IW-Studie mit neuer MethodeNirgends in NRW ist das Leben teurer als in Köln

Lesezeit 3 Minuten
20.03.2022
Köln:
Sonnenuntergang über der Skyline von Köln
Foto: Martina Goyert

Sonnenuntergang hinter der Skyline von Köln

Das Institut der deutschen Wirtschaft hat die Lebenshaltungskosten aller 400 deutschen Städte und Kreise miteinander verglichen.

Köln hat die höchsten Lebenshaltungskosten aller nordrhein-westfälischen Städte und Kreise. In der Stadt ist das Leben 9,4 Prozent teurer als im Bundesschnitt. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln und des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung. Sie beziffert erstmals die Lebenshaltungskosten für alle 400 Kreise und Städte in Deutschland.

Kosten für Miete, Strom, Gas und Lebensmittel verglichen

Dafür haben die Forscher die Kosten für Miete, Strom, Gas und Lebensmittel miteinander verglichen und frei zugängliche Preisdaten von Supermärkten wie Rewe, Vergleichsportalen wie Verivox und Verkehrsunternehmen wie der Deutschen Bahn als Quellen genutzt.

Das Ergebnis: Nirgends ist das Leben teurer als in München – mit einem Indexwert von 125 sind die Wohn- und Lebenshaltungskosten dort 25 Prozent höher als im Bundesdurchschnitt. Die Düsseldorfer Preise sind 8,5 Prozent teurer als der Schnitt, Bonn weist einen Preisindex von 106,8 auf. In der Region stechen der Kreis Euskirchen (96,6) und der Oberbergische Kreis (95,9) als besonders günstige Orte zum Leben heraus.

Teurer als Köln sind neben München zum Beispiel die Städte Frankfurt (115,9), Stuttgart (114,8), Freiburg (112,7), Hamburg und Heidelberg (beide 111,5). Am billigsten lebt es sich dagegen im sächsischen Vogtlandkreis und in Greiz in Thüringen, die 9,5 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegen. Gefolgt von Görlitz (9,4) sowie Pirmasens und dem Salzlandkreis mit 9,3 Prozent.

Hohe Kosten fürs Wohnen machen den Unterschied

Für die großen Kostenunterschiede sind wohl allem stark variierende Wohnpreise verantwortlich: Zählt man den Faktor Wohnen mit, ist es in der teuersten Stadt 38 Prozent teurer als im günstigsten Landkreis. Nimmt man ihn aus der Rechnung, liegen gerade einmal sechs Prozent zwischen den Extremwerten. Ohne Wohnen ist Stuttgart am teuersten, allerdings nur mit 4,2 Prozent Aufschlag auf den Bundesdurchschnitt. Dahinter folgen München (2,1), Aschaffenburg (1,8) und Freiburg (1,6).

Dass Wohnen den Unterschied so viel größer macht, hat mehrere Gründe. Einerseits haben die Wohnkosten im Warenkorb der Bürgerinnen und Bürger ein hohes Gewicht. Andererseits sind die Unterschiede auch sehr groß: In München sind die Wohnkosten mit 180,9 Prozent des Bundesschnitts mehr als zweieinhalbmal so hoch wie im Vogtlandkreis mit 68 Prozent. Das schlägt sich in den Zahlen entsprechend nieder. In Köln liegen die Wohnkosten 31,1 Prozent über dem Bundesschnitt, im Kreis Euskirchen knapp elf, in Oberberg gar 15 Prozent darunter.

„Da der Schuh vor allem bei den hohen Wohnkosten in den Großstädten drückt, wäre es hilfreich, die Nachfrage ins Umland umzuleiten, beispielsweise durch eine bessere Infrastruktur“, schreiben die Autoren der Studie. „Damit an den Orten, an denen Wohnungen fehlen, mehr und billiger gebaut wird, sollten Nachverdichtung, Neubau und die Baulandplanung einfacher werden – und dafür braucht es Erleichterungen, wenn es um Bürokratie und Bauvorschriften geht.“

Größere regionale Unterschiede bei Gaststätten und der Pflege

In vielen anderen Bereichen der Lebenshaltungskosten gibt es keine oder nur geringe regionale Unterschiede, wie Christoph Schröder vom IW erklärt. Die Bestellung im Internet, Lebensmittel vom Discounter, Kleidung bei Modeketten oder die Eigenmarken der Supermärkte nennt er als Beispiele.

Größere regionale Unterschiede fanden die Forscher dagegen bei Gaststätten und Hotels aber auch bei den Kosten für Pflege oder bei Versicherungen, wie Schröders Kollege Jan Wendt sagt. Doch die Menge der relativ stabilen anderen Kosten dämpft deren Auswirkungen.

Dementsprechend liegt von den 400 erfassten Kreisen, Landkreisen und Städten der allergrößte Teil ohne Wohnen sehr nahe am Bundesdurchschnitt. Nur 60 weichen mehr als ein Prozent davon ab, Köln weist ohne Wohnen einen Wert von 100,4 auf, der Kreis Euskirchen weicht mit 96,6 deutlich stärker ab – ist also auch ohne Wohnen merklich günstiger. (mit dpa)

KStA abonnieren