Kakaopreis auf AllzeithochSchokolade wird 2024 teurer – Hersteller von Süßwaren in NRW reagiert

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Vollmilchschokolade liegt neben einer mit Kakaopulver gefüllten Tasse auf einem Holzbrett in der Küche.

Deutsche Hersteller von Schokoladen zahlen für Kakao so viel wie noch nie (Symbolbild).

Spekulationen am Weltmarkt und Fluten in Afrika: Lambertz-Inhaber Hermann Bühlbecker erklärt, warum Schoko-Fans dieses Jahr stark sein müssen.

Das Jahr 2024 wird kein gutes für Schokoladen-Freunde. Der Preis für Kakaobohnen ist so hoch wie noch nie. Das dürften auch Verbraucher bald zu spüren bekommen. Hermann Bühlbecker, Alleingesellschafter der Lambertz-Gruppe mit Sitz in Aachen, sagt dieser Zeitung: „Wir werden den Kakao teurer kaufen müssen und mit dem Handel versuchen, diese Zusatzbelastung für den Verbraucher so wenig schmerzvoll wie möglich zu gestalten.“

Anfang dieses Jahres wird auf dem europäischen Markt eine Tonne Kakao für 4000 Euro gehandelt, im Januar 2023 waren es 2400 Euro. Die Internationale Kakao-Organistation (ICCO) gab in ihrem jüngsten Bericht mit 3000 Euro pro Tonne einen zu 34 Prozent höheren Jahresdurchschnittspreis als im vorherigen Kalenderjahr an. Der Trend spitzt sich zu. „In den letzten drei Wochen ist eine neue Dynamik in die Preisentwicklung gekommen“, sagt Bühlbecker. „Aktuell wird der Kakao jeden Tag teurer.“

Lambertz-Inhaber berichtet von Kakaodefizit von 500.000 Tonnen auf dem Weltmarkt

Zunächst stieg der Kakaopreis laut Bühlbecker durch Spekulation. Deshalb hätten Hersteller gedacht, der Markt gebe wieder nach – und die Hersteller schafften keinen Vorrat an. „Die Deckung der ganzen Industrie ist sehr kurz“, sagt Bühlbecker. Jetzt kommen weitere Probleme auf die Hersteller zu, die sie zum Einkauf zu hohen Preisen zwingen dürften. Das Hauptanbauland, die Elfenbeinküste, hatte mit schweren Regenfällen, Überschwemmungen und der Ausbreitung einer Pilzkrankheit an Kakaobäumen zu kämpfen.

Bühlbecker ist auch Honorarkonsul der Elfenbeinküste und berichtet, im Moment sei in den Häfen nicht viel los. „Wir gehen davon aus, dass es dieses Jahr ein Erntedefizit von 500.000 Tonnen Kakao auf dem Weltmarkt geben wird. Das ist ein Drama“, so seine Befürchtung. Das wären zwölf Prozent der weltweiten Kakaoernte. Und eine Entspannung auf dem Schokoladenmarkt ist nicht in Sicht. „Wenn die Ernte so schlecht ist, muss man damit rechnen, dass unsere Einkaufspreise auch dauerhaft hoch bleiben“, sagt der Lambertz-Gesellschafter.

Handel gibt Preise für Süßwaren vor

Wie stark der Preis für Tafeln im Supermarkt anziehen wird, ist noch nicht klar.„Im Moment ist noch nicht absehbar, in welcher Größenordnung wir uns bewegen werden, wir stehen erst am Anfang einer völlig undurchsichtigen Entwicklung“, sagt Bühlbecker. Zwar wurde Schokolade in den vergangenen Jahren auch teurer, aber nicht mehr als andere Lebensmittel. Der Verbraucherpreisindex des Statistischen Bundesamts zeigt 2023 für Nahrungsmittel eine Preissteigerung von 31 Prozent im Vergleich zu 2020, für Schokolade eine von 27 Prozent.

Die Preise für Süßwaren gibt vor allem der Handel vor. Erst am Dienstag legten die Supermarktkette Edeka und der US-Lebensmittelkonzern Mars ihren eineinhalb Jahre dauernden Streit über Preise bei. Die steigenden Kosten habe man intern nicht mehr auffangen können, was Edeka nicht akzeptieren wollte. Auch die Lambertz-Gruppe bereitet sich darauf vor, Kosten einzusparen, wo es gehe – nicht aber an der Rezeptur, sagt Bühlbecker. Der Lambertz-Inhaber zählt die Bürokratie und hohe Personalkosten als sowieso schon schwierige Voraussetzungen für die Produktion in Deutschland auf. 60.000 Menschen sind bundesweit in der Süßwarenindustrie beschäftigt.

Kakao- und Zuckerpreis treiben Schokoladenkosten in die Höhe

Deutschland ist in Europa führendes Erzeugerland von Schokoladen. Die deutsche Süßwarenindustrie exportierte 2023 zum ersten Mal weniger Waren als im Vorjahr, teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie auf der größten Messe der Branche in Köln im Januar mit. Ein Grund könnte sein, dass auch Zucker teurer wurde, um 55 Prozent im Vergleich zu 2020. Der Kölner Zuckerproduzent Pfeifer & Langen etwa verzeichnete wegen der Witterung 2023 kein gutes Zuckerrübenjahr. Laut Süßwarenverband liegt das Preisniveau in der EU derzeit 20 Prozent über dem Weltmarktpreis.

Bühlbecker sagt, 70 Prozent der Rohstoffkosten einer Tafel machten Kakao und Zucker aus.„Wir können froh sein, wenn überhaupt hinreichend Schokolade im kommenden Sommer und Herbst zur Verfügung steht. Dass es solche Engpässe gibt, haben wir noch nie erlebt.“

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