2020“ auseinandergesetzt. Im Rahmen der Studie wurden über einen Zeitraum von zwölf Monaten 76 530 Daten von  650 Nutzerinnen und Nutzern der Plattform untersucht. Verglichen wurden die Gehälter der Teilnehmerinnen und Teilnehmer hinsichtlich der Unternehmensgröße, dem Alter, der Branche, den Berufsbereichen und der Region. Insgesamt kamen die Analysten zu dem Ergebnis, dass Frauen unter gleichen Bedingungen rund 7,5 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. Die unbereinigte Entgeldlücke beträgt minus 23,5 Prozent. Am größten sind die Unterschiede mit 21,4 Prozent in Baden-Württemberg, am niedrigsten in Berlin (11,8 Prozent). Im Bundesvergleich liegt NRW auf dem sechsten Platz.

Gehalt.de-Geschäftsführer Philip Bierbach zufolge ließe sich allgemein feststellen, dass deutschlandweit gesehen eine Korrelation zwischen einem steigenden Gehaltsniveau und einer höheren Entgeldlücke bestehe. So seien die Gehaltsdifferenzen zwischen Frauen und Männern in den neuen Bundesländern schwächer ausgeprägt, da dort insgesamt niedrigere Einkommen vorlägen als in anderen Regionen, heißt es in der Studie.

Neben den regionalen Unterschieden betrachteten Bierbach und seine Kollegen auch die Unterschiede zwischen den verschieden Branchen und Unternehmen. So betrage die bereinigte Gehaltslücke zwischen einem Vertriebsleiter und einer Vertriebsleiterin in einem mittelständischen Maschinenbauunternehmen in Nordrhein-Westfalen etwa 26,97 Prozent. Während ein 45-jähriger Angestellter mit abgeschlossener kaufmännischer Lehre ein Jahresbruttogehalt von 69 289 Euro verdiene, komme eine Frau unter gleichen Bedingungen auf nur 50 603 Euro.

Die unerklärbare Lücke

Darüber hinaus liegen dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ weitere im Rahmen der Studie erhobene Daten über die geschlechterspezifische Lohnlücke in mehreren Branchen speziell in Nordrhein-Westfalen vor. In allen Kategorien wurden Fachkräfte ohne Führungsverantwortung miteinander verglichen. Die NRW-Daten der Studie beziehen sich dabei allein auf die unbereinigte Lohnlücke. „Der unbereinigte Gender Pay Gap benennt keine einzelnen Einflussfaktoren wie die Ausbildung oder die Berufserfahrung der Beschäftigten – er zeigt aber die strukturellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern,“ erklärt Bierbach. „Der bereinigte Wert hingegen steht für die unerklärbare Lücke.“

Gehaltsunterschiede-NRW-01

Demnach finden  sich die größten Gehaltsunterschiede mit  minus 21,2 Prozent in der männerdominierten Elektrotechnik, doch auch in der Finanzbranche herrscht mit minus 20,1 Prozent ein großes Ungleichgewicht zwischen den Gehältern von Männern und Frauen. Am geringsten ist der Gender Pay Gap in der Werbe- und PR-Branche. Dort verdienen Frauen etwa 7,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.

Überraschend hingegen: Auch in Branchen, die üblicherweise keine Unterrepräsentanz von Frauen aufweisen, sind die Gehaltsunterschiede zum Teil beträchtlich. Mit einem Unterschied von minus 19,5 Prozent etwa im Gesundheitswesen, aber auch im Einzelhandel, wo die Lohnlücke minus 22,7 Prozent beträgt und somit negativer  Spitzenwert in Nordrhein-Westfalen ist.

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Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge betrug die Lohnlücke im Jahr 2019 ebenfalls rund 20 Prozent. Der Wert ist jedoch nur bedingt mit den Ergebnissen von Gehalt.de vergleichbar, da bei Letzteren auch Sonderzahlungen, wie etwa Weihnachts- und Urlaubsgeld, eingerechnet wurden. Die Bundesregierung hat es sich zum Ziel gemacht, den Gender Pay Gap bis zum Jahr 2030 um mindestens zehn Prozent zu verkleinern.

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