PumpenherstellerLeybold will 210 Stellen in Köln streichen

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Die Kölner Traditionsfirma Leybold gehört nach dem Rückzug von Oerlikon seit wenigen Monaten zu Atlas Copco.

Die Kölner Traditionsfirma Leybold gehört nach dem Rückzug von Oerlikon seit wenigen Monaten zu Atlas Copco.

Köln – Der Kölner Vakuumpumpenhersteller Leybold baut ein Viertel seiner Stellen am Stammsitz Köln ab. Bis 2018 sollen 210 von gut 800 Mitarbeitern das Unternehmen verlassen. Zur Begründung sagte Geert Follens, Manager der schwedischen Leybold-Mutter Atlas Copco: Die finanzielle Situation von Leybold als Gruppe habe sich seit ein paar Jahren verschlechtert.

Daher müssten „Maßnahmen ergriffen“ werden, die man sozialverträglich durchführen wolle. Ziel sei es, die Zukunft des Unternehmens langfristig zu sichern, hieß es am Freitagmittag auf einer Betriebsversammlung.

Schwedische Expansion

Atlas Copco, schwedischer Industrieriese , hat weltweit mehr als 43 000 Mitarbeiter, darunter auch rund 500 in Köln-Sürth, wo Turbokompressoren für Kraftwerke montiert werden.

In der Sparte Vakuum-Pumpen expandieren die Schweden stark. Vor dem Erwerb von Leybold Vacuum hatten sie im Jahr 2013 bereits für rund 1,6 Milliarden Dollar den britischen Leybold-Konkurrenten Edwards gekauft. (fs)

Der Kölner IG-Metall-Chef Witich Roßmann sprach von einem angekündigten „Kahlschlag“ an der Bonner Straße, den es zu verhindern gelte. Es dürfe keine betriebsbedingten Kündigungen geben. Die Belegschaft sorge sich um die Zukunft des Standortes. Der massive Stellenabbau könne in hohem Maße die Qualität der Arbeit in allen Bereichen des Unternehmens gefährden – von der Forschung und Entwicklung über Einkauf und Vertrieb bis zur Produktion, so der Gewerkschafter.

Brief an Oberbürgermeisterin

Die IG Metall fordert in einem Brief an die Stadt Köln und die Oberbürgermeisterin, die den Standort Bayenthal für eine zukunftsfähige Produktion und Entwicklung von Vakuumpumpen zu sichern. Es dürfe dort keine Umwidmung von Industrieflächen in Gewerbe- oder Wohngebiet geben. Die Oberbürgermeisterin habe bereits in diesem Sinne an das Management von Atlas Copco geschrieben.

Die IG Metall weist darauf hin, dass es bei Leybold „weit über dem Durchschnitt der Metall- und Elektroindustrie liegende Gewinne“ für die Eigentümer gebe. „Die breite Aufstellung der Produkte gewährleistet auch in wechselnden konjunkturellen und technologischen Trends eine gute Auslastung der Produktion“, so Roßmann.

Die Entwicklung der Produktion, der Umsätze und der Ergebnisse sowohl bei Leybold Vacuum in Köln als auch bei Konkurrenten wie Pfeiffer und Busch zeige, „dass an deutschen Standorten konkurrenzfähig für die Weltmärkte produziert werden kann“.

Atlas Copco müsse die Stärken des Kölner Standortes durch gezielte und nachhaltige Investitionen in neue Maschinen, in Forschung und Entwicklung, Aus-und Weiterbildung der Mitarbeiter und in effiziente Produktions- und Ablaufprozesse weiter fördern, sagte Roßmann. Hier sei von der alten Geschäftsführung viel versäumt worden.

Leybold Vacuum war erst vor wenigen Monaten vom Schweizer Oerlikon-Konzern an die schwedische Atlas Copco AB verkauft worden, nachdem die Kartellbehörden zugestimmt hatten. Der Preis betrug 525 Millionen Schweizer Franken (mehr als 480 Millionen Euro).

1850 gegründet

Leybold stellt Pumpen her, die etwa in Klimaanlagen eingebaut werden, aber auch in der Autoindustrie, in der Produktion von beschichtetem Glas oder bei der Herstellung von Solarmodulen Verwendung finden.

Das Traditionsunternehmen war im Jahr 1850 als Geschäft für Apothekenbedarf gegründet worden. Die Firma beschäftigt heute insgesamt 1645 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte am Rhein. Produziert wird in Köln und Dresden sowie in Frankreich und in der Volksrepublik China.

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