Australien sprengt Flüchtlingsschiff

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Die australische Marine sprengte ein Schiff.

Die australische Marine sprengte ein Schiff.

Sydney – Zehn Kilometer vor der australischen Weihnachtsinsel sprengten die Behörden ein indonesisches Schiff, das 360 Asylsuchende an Bord hatte. Die Flüchtlinge wurden zum Festland transportiert. Australien will so den Menschenschmuggel eindämmen. Einem weiteren Schiff verweigerte die Regierung die Einreise. Der Frachter war von 434 überwiegend afghanischen Flüchtlingen gekapert worden. „Das Schiff hat nicht die Erlaubnis, in australische Hoheitsgewässer zu fahren, und es wird keine Erlaubnis bekommen, in Australien oder in australischen Territorien anzulanden“, sagte Ministerpräsident John Howard in Canberra. „Es wird Zeit“, so Howard, „ein Signal an Menschenschmuggler zu senden, dass Australien keine leichte Beute ist.“ Es ist das erste Mal, dass das Land einem Schiff mit Flüchtlingen die Einreise verweigert. Hunderte der Betroffenen gingen daraufhin in den Hungerstreik.

Der Frachter „Tampa“ hatte die Flüchtlinge in indonesischen Hoheitsgewässern an Bord genommen, nachdem ihr eigenes Schiff ein Notsignal abgesetzt hatte. „Unserer Ansicht nach ist dies deshalb eine Angelegenheit des internationalen Rechts, ein Problem, das von den Regierungen von Indonesien und Norwegen gelöst werden muss,“ sagte Howard. Australien werde den Bootsflüchtlingen jedoch humanitäre Hilfe wie Wasser, Nahrung und Medikamente zukommen lassen. Zu diesem Zweck werden Hubschrauber eingesetzt. Ein weiteres Flüchtlingsschiff wurde von den australischen Behörden gesprengt.

Ein Sprecher der indonesischen Flotte sagte, dass Indonesien das Schiff nicht wieder in seine Gewässer einreisen lasse. „Die Asylsuchenden hatten nie die Absicht, in Indonesien zu bleiben. Wir können das Schiff nicht in unsere Hoheitsgewässer einfahren lassen. Wenn sie trotzdem hineinfahren, werden wir sie ausweisen müssen,“ sagte der Flotten-Sprecher. Die australische Regierung verlangt von Indonesien, den Flüchtlingsstrom über den asiatischen Inselstaat aufzuhalten, doch scheint es zahlreiche indonesische Beamte zu geben, die den Menschenschmuggel gegen Bestechungsgelder unterstützen.

Die „Tampa“ ankerte am Montag vor der Weihnachtsinsel (Christ mas Island), die nur 350 Kilometer südlich von Indonesien, aber 1500 Kilometer westlich des australi schen Festlands liegt. Die Insel ge hört zum australischen Staatsge biet. Der Kapitän des Schiffes, Arne Rinnan, sagte, die Flüchtlinge hätten ihn zum Abdrehen in Rich tung Australien gezwungen, indem sie drohten, über Bord zu springen. Nach Indonesien

Sein Schiff mit 27 Mann Besatzung war ursprünglich auf dem Weg nach Indonesien. „Wir waren enttäuscht, dass wir nicht in Australien landen konnten, wir hatten erwartet, diese Leute heute Morgen an Land setzen zu können“, sagte Rinnan. „Zurzeit ist alles ruhig, weil die Flüchtlinge die Weihnachtsinsel sehen können. Ihnen ist noch nicht gesagt worden, dass sie nicht an Land gehen dürfen.“

Die harte Haltung gegenüber den Flüchtlingen wurde auch von der Opposition in Australien befürwortet. Das Land versucht, sich mit strengen Gesetzen gegen die illegale Einwanderung aus Asien zu wehren. Alle ankommenden Flüchtlinge werden in Lagern interniert, bis ihre Anträge bearbeitet sind. Derzeit leben etwa 3600 Menschen in neun Lagern, die oftmals im kargen Hinterland liegen. Die Situation in den Lagern ist angespannt, immer wieder kommt es zu Aufständen, Hungerstreiks und Selbstverstümmelungen.

Australische Kirchen und Menschenrechtsgruppen protestieren gegen die Internierung, die die Menschenrechte der Flüchtlinge verletze. „Menschen daran zu hindern, Schutz zu suchen, ist unvereinbar mit unseren internationalen Verpflichtungen“, sagte die Vorsitzende des australischen Flüchtlingsrats Margaret Piper. In den vergangenen Tagen waren mehr als 1500 illegale Einwanderer hauptsächlich aus Afghanistan, dem Iran und dem Irak in Australien eingetroffen. Pro Jahr reisen etwa 5000 illegale Einwanderer ein.

(rtr, dpa, afp)

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