Hohe BelastungÜberfordert im Job – was kann man tun?

Lesezeit 4 Minuten
Einfach zu viel Arbeit? Wer im Job überfordert ist, sollte herausfinden, woran das liegt.

Einfach zu viel Arbeit? Wer im Job überfordert ist, sollte herausfinden, woran das liegt.

Manchmal ist im Job einfach alles zu viel – Arbeitnehmer sind überfordert. „Dann müssen sie auf Ursachenforschung gehen“, sagt Karriereberater Thorsten Knobbe. Einerseits kann es zeitlich nicht passen: Es ist mehr zu tun, als zu schaffen ist. Wenn ein Team sich selbst organisiert, also Aufgaben untereinander verteilt werden, lohnt sich eine Teamsitzung. „Der Betroffene sollte ansprechen, dass es so nicht geht, Aufgaben eventuell anders verteilt werden müssen“, rät Knobbe.

Ist der Vorgesetzte für die Aufgabenverteilung verantwortlich, ist ein Gespräch mit ihm angesagt. Arbeitnehmer sprechen das Problem Arbeitsbelastung am besten direkt an. Doch Knobbe warnt: Oft ändert sich die Belastung – es gibt Phasen, in denen ist mehr zu tun als in anderen. Deshalb gilt es, abzuwarten. „Ich würde nicht nach einer Woche zum Chef gehen, sondern gucken, wie sich die Lage entwickelt“, sagt Knobbe. Ist das Problem aber von Dauer, sollten Betroffene das Gespräch suchen.

Teilzeit eingestellt – aber Vollzeit Leistung bringen

Knobbe warnt außerdem davor, dass Arbeitnehmer, die eigentlich nur in Teilzeit arbeiten, Vollzeit eingespannt werden. „Das kommt ja relativ oft vor, dass jemand dann munter die gleiche Arbeit machen muss wie vorher.“ Betroffene sollten sich hier ebenfalls direkt an den Vorgesetzten wenden und deutlich machen, dass das so nicht geht.

Andererseits sind einige Arbeitnehmer inhaltlich überfordert. Dann sollten sie sich fragen, ob sie den Job, so wie sie ihn machen, weitermachen wollen. Ist das der Fall, fragen sie den Chef am besten nach einer Weiterbildung, rät Knobbe. Denn wenn die inhaltlichen Anforderungen die Fähigkeiten überschreiten, sollten Arbeitnehmer eine solche Maßnahme vom Chef einfordern.

Wie erkennt man ein Burnout? Das zeigt die Fotostrecke:

Generell ist es wichtig, es nicht soweit kommen zu lassen, dass sich die Überforderung auf die Arbeit auswirkt. „Wenn sich Fehler einschleichen, die womöglich auch erst von anderen bemerkt werden, ist es zu spät“, sagt Knobbe. Am besten ist es, vorher die Reißlinie zu ziehen und das Gespräch zu suchen.

Manchmal können Arbeitnehmer auch nicht Nein sagen – und ziehen sich so zu viele Aufgaben an Land. Wie man dieser „Nettigkeitsfalle“ entkommt, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Eigentlich ist es eine gute Eigenschaft: das Nettsein. Aber wer immer nur nett ist, kann sich im Beruf Probleme einhandeln. Denn dann droht die Gefahr, ausgenutzt und nicht ernst genommen zu werden, erklärt Karriereberater Martin Wehrle. Er bezeichnet es als Nettigkeits-Falle. Die Kollegen merken, dass der Nette nicht Nein sagen kann – und nutzen das aus.

Aber woran merkt man nun, dass die eigene Nettigkeit zur Falle geworden ist? Laut Wehrle hört man am besten auf seine Intuition: Wer zu einer Aufgabe spontan Ja sagt, es aber eigentlich gar nicht kann oder möchte, fühlt sich danach nicht gut. Zieht man dieses Verhalten lange durch, drohen Burn-out und Depression, warnt Wehrle. Es dürfe eben nicht vergessen werden, nett zu sich selber zu sein, auf die eigenen Bedürfnisse zu hören.

Mehr Nein-Sager-Tipps gibt es in der Fotostrecke:

In kleinen Schritten müssen die Netten daher lernen, Nein zu sagen. Wie geht das? Erst einmal, indem sie sich Zeit für die Antwort nehmen, um nicht doch spontan Ja zu sagen. Wehrle rät zu einer Antwort wie: „Gib' mir etwas Zeit, ich komme auf dich zu.“ Dann überlegt man, ob man die Aufgabe übernehmen kann und geht noch einmal auf den Kollegen zu.

„Wenn ich Nein sage, muss ich ganz klar Nein sagen“, rät Wehrle. Also nicht: „Ich kann eigentlich nicht.“ Dann hört der Kollege nämlich das Ja zwischen den Zeilen. Und auch eine Entschuldigung ist nicht nötig. Sie könne schon als Einfallstor dafür gelten, dass man das Ja doch noch bekommt. Stattdessen sagt man freundlich und mit tiefer Stimme: „Nein, das passt bei mir nicht.“

Alternativen anbieten statt rigoros abzusagen

Fragt ein Vorgesetzter, ob man noch ein weiteres Projekt übernehmen kann, bietet man zum Beispiel eine Alternative an, statt die neue Aufgabe einfach zusätzlich zu übernehmen. Das geht etwa so: „Ich habe gerade dieses, dieses und dieses Projekt. Wenn ich eines davon abgeben kann, könnte ich das neue übernehmen. Ansonsten bin ich im Moment ausgelastet.“

So verschafft man sich den Respekt von Kollegen und Vorgesetzten. Angst haben, als faul und nicht belastbar zu gelten, braucht man nicht. Im Gegenteil, die anderen denken eher: „Der schafft etwas.“

Frauen haben häufig noch die Sorge, dass sie als zickig gelten, wenn sie Nein sagen. Und sagen sie das erste Mal Nein, müssen sie tatsächlich in Kauf nehmen, in dem Moment womöglich als schwierig zu gelten. Aber mit der Zeit gewöhnen sich die Kollegen daran, beruhigt Wehrle.

Und natürlich muss man nicht vom Ja-und-Amen-Sager zum permanenten Nein-Sager werden: Stattdessen gilt es, ein Gleichgewicht zwischen Geben und Nehmen zu finden. Übernehmen Kollegen auch einmal für einen selbst eine Aufgabe, kann man auch zu ihrer Bitte weiter Ja sagen, wenn es zeitlich passt. (dpa)

KStA abonnieren