ZDF–TalkshowInteresse für Medizin wecken

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Karella Easwaran hat eine Kinderarztpraxis in Köln-Sülz und ist Mitglied der Stammbesetzung von „Die Ärzte“. BILD: ZDF

Karella Easwaran hat eine Kinderarztpraxis in Köln-Sülz und ist Mitglied der Stammbesetzung von „Die Ärzte“. BILD: ZDF

Karella Easwaran ist es gewohnt, geduldig Fragen zu beantworten. In der Regel geschieht das jedoch in ruhiger Atmosphäre in ihrer Praxis in Köln-Sülz. Doch seit Oktober hilft die promovierte Medizinerin nicht nur dort ihren Patienten, sondern berät in der Fernsehsendung „Die Ärzte“, die wochentags um 10.30 Uhr im ZDF läuft, die Zuschauer. In dem Medizintalk, der von Andrea Ballschuh moderiert wird, gibt Easwaran gemeinsam mit ihren Kollegen Thomas Kurscheid und Joe Bausch - bekannt durch seine Rolle als Gerichtsmediziner im Kölner „Tatort“ - täglich eine dreiviertel Stunde lang Informationen und Tipps zu ihrem Fachgebiet und zu Naturheilverfahren, Homöopathie und Akupunktur.

Wie ein Arztbesuch

„Mein Anspruch ist, dass die Zuschauer eine genauso kompetente Beratung erhalten wie bei einem Arztbesuch“, sagt die Kinderärztin. Natürlich solle die Show auch unterhalten, aber das sei nicht das Wichtigste: „Das ist eine ernsthafte, informative Sendung. Man kann locker über Medizin sprechen, aber das Ziel ist nicht, witzig zu sein“, sagt die 44-Jährige. Zum Fernsehen ist Easwaran, die in Äthiopien aufgewachsen ist und in Ungarn studiert hat, durch Zufall gekommen. Eine Freundin der Ärztin kennt den Produzenten der Sendung, der lud sie zum Casting ein. „Deutschland ist groß, es gibt so viele Ärzte, warum sollten die also ausgerechnet mich nehmen?“, fragte sie sich. Doch dann habe sie nicht lange nachgedacht, sondern sei einfach zu dem Casting gefahren und konnte überzeugen. „Ich habe viel Fotoerfahrung, da ich lange als Model gearbeitet habe, aber vor der Fernsehkamera zu stehen war für mich neu“, sagt Easwaran, die nach ihrem Studium nach Deutschland gekommen war, um zu modeln und ihren Facharzt zu machen.

„Die Ärzte“ wird blockweise in München aufgezeichnet. Vorbild der Sendung ist die amerikanische Show „The Doctors“, die in den USA seit 2008 mit großem Erfolg ausgestrahlt wird. Für die deutsche Version sprechen die Mediziner im Vorfeld mit der Redaktion die Themen ab, um sich dann auf die Sendung vorzubereiten.

Fragen, die behandelt werden, sollen immer möglichst viele Zuschauer ansprechen. Was hilft bei Keuchhusten? Ist Impfen sinnvoll? Was kann man gegen Übergewicht bei Kinder tun? Was tun bei Rückenschmerzen? Sind Krampfadern gefährlich? Bei einigen Fragen unterstützen Orthopäden oder andere Fachärzte die drei Mediziner. Das Studiopublikum wird regelmäßig in die Sendung eingebunden. Fernsehzuschauer können Fragen per Mail schicken und nach einigen Folgen mit einem der Ärzte chatten.

Bei den ersten Aufzeichnungen habe sie sich die ersten Sätze auf Karten geschrieben, doch das habe nicht geholfen: „Ich habe die Aufzeichnungen weggeworfen. Ich versuche, wie in meiner Praxis zu sein und so zu antworten.“ Der zweifachen Mutter ist es ein Anliegen, bei den Zuschauern Interesse für Medizin zu wecken und ihnen die Scheu zu nehmen. „Medizin wird in Deutschland immer als sehr trockener Stoff verstanden, aber man kann es auch so präsentieren, dass es informativ und interessant ist.“

Zudem werde das Thema Medizin in der deutschen Gesellschaft zu negativ bewertet. „Hier verbindet man mit Medizin immer nur Krankheit und Tod. Die Menschen müssen aber lernen, dass Krankheit und Tod eben auch zum Leben gehören, ein Teil des Lebens sind“, sagt Easwaran. Erst wenn dies geschehe, sei ein vernünftiges Verhältnis zu diesen Themen möglich.

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