Viele Geschäfte, eine BestellungNeuer Lieferdienst bringt Waren aus Kölner Läden – am selben Tag

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Plakat des Unternehmens Home-Ride mit der Aufschrift Liefer Colonia!

Home-Ride Plakatkampagne in Köln

Die drei Gründer lassen jetzt Waren von Baumärkten, Fachgeschäften, Deko-Läden und Floristen liefern.

Lieferdienste gibt es in Köln zuhauf. In mehr oder weniger kurzen Zeiträumen bringen sie Lebensmittel, Essen aus dem Restaurant, manche von ihnen auch Blumen oder Kosmetikprodukte an die Haustür. Nun ist ein Kölner Start-up auf den Markt getreten, was noch einen Schritt weiter geht: Auf der Plattform Home-Ride können die Kundinnen und Kunden bei den teilnehmenden Einzelhändlern geschäftsübergreifend einkaufen – und sich die Produkte dann gebündelt am selben Tag nach Hause liefern lassen.

„Unsere Plattform soll die Innenstadt abbilden“, sagt Gründer Hendrik Lallensack. „Unsere Kunden können sich querbeet einen Warenkorb aus dem Live-Sortiment der Geschäfte zusammenstellen.“ Nur besonders sperrige Produkte sind ausgenommen. Zu Beginn gibt es 13 teilnehmende Geschäfte. So könne man sich derzeit beispielsweise Medikamente aus der Apotheke am Neumarkt, Heimwerker-Bedarf aus einem Toom-Baumarkt, Teller von Butlers und Elektronik von Media Markt in einem Rutsch nach Hause liefern lassen. Bis zum Sommer soll die Zahl der teilnehmenden Geschäfte auf 30 bis 40 steigen.

Kölner Start-up Lamica stellt die Lieferungen zu

Geht eine Bestellung ein, bekommen die jeweiligen Einzelhändler eine Benachrichtigung und bereiten die Produkte zur Abholung vor. Zugestellt werden sie vom Kölner Kooperationspartner Lamica mit elektrischen Lastenrädern in einem vorab ausgewählten Lieferfenster. „Damit sind wir deutlich schneller als ein E-Commerce-Händler“, so Lallensack. Die Lieferung kostet 3,50 Euro Liefergebühr, egal, in wie vielen Geschäften sie einkaufen.

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Die drei Gründer von Home-Ride – neben Hendrik Lallensack auch Mirco Meyer und Michael Müller – wollen nach eigener Aussage den kriselnden stationären Einzelhandel bei der Digitalisierung unterstützen. Die drei sind gelernte Einzelhandelskaufleute und mit familiengeführten Geschäften aufgewachsen. Kennengelernt haben sie sich im Studiengang Retail Management an der Rheinischen Fachhochschule Köln.

Home-Ride Gründer Michael Müller, Hendrik Lallensack und Mirco Meyer

Home-Ride Gründer Michael Müller, Hendrik Lallensack und Mirco Meyer

„Wir haben im Grunde den Inhalt unseres Studiums in ein Start-up verwandelt“, erzählt Lallensack. Dort habe das Thema Omnichannel im Mittelpunkt gestanden – also Handelskonzepte, die Online- und Offline-Einkauf verbinden. Bislang habe es in der Praxis aber an einer Plattform gemangelt, die das effektiv verzahne. „Wir sind die Schnittstelle zwischen Handel, Logistik und Endverbraucher.“ Für den Handel sollen die Home-Ride-Käufe eine zusätzliche Kundschaft erschließen: nämlich zum Beispiel die, die sich in Nippes sonst nicht auf den Weg zu einem Baumarkt in Zollstock machen würde. Dafür zahlen die Händler eine Verkaufsprovision an Home-Ride. Home-Ride zahlt wiederum pro Lieferung Geld an Lamica.

Home-Ride macht mit Lieferungen keine Verluste

Die Zeit, mit einem solchen Konzept Investorengelder einzusammeln, war für Home-Ride nicht die günstigste. Zum einen sinkt die Zahl der Einzelhandelsgeschäfte seit Jahren, die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung noch einmal beschleunigt. Zum anderen kommen auch Liefer-Start-ups zunehmend in Bedrängnis. Denn das Geschäft mit Lieferungen ist gerade zu Beginn häufig hochdefizitär. 2022 strauchelte zum Beispiel der mit über einer Milliarde Euro bewertete Schnelllieferdienst Gorillas und wurde schließlich vom Konkurrenten Getir geschluckt. 

Home-Ride macht zwar keine Angaben zur Höhe der Provision, die es von den Händlern bekommt, gibt aber an, dass das operative Liefergeschäft von Beginn an rentabel sei. „Wir sind kein Start-up, was Millionen verbrennt“, sagt Lallensack.

Konzept soll auf Städte wie Düsseldorf ausgeweitet werden

Mit diesem Konzept überzeugte man am Ende auch die Investoren. Insgesamt hat das Start-up bislang eine siebenstellige Summe eingesammelt – unter anderem von Xpress Ventures, einer Investment-Tochter des Logistikdienstleisters Fiege. Home-Ride schaffe „eine erste, wirklich übergreifende Wareninfrastruktur im Einzelhandel“, hieß es dort in einer Mitteilung zur Finanzierung. 2021 wurde Home-Ride außerdem vom Handelsforschungsinstitut EHI ausgezeichnet.

Derzeit reicht das Liefergebiet von Home-Ride im Kölner Süden und Westen bis zum Militärring, in Ehrenfeld bis etwa zur Äußeren Kanalstraße, im Norden bis Nippes und Riehl. Rechtsrheinisch werden Deutz, Teile von Mülheim und Kalk angesteuert. Das Gebiet soll aber sukzessive wachsen und perspektivisch auch den Stadtrand umfassen. Außerdem will Home-Ride das Konzept künftig auf weitere Städte ausweiten und zum Beispiel nach Düsseldorf expandieren.

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